Als die Wettergötter den Temperaturregler nun endlich doch auf «Sommer» stellten, konnten wir die Brennholz- und Hagstud-Produktion starten. Nachdem die Kühe gemolken, die Milch verkäst und die Rinder besucht waren, liefen die Motorsägen auf Hochtouren.

Das letzte Stündchen von fünf Tannen hatte geschlagen. Lagen sie am Boden, begann die Knochenarbeit erst richtig. Schier unendlich viele, bis zu fünf Meter lange Äste mussten abgesägt und weggetragen werden. So entstand, Ast um Ast, die Zutat für ein herrliches 1. August-Feuer. Mit der Seilwinde wurden anschliessend die Stämme zum «Budäbus» (ein Reform-Transporter) geschleift. Für Brennholz wurden sie auf Ofenlochgrösse versägt, die geraden Stämme für die Hagstüd auf 1,4 m Länge.

132 Jahre alte Tanne

Die Jahrringe des dicksten Stammes waren so eng beieinander, dass ich sie nur mit Hilfe der Sackmesserklinge zählen konnte. Der «nur» 60 cm dicke Stamm kam auf stolze 132 Jahre. Drei gehäufte Kippbrücken voll Holz bescheren uns genug Arbeit für Regenwetter. Die Brennholz-Tötz werden mit der Spaltmaschine zerkleinert. Von Hand mit Beil hätte man keine Chance, die enggewachsenen, krummen Tötz zu spalten. Einige Beile mussten dabei schon das Leben lassen und so wurde in eine Spaltmaschine investiert.

Feinschliff an den Hagstüden

Die Hagstüd-Tötz werden geschindet, damit diese besser trocknen können und der Holzwurm nicht einzieht. Anschliessend werden sie mit der Motorsäge längs auf die richtige Grösse zersägt und gespitzt. Zu guter Letzt wird beim «Sparmülen» oben die Kante genommen – so kann das Wasser besser ablaufen und der Stud zersplittert weniger beim Einschlagen.

Die Sägespäne können als Einstreu für die Kühe verwendet werden. Als dann auch noch das 1. August-Feuer entfacht wurde, fand die ganze Tanne sinnvolle Verwertung.

 

Zur Autorin

 

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Petra Fässler ist auf einem Bauernhof im Kanton Schwyz aufgewachsen. Mit 22 Jahren ist sie in die Stadt Zürich gezogen und hat nach der KV-Ausbildung zehn Jahre im Büro gearbeitet. Letztes Jahr hat sie erfolgreich ihren ersten Alpsommer verbracht. Nun geht sie mit 29 das zweite Mal auf die Alp Geitenberg im Muotathal mit zirka 30 Rindern und 20 Kühen.