Der Anteil der Subventionen oder Direktzahlungen an der Wertschöpfung der Landwirtschaft ist in jedem Land unterschiedlich. Gemäss dem IWP-Subventionsreport gehören Länder wie Island, Norwegen und auch die Schweiz zu jenen Ländern mit dem höchsten Subventions-Anteil von jeweils über 50 % der Wertschöpfung. Ganz unten in der Tabelle rangieren Länder wie Kanada, USA und Neuseeland. Argentinien bildet die einzige Ausnahme mit «Minus»-Subventionen. Was versteht man darunter?

Andere Voraussetzungen als in der Schweiz

Grundsätzlich gibt es für die Landwirte keine Zahlungen vom Staat in irgendeiner Form. Jedoch setzt die Regierung hohe Steuern auf die Ernte-Erträge an. Per Saldo entspricht dies einer Minus-Subvention von etwa 20 % der Wertschöpfung. Am Risiko beteiligt sich der Staat hingegen nicht. Das sind ganz andere Voraussetzungen, um hier Landwirtschaft zu betreiben als in der Schweiz.

Als Landwirt ist man in Argentinien grundsätzlich dem Weltmarkt für Agrar-Produkte ausgesetzt. Die Preise schwanken stark und man weiss zum Zeitpunkt des Säens nicht, mit welchem Erlös man ungefähr rechnen kann. Dies, die hohe Inflation und kaum Zugang zu zahlbaren Krediten (Zinsen über 100 %) sowie die verschiedenen Dollar-Kurs-Kategorien (vergl. BauernZeitung Nr. 19 vom 15. Mai über Inflation) machen den Beruf des Landwirts zu einem abenteuerlichen Unterfangen.

Und dennoch – oder vielleicht sogar deshalb – zog es mich als Landwirt in dieses Land. Je weniger Abhängigkeit vom Staat über Direktzahlungen und Subventionen, desto freier ist man in seinen Handlungen. Es bedarf Flexibilität, Unternehmergeist und Abenteuerlust, um hier bestehen zu können.

Ein Versuch mit Dinkel

Bisher habe ich mich mit dem Säen von Luzerne und der Herstellung von Grossballen begnügt und habe beobachtet, wie die Vegetation, das Klima, die Infrastruktur, die Verfügbarkeit von Lohnarbeitern und Maschinen, der Absatz und die Risiken sind. Nun wage ich es, 25 Hektaren Dinkel zu säen. Ich mache dies im Auftrag einer Biomühle in Buenos Aires.

Anton Kraus, ein bayrischer Maschinenbauer, den es 2012 nach Argentinien zog, hat das Saatgut importiert. Letztes Jahr beauftragte er mehrere Produzenten mit dem Anbau von 40 Hektaren Dinkel und dieses Jahr sind es zusammen mit meiner Fläche bereits 170 Hektaren in ganz Argentinien.

Die dafür vorgesehene Parzelle liess ich mit einer schweren Scheibenegge bearbeiten. Danach brachten wir Kompost-Tee mit einem «Moskito» mit 25 Metern Breite aus. Dazu muss ich etwas ausholen: In der Schweiz war ich Mitbegründer des Ackerbau-Rings in Schaffhausen. Begleitet von Dietmar Näser und Friedrich Wenz, einem Agronomen und einem Demeter-Landwirt, welche die regenerative Landwirtschaft vorantreiben und Seminare und Ausbildungen anbieten, probierten wir allerlei aus.

800 Liter Tee ausgebracht

Neben der pfluglosen Bearbeitung verwendeten wir Kompost-Tee, der die Mikrobiologie unterstützt. Ich dachte nicht, dass ich in Argentinien auf Gleichgesinnte stosse, doch es gibt wohl keine Zufälle. Während einer dreiwöchigen Reise nach Patagonien sassen wir in einer Fliegenfischer-Lodge am Frühstückstisch, als die Tischnachbarn mit uns wegen unserer für sie fremdländischen Sprache Kontakt aufnahmen. Wie sich herausstellte, waren sie Landwirte im Pensionsalter.

Einer der Söhne war schon mehrere Jahre im Bereich der regenerativen Landwirtschaft tätig und stellte unter anderem auch Kompost-Tee her. Und das Beste – in der Nähe unseres Standortes. So ergab es sich, dass ich die 800 Liter frisch hergestellten Kompost-Tee mit dem Pickup abholte und dieser dann kurz vor der zweiten Bodenbearbeitung mit einer Federzinggenegge zur Anwendung kam.

5000 Kilo Saatgut schleppen

Danach erfolgte die Saat mit einer 4,5 m breiten, alten Sämaschine. Die 5000 kg Saatgut entsprachen in der Schweiz ungefähr der jährlichen Erntemenge. Schon allein die Logistik dafür war ungewöhnlich und anstrengend. Die 165 Säcke mit jeweils 30 kg Inhalt buckelten meine Tochter Fiona, der Lohnunternehmer und ich zunächst vom Lastwagen in ein Lagerhaus und danach wieder von dort zur Sämaschine.

Die Sämaschine musste 12-mal beladen werden und es dauerte bis in die dunklen Nachtstunden, bis der letzte Samen seinen Platz im Boden fand. Nun hoffen wir, dass weder Dürre noch Feuer noch Hagel oder andere Bedrohungen uns einen Strich durch die eh nicht planbare Rechnung machen.