«Ich habe mir immer gesagt, mit 55 werde ich den Hof Jüngeren überlassen – und jetzt bin ich 55 Jahre alt», sagt Marcel Lusti. Sein Betrieb, der Leimbihof, ist ein grosser Pachtbetrieb der Stadt Zürich und wird in zweiter Generation von der Familie Lusti bewirtschaftet.

Tschüss, Stadt Zürich

Marcel Lusti und seine Frau Noëlle diskutierten mit ihren drei Kindern. Diese hätten kein Interesse daran, in eine Nachfolgepacht einzusteigen. Eine andere Regelung beispielsweise in Form einer juristischen Person mit weiteren Teilhabern schloss die Verpächterin, die Stadt Zürich, aus. Lustis zogen die Konsequenzen: «Auf Ende 2024 haben wir die Pacht gekündigt.»

Rundum Grünpflege

Die Weichen, um sich weiterhin ihr Einkommen zu sichern, hat Marcel Lusti frühzeitig gestellt. «Mein Vater hat schon früher die Schneeräumung für die Stadt Zürich gemacht und ich fing zusätzlich an, Bäume in Privatgärten zu schneiden», erzählt er. Er gründete mit seiner Frau Noëlle die Firma «Rundumgrün GmbH». Zusammen mit seinen Kompagnons Robin Zimmer und Bernhard Simon übernehmen sie Aufträge für Landschaftspflege, Garten- und Naturschutzleistungen für Dritte, sowohl für Privatkunden als auch für Naturschutzorganisationen und Gemeinden.

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Eier und Geflügelfleischvermarktung

Aus Hühnerhaltung und Hofladen entsprang ein weiteres Standbein. Frequenzbringer im Hofladen sind die Eier ihrer 1000 Legehennen. Ausserdem vermarkten sie Suppenhühner und Hühnerfleisch. Pro Jahr können sie 100 bis 150 Suppenhühner verkaufen. Alle anderen Hühner werden ausgebeinelt und jedes Fetzelchen gelbes Fett wird wegdressiert.
So vorbereitet geht Brustfleisch tiefgefroren in Dreier- und Fünfer-Packungen und Geschnetzeltes in 300-g- und 500-g-Verpackung in den Verkauf. Schenkelfleisch verarbeitet ein Metzger zu Bratwurst, Rauchwurst, Fleischkäse oder Geflügeltrockenwurst. Die Kunden sind auf den Geschmack gekommen. «Brust und Geschnetzeltes ist in einem halben Jahr verkauft», sagt Marcel Lusti.

Mit Firmenübernahme

Das Schlachten übernahm ein Betrieb im Kanton Thurgau. Jetzt aber schlachten Lustis selbst, denn sie haben ein Geflügelschlachtmobil angeschafft, dass seit drei Monaten auf dem Hof im Einsatz ist. «Wir wollten ein Geflügelschlachtmobil des deutschen Herstellers Rowa kaufen. Als ich und Robin Zimmer 2022 dort am Hauptsitz in Melle ankamen, um das Schlachtmobil zu konfigurieren, sagte man uns, dass die Firma im Insolvenzverfahren sei. Wir sollten doch grad die Firma kaufen», erzählt Lusti.

Sie hätten nur den Kopf geschüttelt: «Wie sollen wir als Schweizer eine deutsche Firma kaufen?» Aber nach ein paar Nächten Überschlafen habe sich sein Partner Robin Zimmer entschlossen, die Firma zu kaufen. Sie firmiert nun mit dem Namen M&Z Manufaktur GmbH und wird von Robin Zimmer zusammen mit dem ehemaligen Rowa-Vertriebsleiter Björn Militz geführt. Lusti übernahm mit seiner Firma «Rundumgrün» die Generalvertretung für die Schweiz.

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Im Lohn schlachten

«Die Idee mit dem Geflügelschlachtmobil ist, dass wir nicht nur unsere Hühner schlachten, sondern andere Betriebe anfahren und für sie schlachten», sagt der unternehmerische Landwirt.

Die Preise variieren je nach Herdengrösse, Gattung und Anfahrtsweg. Die Weiterverarbeitung des Fleisches bieten sie auch an, ebenso wie Fleischkisten und Einlagebeutel. Das Angebot stösst auf Resonanz.
«Wir waren mit dem Geflügelschlachtmobil und auch dem M&Z-Hühnermobil an der Suisse Tier», erzählt Marcel Lusti.
Dabei hätten sich gute Aussichten für Aufträge ergeben. Auch hätten einige Interesse gezeigt, selbst eine mobile Geflügelschlachtanlage anzuschaffen. «Das ist ja auch unser Ziel, dass in mehreren Regionen solche Schlachtanlagen zur Verfügung stehen würden», sagt Lusti. Das ist doch ein guter Start für den Neuanfang.

Dieser Beitrag ist zuerst in «Hof direkt» erschienen: aktion.hofdirekt.com