Die Beurteilung des eigenen Betriebs ermöglicht einerseits eine Standortbestimmung, andererseits kann man sich mit anderen vergleichen. Länderübergreifend und an den Prinzipien der Agrarökologie orientiert tut das TAPE. Dieses «Tool for Agroecology Performance Evaluation» der FAO misst die Leistung von Landwirtschaftsbetrieben in verschiedenen Nachhaltigkeitsdimensionen mit einem Fragebogen und wurde laut Agroscope bisher kaum in reichen Ländern der Welt eingesetzt. Die Anwendung auf 21 Schweizer Betrieben war demnach eine kleine Premiere.

Für den Ackerbau entwickelt

7'500 UnterschriftenPetition für Agrarökologie in der Schweiz eingereichtDonnerstag, 9. Dezember 2021 TAPE hierzulande zu nutzen, erwies sich als nicht ganz hindernisfrei. So könnten grünlanddominierte Betriebe damit bisher nicht vollständig erfasst werden, weil viele Fragen auf Ackerbausysteme zugeschnitten seien. Der Aufwand für die Datenerhebung habe ausserdem den Zielbereich von TAPE gesprengt, so Agroscope. «Das lag vor allem daran, dass die Erfassung von Pflanzenschutzmitteln, Maschinen und Informationen über pflanzliche und tierische Produkte komplexer ist als in typischen kleinbäuerlichen Anbausystemen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.»

Verantwortungsvolle Unternehmer

Die mit einer auf Schweizer Bedürfnisse zugeschnittener Version von TAPE erreichten Resultate stellen den Befragten ein gutes Zeugnis aus. Alle 21 wurden zu 100 Prozent als «verantwortungsvolle Unternehmer» klassifiziert – was allerdings stark mit den Strukturen in der Schweiz zu tun hat (Ausbildung, Produzentenverbände, Demokratie). Auch bei den sozialen Werten schnitten die Schweizer Bauern gut ab. Dabei ging es um Tierwohl oder die Stärkung von Frauen und der jüngeren Generation.

Luft nach oben bei der Effizienz

TAPE berücksichtigt hinsichtlich Effizienz des Betriebs die Verwendung externer Inputs, das Management der Bodenfruchtbarkeit sowie von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten, die Produktivität und Haushaltsbedürfnisse (reicht die Eigenproduktion für genügend Lebensmittel bzw. Einkommen, um benötigte Esswaren zu kaufen). Bio-Betriebe wurden in der Agroscope-Umfrage zwar schlechter bewertet hinsichtlich Produktivität, konnten aber in den anderen Effizienzfragen punkten. TAPE belohnt nämlich den Verzicht auf Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutz, weshalb Bio hier voll punkten konnte.

Agroscope sieht generell noch Verbesserungspotential im Bereich der Effizienz auf Schweizer Betrieben.

Recycling könnte besser sein

Zum selben Schluss kamen die Forschenden in punkto Recycling. TAPE bewertet in diesem Bereich die Wiederverwendung von Rückständen und Nebenprodukten (z. B. als Kompost), Massnahmen für Sparen und «Ernten» von Wasser (z. B. Tröpfchenbewässerung und Versickerung), den Zukauf von Saatgut oder Tieren und die Produktion erneuerbarer Energien. Die grössten Unterschiede zeigten sich in der Umfrage beim Management von Saatgut: Schweizer Betriebe im Berggebiet erhielten eine höhere Punktzahl, da sie aufgrund von wenig oder gar keinem Ackerbau auch keine Samen kaufen müssen. Generell haben Bio-Betriebe in allen Fragen zum Recycling besser abgeschnitten.

Nicht repräsentativ

«Für die meisten Elemente wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Tal-, Hügel- und Bergregionen festgestellt», schreiben die Forschenden. Zertifizierte Biobetrieben hätten aber im Allgemeinen deutlich besser abgeschnitten als Nicht-Biobetriebe. Allerdings sei die Stichprobe nicht repräsentativ für die Schweizer Landwirtschaft und die bisherigen Resultate sollten nach Meinung von Agroscope mit einer breiter angelegten Umfrage überprüft werden.

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