Im Rahmen der Umsetzung der parlamentarischen Initiative 19.475 «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» (Pa. Iv.) soll der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (PSM) verschiedentlich mit Direktzahlungen gefördert werden:

  • Ackerbau ohne  Insektizide, Fungizide und Halmverkürzer
  • Ackerbau ohne Herbizide
  • Totalverzicht auf PSM im Ackerbau

Dazu, wie sich der Verzicht auf unterschiedliche PSM in diversen Kulturen auswirken würde, gibt es laut Agroscope nur wenige Angaben. Das Forschungsinstitut hat daher 18 Expert(innen) zu ihren Schätzungen befragt, wie es in einem Beitrag von «Agrarforschung Schweiz» heisst. 

Herbizidverzicht mit kleinsten Folgen

Die Expertenrunde schätzte die Folgen eines Totalverzichts generell als am höchsten ein, während ohne Herbizide geringere Folgen für die Erntemengen zu erwarten seien. 

Hinsichtlich der Kulturen sind die Schätzungen jeweils im Vergleich zu einem mittleren Referenzertragsniveau sehr unterschiedlich.

Totalverzicht:

Generell Mindererträge zwischen 16 und 47 Prozent.

  • Zuckerrüben - 47 Prozent
  • Sonnenblumen (im heutigen Nicht-Extenso-Anbau) - 16 Prozent

Ohne Insektizide, Fungizide und Halmverküzer:

Ertragsverluste zwischen 10 und 43 Prozent.

  • Zuckerrüben - 38 Prozent
  • Sonnenblumen -10 Prozent
  • Raps ohne Insektizide: - 43 Prozent
  • Kartoffeln - 29 Prozent (Fungizide gegen  Krautfäule und BT gegen Kartoffelkäfer sollen gemäss Parl. Iv. erlaubt bleiben)

Ohne Herbizide:

Einbussen bei der Ernte zwischen 6 und 21 Prozent.

  • Zuckerrüben - 21 Prozent
  • Ackerbohnen - 16 Prozent
  • Raps, Weizen, Gerste - 8 bis 9 Prozent

Ertragsverluste abmildern dank Management

Nach Angaben von Agroscope schätzen die befragten Expertinnen und Experten widerstandsfähige Sorten und Nützlingsstreifen als besonders wirksam ein, um die Erträge ohne Insektizide, Fungizide und Halmverkürzer zu erhalten. Generell sehe man Managementmassnahmen mit diesem Ziel als wirksames Mittel. 

Eine Düngerreduktion bei Herbizidverzicht werde zu höheren Ertragsverlusten führen, ebenso wie der Anbau von «Getreide in weiter Reihe» ohne chemische Unkrautregulation. 

 

Die Frage der Wirtschaftlichkeit

Bei dieser Expertenbefragung ging es ausschliesslich um Naturalienerträge, sprich Erntemengen. Solche Schätzungen seien wichtig, um die ökonomischen Folgen eines PSM-Verzichts für die Schweizer Landwirtschaft abzuschätzen. 

Eine andere Agroscope-Studie kam im Frühling 2021 zu dem Schluss, dass PSM-Verzichtsmassnahmen wirtschaftlich interessant seien. Rund 45 Prozent der offenen Ackerflächen würden dank der parlamentarische Initiative unter strengeren Vorgaben pestizidfrei bewirtschaftet und die Stickstoffverluste um 5 Prozent reduziert. Gemäss diesem Modell würde das Nettounternehmenseinkommen von 2019 bis 2016 um 3 Prozent steigen. Im Referenzszenario betrug dieser Wert 5 Prozent.