In «die grüne», Ausgabe 3/2025, wurde das sechsjährige Ressourcenprojekt Staffelkulturen vorgestellt. Bei diesem Verfahren werden auf einer Parzelle zwei Kulturen gestaffelt angesät und schliesslich auch gestaffelt geerntet. Das Ziel dieses Verfahrens ist es, Ressourcen wie Boden, Wasser und Dünger effizienter zu nutzen.

«Ich bin überzeugt, dass wir mit Staffelkulturen eine höhere Flächenproduktivität erreichen. Sprich, dass wir pro Düngereinheit und Pflanzenschutzmittel mehr Ertrag erreichen können», sagt Reto Minder. Der Landwirt und Swiss-No-Till-Präsident baut seine Kulturen seit 27 Jahren überzeugt im Direktsaatverfahren an. Für ihn ist eine höhere Effizienz nicht nur umweltschonender, sondern auch wirtschaftlicher.

Zwei Formen von Staffelkulturen werden auf dem Betrieb von Reto Minder in Jeuss FR umgesetzt. Innerhalb des Projektes baut er dieses Jahr diese zwei Kombinationen an:

  • Winterweizen und Soja
  • Zuckerrüben und Körnermais

Mit Cultan ganz punktuell düngen

Die ersten Vorbereitungen wurden bereits getroffen. Bei der Kombination Winterweizen-Soja wurde der Winterweizen im Herbst 2024 gesät, in Streifen direkt in eine Gründüngung. Somit bleibt zwischen den Weizenstreifen der sogenannte Schacht frei, bis Soja zwischen Ende April und Anfang Mai 2025 dazwischen gesät werden kann.

Ein Teil der Düngung wurde ebenfalls bereits umgesetzt. Die erste Düngergabe erfolgte bereits Ende Februar 2025. Dort hat Minder den Winterweizen normal mit Bor-Ammonsalpeter angedüngt. Normal im Sinn davon, dass der Dünger auf die ganze Fläche gestreut wurde. Danach folgte am 5. April 2025 die zweite Düngergabe in Form einer Cultan-Düngung. Cultan ist eine Depotdüngung mit Ammoniumsulfat. Dieser Dünger stammt aus der Kläranlage, wo mithilfe von Schwefel das Ammonium herausgetrennt wird. Der Gehalt pro 100 Liter liegt bei je etwa 10 kg Ammonium und Schwefel.

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Der flüssige Ammoniumdünger wird mithilfe von Stachelrädern (siehe Bild) in den Boden injiziert. Dabei besteht die Möglichkeit, eine Reihendüngung vorzunehmen, also einzelne Injektoren zu schliessen oder zu demontieren. Das wurde umgesetzt, damit bei der zweiten Düngung lediglich die Fläche mit dem Winterweizen gedüngt wird. Die Streifen, in die Soja eingesät wird, wurden nicht gedüngt. Somit wird die Stickstoffmenge auf die effektive Fläche des Weizens angepasst. Flächenmässig gesehen werden 50 Prozent Weizen und 50 Prozent Soja angebaut. Statt auf 16 Scharen wurde nur bei 8 Scharen Weizen gesät. Im Wechsel werden bei Minder immer zwei Reihen Weizen und zwei Reihen Soja angesät.

Die Stickstoffmenge wird auf zwei Drittel reduziert, mit dem Ziel, dass mit 50 Prozent Weizenfläche nahezu 100 Prozent Ertrag generiert wird. «Ich priorisiere den Weizen bezüglich meiner Ertragserwartungen. Beim Soja müssen wir noch Erfahrungen sammeln», erklärt Minder. Beim IP-Suisse-Extenso-Weizen rechnet Minder mit 60 bis 70 dt/ha.

Pflanzenschutzmittel muss für beide Kulturen passen

Der Pflanzenschutz ist etwas herausfordernd im Staffelkulturverfahren. Denn dieser kann im Vergleich zur Düngung weniger gut punktuell vorgenommen werden. Beim Herbizid musste Minder ein Mittel finden, welches sowohl für Weizen als auch für Soja kompatibel ist. Er hat sich für das Produkt Artist von Bayer entschieden. Dieses enthält den Wirkstoff Flufenacet, welcher möglicherweise bald nicht mehr bewilligt sein wird (siehe Artikel S. 42).

Für dieses Jahr kann Flufenacet noch angewendet werden. Am 20. März2025 erfolgte eine flächige Herbizidbehandlung.

Kombination Smart-Zuckerrüben und Körnermais

Bei der Kulturkombination Zuckerrüben und Körnermais wurden die Zuckerrüben am 2. April 2025 gesät. Die Saat erfolgte mittels Direktsaat in eine abgefrorene Gründüngung. Vorgängig wurde lediglich am Rand der Parzelle Glyphosat gespritzt, ansonsten erfolgte die Saat ohne Totalherbizid.

Bei der Direktsaat von Zuckerrüben ist es wichtig, nicht zu früh zu säen. Reto Minder meint, dass hier Geduld gefragt sei. Wenn der Boden nicht maschinell bewegt wird, braucht er länger, bis er sich erwärmt. Deshalb wurde mit der Saat zugewartet, bis die Keimtemperatur erreicht wurde. Gesät wurde mithilfe eines Lenksystems für maximale Präzision. Die Schächte für den Mais wurden freigehalten. Geplant ist die Saat von abwechselnd vier Reihen Rüben und zwei Reihen Mais.

Die Herbizidbehandlung ist in dieser Kombination wegen der Conviso-Smart-Zuckerrüben simpler. Das Herbizid Conviso One wird auch vom Mais gut vertragen. Fungizide und Insektizide werden keine eingesetzt, die Zuckerrüben werden im IP-Suisse-Verfahren angebaut. Somit fallen die Herausforderungen bei der Wahl kompatibler Pflanzenschutzmittel weg.

«Die Kulturkombination Smart-Zuckerrüben und Körnermais ist vom Aufwand her sensationell», sagt Minder. Nach der Saat braucht es lediglich zwei Herbizid-Splits und eine den Kulturen angepasste Düngung. Mit konventionellen Zuckerrüben wäre der Anbau möglich, aber deutlich anspruchsvoller.

«die grüne» berichtet über die weiteren Verfahrensschritte und die Pflanzenentwicklung. Die Umsetzung bei Reto Minder ist ein Beispiel. Andere ProjektteilnehmerInnen setzen den Staffelkulturanbau teilweise anders um bezüglich Düngermenge, Düngerart, Saatverfahren und Saatabständen.