Beim diesjährigen Marché-Concours im jurassischen Saignelégier war am Rand des Geschehens ein besonders charmantes Kapitel zu beobachten: Ein junges Paar erschien mit seiner Stute und ihrem Fohlen im öffentlichen Verkehr – doch die geplante Zugfahrt endete anders, als erwartet.

Zuvor: Der Marché-Concours, das jährlich am zweiten Augustwochenende stattfindende grosse Freiberger-Schau- und Volksfest im Herzen der Freiberge, lockt zehntausende Pferdeliebhaberinnen und Pferdeliebhaber an. Dort begeistern Quadrillen, Pferderennen – mit Vorliebe ohne Sattel – und vor allem die prachtvolle Parade mit über 400 Pferden das Publikum.

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Eine mutige Landwirtin

Die BauernZeitung hat sich aufgemacht, das tapfere Paar und die elegante Stute samt Fohlen aufzuspüren – und wurden fündig: Zoé Borruat, 27 Jahre jung, selbstständige Landwirtin im jurassischen Courtételle seit 2022, steht uns Rede und Antwort. Sie erklärt, dass ihre Leidenschaft vor allem Freizeitreiterei, Patrouillenritten aber auch Rennen sind, wie sie am Marché stattfinden und natürlich auch die Zucht.[IMG 2-4]

Dieses Jahr durfte ihre Stute Éclipse (Coldplay/Littoral) ihr erstes Fohlen auf die Welt bringen: das Hengstfohlen Élégant Du Pré Veuillat, im Februar 2025 geboren, abstammend vom Hengst Ethan. Zoé beschreibt das junge Hengstfohlen als «supereinfach», mit bereits sichtbarer Rennerfolgsbilanz – und hebt hervor, dass sowohl Éclipse, die 2022 den Titel der Elite-Stute erlangte, als ihrer Meinung nach auch ihr Sohn ein grosses Zuchtpotenzial hätten.

Die Landwirtin hat am Samstag und Sonntag an der grossen Veranstaltung teilgenommen und im Rennen mit den Fohlen und den erwachsenen Pferden mitgemischt. Es sei das erste Mal für sie gewesen – eine «sehr schöne Erfahrung», die sie gerne wiederholen würde.

Die Idee mit dem Hundebillet

Und wie kam es nun zur Zugfahrt? Die Idee dazu kam freilich spontan. Mitverantwortlich ist ein Freund von Zoé, Camille Lovis, der schliesslich den drei auch auf den Zug verhalf. Während das Fohlen noch etwas zögerte, lief die junge Stute ins Abteil, als würde sie das täglich machen.

Zoé erzählt, ihre Freunde und sie hätten sich in Saignelégier getroffen, und sich darüber unterhalten, dass wohl noch nie jemand auf die Idee gekommen sei, mit einem Pferd im Zug zu reisen. Zoé habe sich gedacht, das könne doch lustig werden: «Mit der Stute und dem Fohlen einfach am Bahnhof zu erscheinen.» Als am Freitag, dem Markttag, der Zug um 16.38 Uhr ab Glovelier JU geplant war, machte sich das Paar mit den Pferden auf zur Station – mit zwei Personen- und zwei Hundebillets. Die Tiere stiegen ein, die Atmosphäre war ruhig – bis, dann doch kurz vor der Abfahrt, der Zugführer mit verblüfftem Blick dazukam: «Wo haben Sie gesehen, dass man mit Pferden im Zug fahren darf?» Daraufhin soll Zoé erwidert haben: «Und Sie, wo haben Sie gesehen, dass das verboten ist?» Er wusste keine Antwort. Dennoch stiegen die vier Fahrgäste wieder aus und zogen erhobenen Hauptes, mit einem Abenteuer mehr und einem Charaktertest für ihre Pferde, von dannen. Zoé resümiert mit einem Augenzwinkern: Pferde seien ja wunderbar für Wanderungen, Arbeit oder Rennen – aber offenbar noch nicht für die CJ.

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Christophe kommt zu Hilfe

Die Reise der vier endete schliesslich im Traktor. Sicher ist sicher und auf die Bauern ist immer noch mehr Verlass als auf den ÖV. Zoés Partner Christophe Beuchat holte die vier am Bahngleis ab und brachte sie sicher nach Saignelégier.