Kurz & bündig
- Das Lohnunternehmen Hänni in Niedermuhlern BE hat drei Mähdrescher im Einsatz.
- Jede Maschine hat ein anderes Fahrwerk.
- So ist unter verschiedenen Bedingungen ein schonendes Befahren möglich.
Die drei John Deere-Maschinen des Models T 560i des Lohnunternehmens Hänni in Niedermuhlern am bernischen Längenberg haben alle ein anderes Fahrwerk. Damit kann ein grosser Einsatzbereich von steilen Hängen bis zu weichen Torfböden abgedeckt werden.
Das Einsatzgebiet des Lohnunternehmens erstreckt sich vom Aaretal bis auf den Längenberg, es liegt somit zwischen rund 500 bis 1000 Meter über Meer. Das stellt verschiedene topografische Anforderungen an die Mähdrescher. Da alle Maschinen einen Hangausgleich haben, hat jeder Mähdrescher ein breites Einsatzgebiet.
Grosser Leistungssprung in den letzten Jahren
Die drei Maschinen werden meistens von den Brüdern Bernhard und Manuel und ihrem Vater Peter Hänni gefahren. Peter Hänni weist darauf hin, dass die heutigen Mähdrescher einen grosser Leistungssprung gemacht haben. Früher setzte er noch fünf Mähdrescher aus der 4-Schüttler-Leistungsklasse ein. Das änderte sich etwa ab dem Jahr 2000.
«Es wurde immer schwieriger, fünf Maschinen zu disponieren, instand zu halten und genügend qualifizierte Fahrer zu finden. Mit heute weniger Maschinen ist die Organisation weniger aufwändig und wir ernten dank der hohen Leistungsfähigkeit mehr Fläche mit weniger Ressourcen», so Peter Hänni. Allerdings hat er wegen dem Leistungssprung und den damit verbundenen grösseren Maschinen immer ein Auge auf die Bodenbelastung gehabt.
Hänni hat die Zusammenhänge von Radlasten und Bodenverdichtungen schon immer kritisch hinterfragt und Lösungen angeboten, um den Bodendruck zu reduzieren.
«Im Jahr 2002 habe ich erstmals Doppelräder an einem Mähdrescher montiert. Das brachte für den Kunden einen geringen Mehrpreis. Von einer anfangs verhaltenen Nachfrage hat sich die Bodenschonung mit der Doppelbereifung mit der Zeit bewährt», erinnert sich Peter Hänni.
Bodenschonendes Befahren als Strategie
«Die Mähdrescher-Bereifung ist bei uns eine Strategie-Frage. Wir bewegen uns auf unterschiedlichen Böden. Von Tonböden bis zu weichen Torfböden wollen wir eine optimale Lösung anbieten können», so Manuel Hänni.
Der Nutzen der Doppelräder: mehr Bodenkontaktfläche, weniger Spurbildung. «Aufgrund der besonderen Situation beim Torfboden haben wir uns jedoch entschieden, einen Mähdrescher mit einem Raupenfahrwerk nachzurüsten. Trotz der Doppelbereifung wurde stets eine kleine Welle vor den Reifen hergeschoben. Mit der Raupe ist dies nicht mehr so ausgeprägt, und es wird dadurch auch weniger Boden verformt. Mit der Raupe verteilt sich das Gewicht auf eine grössere Fläche, wobei aber weniger Boden befahren wird als mit der Doppelbereifung», so Manuel Hänni.
Diese Erfahrungen führten dazu, dass in einen Raupensatz investiert und ein Mähdrescher damit nachgerüstet wurde. Die Raupen lassen sich an jedem der drei Drescher anbauen, wie auch die anderen Bereifungsvarianten. So besteht eine hohe Flexibilität im Maschinenpark.
Eindrücke mit Messungen bestätigt
Die Familie Hänni wollte sich jedoch nicht nur auf ihre Beobachtungen verlassen, sondern auch Daten zum Bodendruck der unterschiedlichen Mähdrescher erheben. Dazu wurden im Jahr 2019 mit allen drei Fahrwerksvarianten in Zusammenarbeit mit Matthias Stettler von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL Bodendruckmessungen durchgeführt.
Am gleichen Mähdrescher wurden alle drei Fahrwerkvarianten untersucht. So waren identische Voraussetzungen gegeben. Die Bodendruckmessungen fanden im Oberboden in 20 Zentimeter und im Unterboden in 40 Zentimeter Tiefe statt. Dabei wurden zwischen den Fahrwerken deutliche Unterschiede aufgezeigt.
Im Oberboden lieferte die Raupe mit einer Aufstandsfläche von 2,9 m2, mit 1 bar den tiefsten Wert. Im Unterboden hat die Doppelbereifungsvariante mit 0,52 bar den tiefsten Wert erreicht . Die Resultate haben bestätigt, dass die Raupe den Oberboden am besten schont und insbesondere bei weichem Torfboden besonders gut geeignet ist. Es hat sich aber auch bestätigt, dass die Doppelbereifungsvariante den geringsten Druck im Unterboden ausübt. Der Unterboden ist die Bodenschicht, welche sich nur sehr langsam von Verdichtungen erholen kann und nicht vernachlässigt werden sollte. [IMG 5]
Die Fahrwerke bestehen auch schwierige Erntebedingungen
Die Messresultate sind für das Lohnunternehmen Hänni erfreulich. Auch die nachfolgenden Erfahrungen zeigten, dass die Investitionen positive Auswirkungen auf die Böden haben. So konnten in der durch anhaltende Regenfälle geprägten Erntesaison 2021 mit der Doppelbereifung und dem Raupenfahrwerk auch bei sehr nassen Böden geerntet werden. Für Standardmaschinen ohne entsprechende Fahrwerke und Allradantrieb gab es kein Durchkommen mehr. Es stellte sich auch heraus, dass Bodenschonung und Traktion mittels Doppelbereifung oder Raupenfahrwerk erst in Kombination mit Allrad massiv verbessert werden kann.
