Es ist Ende Oktober. In Mosambik herrscht seit einem Monat eine Hitzewelle, welche voraussichtlich bis Ende März andauern wird.

Leiden unter der Hitze

Am Tag beträgt die Temperatur um die 32 bis 33 Grad mit einem relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt. Während der Nacht fallen die Temperaturen nicht unter 20 Grad. Mit der Zeit wird dies besonders mühsam. Unmöglich, am Tag zu laufen oder irgendeine physische Aktivität zu unternehmen. Die Tage fangen sehr früh an mit einem Sonnenaufgang um 4.30 Uhr. Um diese Zeit beginnen die Bauern mit der Arbeit auf den Feldern bis ca. um 10.30 Uhr. Gegen Ende des Nachmittags geht die Arbeit bis zum Sonnenuntergang um 17.30 Uhr weiter.

Die Produzenten fangen an, die Felder für die nächste Bewirtschaftungssaison vorzubereiten, welche am Anfang der Regensaison im Dezember oder Januar beginnt. Die Produzenten von Nordmosambik bereiten ihre Felder von Hand vor. Traktoren sind selten und die wenigen verfügbaren Maschinen sind für den Durchschnittsproduzenten meist zu teuer. Der Preis liegt bei rund Fr. 40.–/Std. Als Vergleich: Der Minimallohn beträgt Fr. 120.– im Monat.

Der Gang zur Urne

Wie auch in der Schweiz ist der Oktober in Mosambik der Wahlmonat. Das mosambikanische Volk musste die Partei wählen, die in den Gemeinden an der Macht sein wird. Ich hatte dieses Jahr selber auch das Glück, wählen zu dürfen, denn ich habe vor Kurzem die mosambikanische Nationalität erhalten. Es ist interessant, die Unterschiede in den Wahlsystemen zwischen den zwei Ländern zu beobachten. Der Unterschied, der mich am meisten geprägt hat, ist die Qualität der Wahlurnen: Hier ist diese eine einfache, durchsichtige Plastikschachtel mit einem von Hand gemachten Schlitz, um die Umschläge einzuwerfen.

Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1975 ist immer dieselbe Partei an der Macht. Die Oppositionspartei hat es niemals geschafft, die Wahlen zu gewinnen. Seit einigen Jahren leidet das Land unter einer starken Rezession mit Schulden, die durch eine schlechte Verwaltung einiger politischer Führer verursacht worden sind. Das Volk will einen Wechsel und gemäss den ersten Wahlergebnissen hat die Oppositionspartei in mehreren Provinzen gewonnen. Aber nach der Nachzählung ergab das Schlussresultat das Gegenteil. Zum ersten Mal wagte sich die mosambikanische Bevölkerung massenhaft auf die Strassen, um die Wahlen anzufechten. Am Ende musste die Partei an der Macht das Wahlergebnis noch einmal durchgehen. Wir warten immer noch auf das Schlussresultat.

Schlecht vertreten

In der Schweiz ist die «Bauernlobby» im Parlament sehr stark, was den Schweizer Bauern ein gewisses Gewicht und eine Stimme gibt. Das Landwirtschaftsthema ist in der Politik sehr präsent und wird viel diskutiert. In Mosambik werden die Bauern links liegengelassen, ihre Stimme zählt nicht. Sie sind häufig ungebildet und wissen nicht, was in der Hauptstadt Maputo entschieden wird, wo die Macht zentralisiert ist.

Mit einem starken politischen Willen könnte die Landwirtschaft in Mosambik viel stärker entwickelt sein. Das Land ist sehr gross, mit vielen verschiedenen Klimazonen, welche die Produktion verschiedenster Getreide, Früchte und Gemüse erlauben würden. Leider ist das nicht der Fall. Mosambik importiert Reis aus Asien und Weizenmehl aus Europa, was absurd ist für ein Land, das ein Exportland sein könnte.

Ein unerwarteter Segen

Auf dem Hof sind wir dabei, Saatgut zu kaufen und die Produktion auf den Parzellen zu planen, als Vorbereitung auf die anstehende Regensaison. Unsere Produktion beschränkt sich auf Gewürzkräuter, die wenig Wasser brauchen, weil dies die wichtigste Ressource ist, die uns fehlt.

Zu Hause wurden wir jedoch von einer unerwarteten Produktion gesegnet. Seit wir im Januar in unser Haus eingezogen sind, hat sich ein Schwarm Wildbienen unter dem Dach unserer Terrasse eingenistet. In Mosambik wird gesagt, dass dies ein gutes Omen ist, denn anscheinend richten sich die Bienen gerne an Orten mit guten Schwingungen ein. Wir haben dies als Segen aufgefasst und entschieden, sie mit uns leben zu lassen. Nach zehn Monaten gemeinsamen Lebens wurde der Schwarm jedoch zu gross und wir haben ihn in einen hölzernen Bienenstock umgesiedelt.

Ein Imkerkollege hat den Schwarm umgesiedelt. Als Bonus konnten wir knapp fünf Kilogramm Honig sammeln. Einen Teil des Honigs haben wir den Bienen gelassen. Dieser Honig unterscheidet sich sehr vom Schweizer Honig. Ich finde ihn weniger süss, mit einer Zitronennote. Wir wohnen am Rande eines Urwaldes, wo die Bienen den Pollen der lokalen Bäume sammeln können.

Hoffentlich gefällt es unseren Bienen in ihrem neuen Zuhause und wir können nächstes Jahr wieder diesen ausgezeichneten Honig sammeln!

Zur Person: Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land baut sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich die Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.[IMG 2]