Diesen Frühling haben wir den alten Schweinemaststall in einen Pensionspferdestall umgebaut und einen Reitplatz erstellt. Ich schrieb an dieser Stelle, dass der Stall pünktlich am Vorabend des vereinbarten Einzugstermins bezugsbereit war. Das heisst aber nicht, dass die Baustelle auch fertig abgeschlossen war.

Dass der Teufel im Detail liegt, ist nichts Neues. Und dass die Zeit und Musse bisweilen fehlt, um sich den Details anzunehmen, ebenfalls nicht. Jedenfalls gibt es immer noch Pendenzen im Zusammenhang mit diesem Umbau:

Die Reitplatz-Beleuchtung muss noch mit Strom versorgt werden. Die Wasserleitungen müssen wir noch mit einer Begleitheizung ausstatten und isolieren. Ein Windschutznetz soll dafür sorgen, dass sich Tiere (und Menschen) auch im Winter im Stall wohlfühlen. Für die neue Wasserleitung hin zum Reitplatz braucht es einen Schacht und einen Anschluss.

Details, die noch zu erledigen sind

Ja, fertig ist eben erst, wenn fertig ist. Und weil nach dem Einzug der Pferde das Nötige gut funktionierte und unsere Prioritäten sich hin zum Ackerbau verschoben haben, habe ich dieses fertig-fertigmachen nun ziemlich lange vor mich hergeschoben.

Das ist mühsam, und zwar in erster Linie für mich selbst. Immer wieder gehe ich in den Stall, sehe die unfertigen Details und werde schmerzlich daran erinnert, dass ich das noch erledigen sollte. Eigentlich kein idealer Start in den Tag, aber man gewöhnt sich ja an alles. Aber nein, ich will mich nicht an jeden Seich gewöhnen. Noch in diesem Jahr wird diese Baustelle ganz sicher fixfertig abgeschlossen, da bin ich mir sicher. Zumindest, bis bereits wieder erste kleine Anpassungen oder Korrekturen fällig sind.

Der gesamte Betrieb verändert sich ständig

Es gibt aber noch eine andere, effektiv ewige Baustelle: Den gesamten Betrieb als solchen. Er verändert sich ständig: Gesetze kommen und gehen, neue Bedürfnisse entstehen, Altes wird nicht mehr gebraucht, Neues entsteht, die zahlreichen Gebäude, Plätze und Einrichtungen müssen im Schwung gehalten werden.

Vor Kurzem wurde ich von jemandem gefragt, ob wir den Betrieb nun so aufgestellt hätten, dass es für die nächsten 20 Jahre passt. Ich dachte zuerst, es handle sich um einen Witz. Ich denke nicht, dass irgendein Betrieb – egal ob landwirtschaftlich oder nicht –in 20 Jahren noch gleich aussehen sollte wie zum heutigen Zeitpunkt. Wenn das mein Ziel wäre, so wäre wohl jetzt der ideale Zeitpunkt, auszusteigen. Noch vor dem definitiven Einstieg.

Zu Beginn dachte ich hin und wieder mit Blick auf meine Pendenzenliste: «Jetzt nur noch dies und jenes erledigen, und dann ist gut.» Ich habe mittlerweile begriffen, dass etwas nie abschliessend einfach gut ist – und schon gar nie alles!

Die Pendenzenliste muss nicht zwingend leer sein

Das Gute an dieser Erkenntnis ist: Es stresst mich nicht mehr. Es ist nicht mehr mein Anspruch, dass die Hausaufgaben gemacht und die Pendenzenliste leer ist. Es ist schliesslich eine schöne und herausfordernde Aufgabe, den Betrieb laufend weiterzuentwickeln und den aktuellen Gegebenheiten abzupassen. Vermutlich sogar die Hauptaufgabe als Betriebsleiter. Aber immerhin kann man sich so betten, wie man liegen möchte!

Klar ist es auch anstrengend, immer wieder Handlungsbedarf auszumachen und dann auch anzupacken. Wenn man aber immer dranbleibt, so sieht man nicht nur, was alles noch erledigt werden müsste. Ich sehe auch, was wir alles schon gemacht haben, und freue mich auch daran. Besonders an den Dingen, mit denen wir täglich arbeiten und wo wir persönlich auch viel investiert haben, eine gute Lösung zu finden. Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächsten Projekte. Zuerst wird jetzt aber noch die Baustelle vom Frühling abgeschlossen, versprochen.

«Plötzlich Bauer»

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten im Freiamt AG.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.