Spagat zwischen Leistung und Bodendruck
Die Messresultate und die Erfahrungen bestätigen, dass das Lohnunternehmen den Spagat zwischen Schlagkraft und Bodendruck im Griff hat. Dies ist umso wichtiger, da die Mähdrescher aufgrund des erwähnten Einsatzgebiets flexibel sowohl in flachem als auch sehr steilem Gelände zurechtkommen müssen. So sind die Mähdrescher mit Hangausgleich und Allradantrieb ausgerüstet.
«Das ist auch der Grund, dass das Raupenfahrwerk nachgerüstet und nicht ab Werk geordert wurde. Ab Werk wird dies nur für Flächenmaschinen ohne Hangausgleich angeboten», so Bernhard Hänni.
Doppelräder lassen sich rasch montieren
Auch die Doppelbereifung bewährt sich bis heute. Fragt sich nur, wie diese mitgeführt und montiert wird. Auf der Strasse müssen diese aufgrund der Breite demontiert werden.
«Das ist einfacher, als man denkt. Dank dem Hangausgleich kippen wir die Maschine leicht schräg und legen das Doppelrad mit dem Distanzring unten auf die Felge am Hauptrad. Mit dem Handy steuern wir den Drescher extern und kippen ihn zurück, bis die Auflage passt und das Rad fixiert werden kann.»
«So ist es möglich, die Doppelräder alleine auf dem Feld zu montieren», so Manuel Hänni. Die Räder werden mit einer einfachen Einrichtung vorne am Schrägförderer auf der Strasse mitgeführt und der Anbau dauert weniger als zehn Minuten.
Vollhangmaschine für steiles Gelände
Bis zu einem gewissen Grad kann der Hangausgleich trotz Raupe und Doppelrad genutzt werden, allerdings nur begrenzt, weil die Reifenflanken am Doppelrad oder die Raupe stark belastet werden.
Im besonders steilen Gelände kommt die Vollhangmaschine ohne Doppelrad zum Einsatz. Diese hat auch an der Hinterachse einen Ausgleich und kann so Dreschwerkverluste wegen steilem Gelände verhindern.
Das Raupenfahrwerk hat am Hang eine bessere Spurtreue, jedoch sinkt die Auflagefläche bedingt durch den Hangausgleich (Hillmaster) drastisch. Durch den Hangausgleich steht das Fahrwerk nicht mehr 90 Grad zum Hang, weshalb das Gewicht nicht auf die ganze Auflagefläche der Raupe respektive der Doppelbereifung verteilt wird.
Einsätze der Raupe oder Doppelräder in Steilhängen würden die einzelnen Komponenten des Raupenfahrwerks sowie das Mähdrescherchassis zu sehr belasten. Daher wird im steilen Gelände weder Raupe noch Doppelbereifung eingesetzt.
Bodenschonung ist nicht nur eine Fahrwerksfrage
Wie bereits erwähnt, hat die Bodenschonung beim Lohnunternehmen Hänni System und Tradition. Hier hilft auch die automatische Spurführung (GPS). «Am Feldrand müssen wir die Maschine nicht an den Anschluss heranmanövrieren. Wir überspringen einige Gassen und drehen zügiger und ohne Hin und Her. Dank GPS gehen die Gassen dann so auf, dass am Schluss nicht ein Restbestand von halber Schneidwerksbreite oder weniger bleibt. Wird eine Parzelle mehrmals geteilt, kann man so zusätzliche Überfahrten mit halb vollem Schneidwerk vermeiden», so Bernhard Hänni.
Allradantrieb hilft bei schonendem Befahren
«Wir haben festgestellt, dass der Hinterradantrieb auch auf flachen Parzellen viel bringt, um die Maschine sauber in die Kurve zu bringen. Das Hinterrad hilft dann aktiv und schleift weniger nach. Dieser Effekt ist auf losen und durchnässten Boden stärker als auf festem Boden. Auch bei Geradeausfahrt ist die Traktion besser, wenn die Vorderachse nicht allein ziehen muss und so auch weniger Spuren bildet», so Manuel Hänni.
«Im Weiteren achten wir darauf, die Mähdrescher flüssig und ruckfrei zu bewegen und enge Fahrmanöver zu vermeiden. Bei jedem Hin und Her erzeugt das Maschinengewicht dynamische Kräfte, die sich auf den Boden abstützen», ergänzt Bernhard Hänni.
Vater Peter Hänni, der die Doppelbereifung eingeführt hat, ist es seit jeher wichtig, auf dem Feld keine unnötigen Manöver zu vollziehen. «Bodenschonung ist nicht nur eine Frage der Bereifung und des Maschinengewichts. Es kommt auch darauf an, wie man die Maschine bewegt, wo abgetankt wird und dass unnötige Überfahrten verhindert werden.» Nichts freut ihn mehr, als wenn er sieht, wie mit Traktoren und Anhängern bedacht auf das Feld gefahren wird und unnötige Manöver verhindert werden.
Wenn es um die Bodenbelastung geht, ist man also pingelig im Lohnunternehmen Hänni. Die Bodenfruchtbarkeit freut sich.