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Das Podium des Berner Bauernverbands ist jeweils ein Klassentreffen der Landwirtschaft zum Jahresauftakt. Hier wird debattiert und ein wenig gezecht. Allfälligen agrarpolitischen Ärger kann man gleich anschliessend mit einem Glas Weissen runterspülen. Das war heuer anders. Man erhielt vom BBV einen Link, der zu einer aufgezeichneten Diskussion führte.

Bund und Kanton einträchtig

Auf dem Podium waren Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), Agroscope-Chefin Eva Reinhard und Lanat-Leiter Michael Gysi, drei Schwergewichte aus der Verwaltung. Die Praktiker vertrat Direktvermarkter und Junglandwirte-Co-Präsident Daniel Hasler. Als Dompteur fungierte SVP-Nationalrat Albert Rösti.

Zu domptieren gab es allerdings nicht allzu viel, der Austausch verlief gesittet. BLW-Direktor Hofer zählte die wichtigsten Elemente der Agrarpolitik (AP) auf: Lebensmittelproduktion, deren Rücksicht auf die natürlichen Grundlagen und hohe Verständlichkeit. Gysi stellte fest, dass die Position des Kantons Bern weitgehend kongruent sei mit den Zielen des Bundes: Es brauche gute Rahmenbedingungen, eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft und eine AP, die nicht zu kompliziert und vollzugstauglich sei.

Daniel Hasler erinnerte daran, dass im Vorfeld des bestehenden Pakets wohl schon dieselben Ziele gesteckt worden seien. Die Komplexität sei tatsächlich ein Problem. Man müsse die AP auf wenige Punkte reduzieren und Stabilität in den Vordergrund stellen. Für ihn sei zentral, dass der bäuerliche Familienbetrieb gute Voraussetzungen vorfinde, dann gehe die Entwicklung automatisch in die gute Richtung.

Was die Pflanzenschutz-Initiativen angeht, äusserte sich Hasler ohne Umschweife. «Für mich als Direktvermarkter sind sie ein Albtraum», sagte er. Nicht primär wegen deren Inhalt, sondern weil er seinen Kunden ständig aufzeigen müsse, dass mit den Initiativen nicht das erreicht werde, was sie sich eigentlich wünschten.

Brot, Bratwurst und Bier

Michael Gysi sagte, eine gewisse Sympathie für die Initiativen könne er nachvollziehen, da sie auf sauberes Wasser zielten, und das sei den Schweizern heilig. Sie hätten aber unerwünschte Nebenwirkungen wie zusätzliche Importe und drastische Einschränkungen auf den Höfen. Deshalb unterstütze der Kanton die vom Parlament beschlossenen Absenkpfade zu 200 Prozent.

Gefragt nach möglichen Massnahmen im Zusammenhang mit den Initiativen erklärte Eva Reinhard, man müsse vielmehr an Landwirtschaft in Innenräumen und in geschlossenen Kreisläufen denken. Dies gelte namentlich für den Gemüsebau, welcher von den Initiativen stark betroffen sei. «Es braucht auf verschiedenen Ebenen mehr Diversität», so Reinhard, «wir sollten die Landwirtschaft nicht nach Direktzahlungen ausrichten, sondern nach Boden, Sonneneinstrahlung und Luftverhältnissen». Da komme einiges auf die Landwirtschaft zu, bilanzierte Moderator Rösti trocken.

Hofer betonte zum Schluss die Bedeutung der Differenzierung: «Wir müssen immer etwas besser sein als unser Umland, um die höheren Preise zu rechtfertigen». Gysi erinnerte an die Bedeutung der administrativen Vereinfachung: «Mit Doppelerfassungen müssen wir abfahren», sagte er. Die Voraussetzungen seien dank eines kantonal erprobten BLW-Direktors ideal.

Das Schlusswort gehörte BBV-Präsident Hans Jörg Rüegsegger. Er betonte, Bauern und Bäuerinnen wollten Teil der Lösung sein. Und versprach, dass man, sobald dies wieder möglich sei, Veranstaltungen unter dem Motto «Brot, Bratwurst, Bier» organisieren wolle. Das sind doch gute Perspektiven.