Die professionelle Kreuzungszucht kann in der Milchproduktion eine spannende Alternative zur Reinzucht sein. Dabei macht man sich den Heterosiseffekt zunutze: Je weniger verwandt zwei Rassen sind, desto grösser ist die Verbesserung der Eigenschaften bei den Hybriden (F1-Generation).

Kühe müssen mit raschen Futterwechsel zurecht kommen

In der Schweiz ist die Kreuzungszucht noch nicht stark verbreitet. David Schwager hat vor sechs Jahren mit dem System Pro Cross begonnen. Seine Erfahrungen teilte er an einem vom BBZ Arenenberg organisierten Weiter­bildungsnachmittag auf seinem Betrieb in Wängi mit.

Familie Widmers Offenfrontstall für Masttiere mit Spaltenboden im Fress- und Auslaufbereich und Tiefstroh im Liegebereich. An einer Bauexkursion werden verschiedenste Ställe besichtigt. (Bild Anton Moser)Der neue Rindviehmaststall überzeugtMittwoch, 1. Februar 2017 Schwager hat ein einfaches Fütterungssystem. Im Sommer bekommen die 95 Milchkühe Gras und Heu, im Winter Heu und Emd. Kraftfutter, Mineralstoffe und Maiswürfel bekommen sie im Melkroboter. «Wir grasen während der Vegetationsperiode ein und hatten hie und da eine Kuh, die mit einem raschen Futterwechsel von einer zur nächsten Parzelle nicht zurechtkam.» Dies und das Inzuchtrisiko bewogen ihn dazu, auf seinem Betrieb etwas Neues zu versuchen. 

Vorzüge von drei Rassen

Schwager entschied sich für das System Pro Cross der dänischen Firma Viking Genetics. Mit dem Drei-Rassen-Rotations-Kreuzungszuchtprogramm können laut Viking Genetics die Gesundheit, die Fruchtbarkeit sowie die Langlebigkeit der Herde verbessert werden. Bei Pro Cross wird die Holsteinkuh mit einem Montbéliarde-Stier besamt. Das F1-Kalb aus dieser Paarung wird mit Viking Red (in Schwagers Fall mit Schwedischem Rotvieh) besamt. Das ist eine kleinere, robuste Rasse mit einer hohen Milchleistung.

Die nächste Generation (F2) wird wieder mit Holstein besamt.  «Durch den Heterosis-effekt und die Kombination der positiven Eigenschaften der drei Rassen bekommen wir eine robuste, fruchtbare, langlebige Herde mit einer guten Milchleistung», hielt Schwager fest. Einen weiteren positiven Nebeneffekt sieht er in einem höheren Schlachterlös für die Metzg-Kühe. Schwager hält dennoch zumindest teilweise an der Reinzucht fest: «Eine Holsteinkuh, die nicht zu gross ist und eine gewisse Robustheit hat, besamen wir weiterhin mit Holsteinstieren.»

Zufrieden mit der Leistung 

Mit dem bisherigen Ergebnis ist David Schwager zufrieden. Er sagt: «Die Kühe funktionieren. Die Kreuzungstiere überzeugen bei der Milchleistung und die Zellzahlen sind sehr gut, auch wenn es einige ringmelkige Kühe hat.» Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 9800 kg. Luft nach oben sieht er bei den Gehalten, insbesondere beim Fettgehalt. «Und man muss bei der Stierenwahl bei Montbéliarde die Euter im Auge behalten», so Schwagers Tipp.

Vitale Kälber

AboAuswandererDie Furrers halten in Neuseeland fast 2000 KüheMittwoch, 10. November 2021 Bei den Kälbern stellt er fest, dass diese eher saugen als reine Holsteinkälber. «Grundsätzlich sind sie aber sehr vital.» Eine Teilnehmerin, die Pro Cross ebenfalls auf ihrem Betrieb praktiziert, berichtete, dass die Kälber zwar sehr wohl krank werden können, «aber sie saufen, auch wenn sie Durchfall haben und sind schneller wieder gesund». Die Landwirtin erzählte von einem Betriebsbesuch in Holland, auf dem Pro Cross seit zehn Jahren angewendet wird. «Ich war beeindruckt von diesem Bild. Trotz der drei verschiedenen Rassen war eine solche Konstanz, Homogenität und Robustheit in der Herde, wie man es sich kaum vorstellen kann.» 

Konsequente Umsetzung 

Die 30 Teilnehmenden tauschten sich anschliessend in einem Workshop über die Chancen und Risiken sowie mögliche Rassen der Kreuzungszucht aus. KilianAppert vom Milchviehteam des BBZ Arenenberg fasste zusammen: «Grundvoraussetzung, dass es funktioniert, ist eine konsequente Umsetzung, sprich das Abwechseln der drei Rassen.»

Die Rasse Holstein wird wegen der hohen Milchleistung gewählt. Montbéliarde zeichnet sich durch Robustheit und Anpassungs­fähigkeit aus. Die Rotbunten sind stark in der Fruchtbarkeit, Langlebigkeit und Leichtkalbigkeit.

Ein Teilnehmer meinte, dass das System auch mit drei anderen Rassen funktionieren könnte. Grundsätzlich sei dies denkbar, meinte Appert. Studien gibt es allerdings nur zu Kreuzungen mit den von Pro Cross verwendeten Rassen.