Wohl jeder und jede hofft, dass man im Alltag nie einen Rettungshelikopter benötigt. Das geht auch den Seeländer Bäuerinnen nicht anders. Trotzdem fasziniert das Wunderwerk der Technik. Bei einer Besichtigung der Rega-Basis Bern in Belp ermöglichte Pilot Ueli Burkhalter den Frauen Mitte August unter der gleissenden Sommersonne spannende Einblicke in seine Arbeit und ins Innere des Helikopters HB-ZQI. Dieser ist notabene das Nonplusultra der Rettungsfliegerei, wie der Pilot erklärte.

Das Team ist der Schlüsselpunkt einer Rettung

Doch ohne ein gut funktionierendes Team an Bord nütze auch die beste Technik nichts. «Rettungsfliegerei ist Teamarbeit», betonte Ueli Burkhalter mehrfach deutlich. Nebst ihm als Pilot sind bei jedem Einsatz ein Rettungssanitäter sowie ein Notarzt mit an Bord. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt. Da die Rega immer das neuste Wissen der Medizin an Bord haben will, gibt es bei den Notärzten ein ­sogenanntes Rotationsprinzip. Vom Vertrauensarzt vorgeschlagene Ärzte des Inselspitals werden auf Herz und Nieren geprüft, ob sie ins Team passen. Ist dies der Fall, arbeiten die Notärzte mit einem Unterbruch dazwischen nur rund 12 Monate bei der Rega. Danach ist ihr Einsatz im Rettungsflieger beendet.

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Die Technik auf dem Höchststand - höher als die Gesetzgebung

Die Rega-Helikopter haben so viel Technik mit an Bord, dass Pilot Ueli Burkhater gar nicht alle benutzen darf. Denn die Technik der Rega sei der hiesigen Gesetzgebung um rund zehn Jahre voraus. Das benützen einiger der technischen Möglichkeiten die da wären, müssen zuerst vom Bundesamt für Zivilluftafahrt bewilligt werden. 

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Nicht immer kann geholfen werden

Die Rega-Basis Belp fliegt zwischen drei und vier Einsätze pro Tag. Durchschnittlich seien es jährlich 1200 bis 1400 Einsätze, was sehr viel sei. Meist wird ein Rettungshelikopter hinzugezogen, wenn es um Leben und Tod geht. Hebt ein Helikopter dann mit einer schwerverletzten oder erkrankten Person ab, bedeutet das Hoffnung bei den Angehörigen. Der Pilot macht aber deutlich: «Wir sind nicht Götter.» Zwar werde alles, was möglich ist, getan, um ein Menschenleben zu retten. Dennoch kann auch das Rega-Team nicht immer helfen. Froh ist das Team, wenn in kritischen Situationen eine Patientenverfügung vorliegt in der genau geregelt ist, ob eine Patientin beispielsweise eine Wiederbelebung wünsche oder nicht. Trotz Sommerhitze verspürte die eine oder andere bei einigen Ausführungen Gänsehaut aufkommen.

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Der Rettungshelikopter hebt ab

Während sich die Seeländer Bäuerinnen weitere spannende Infos im Hangar erklären liessen, kam draussen plötzlich Leben auf, das diensthabende Team rückte zu einem Notfall aus. Einsätze sind nie planbar. Daher hat nicht jede Besuchergruppe die Möglichkeit, den Helikopter vor Ort zu besichtigen und ihn auch aus nächster Nähe abheben zu sehen. Trotz vorangehender Warnung, waren einige der Frauen überrascht, welche starken Winde, der abhebende Helikopter auslöste. Kein Wunder. Denn der Helikopter hat zwei Triebwerke mit je 900 PS.

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Rega-Gönner zahlen nichts

Immer wieder gibt es Unsicherheiten, ob jemand, der die Leistung des Rega-Helikopters beanspruchen muss, dafür zahlen muss. Ueli Burkhalter beantwortete diese Frage aus der Runde klar und deutlich. Nach einem Einsatz schickt die Rega der Versicherung der geretteten Person eine Rechnung. Die Versicherung sage dann wie viel sie davon bezahlt, beispielsweise 40 Prozent. Diese Abrechnung geht an die Rega zurück. Die Rega schaut dann nach, ob der transportierte Patient Rega-Gönner ist. Wenn ja, bekommt dieser keine Rechnung. Ist die Person nicht Gönner, wird jedoch der Restbetrag der Rettungskosten in Rechnung gestellt. Und das kann schnell mehrere Tausend Franken bedeuten.

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Technik, die enorm viel Geld kostet

Ueli Burkhalter verrät weiter, dass ein einziger Rega-Helikopter 10 Millionen Franken kostet. Airbus habe ein neues Helikoptermodell mit einem Fünf-Blatt-Rotor entwickelt. Bislang waren es vier. Das eine Blatt mehr bedeutet Komfort für die Patienten aber auch eine verbesserung für die Crew. Der neue Fünf-Blatt-Rotor erhöhe die Nutzlastkapazität des Rettungshelikopters um 150 Kilogramm. Dadurch verfügt die Crew bei Einsätzen über deutlich mehr Leistungsreserve, was die Sicherheit erhöht, oder kann bei Bedarf zusätzliche Ausrüstung oder Fachspezialisten an Bord mitführen. Dies heisst es auf der Website der Rega. Das neue, vereinfachte Rotorsystem bringt neben der erhöhten Nutzlastkapazität aber noch einen weiteren, grossen Vorteil: Es reduziert den Aufwand für die Rega-Helikoptermechaniker bei Wartungsereignissen, weshalb die neuen Maschinen jeweils rascher wieder für Patienten verfügbar sein werden.

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Alle Rega-Helikopter werden ersetzt

Bereits seit der Wintersaison 2022/23 steht im Wallis der erste Fünf-Blatt-Rotor-Helikopter der Rega im Einsatz. Nun sollen alle Rega-Rettungshelikopter im ganzen Land bis Ende 2026 ersetzt werden, erklärt Pilot Ueli Burkhalter. 

Viel Hitze, Sonne und spannende Infos erfuhren die Seeländer Bäuerinnen. Beim gemütlichen Spaziergang der Aare entlang und beim anschliessenden Abendessen tauschten die Seeländer Bäuerinnen im Anschluss an den Besuch bei der Rega ihre vielfältigen Eindrücke des Erlebten aus.

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