Eine optimale Bestandeshöhe zum Eintritt der Vegetationsruhe ist entscheidend für einen erfolgreichen Start in die nächste Futterbau-Saison. Der äusserst milde Herbst ermöglicht dieses Jahr auf vielen Flächen eine zusätzliche, verlängerte Nutzung. Dies gilt nicht nur für intensive, sondern auch extensive Flächen. Eine Herbstweide bietet zahlreiche Vorteile, die auch auf extensiven Wiesen punkten können. Richtig durchgeführt, trägt sie zum Erhalt einer hohen botanischen Qualität bei und fördert das Tierwohl der Weidetiere.

Bedingungen Herbstweide

Laut Direktzahlungsverordnung dürfen extensive und wenig intensive BFF-Wiesen zwischen 1. September und 30. November beweidet werden. In den letzten Jahren haben sich die Vegetationsperioden tendenziell verlängert, was bedeutet, dass die Wiesen an einigen Standorten fast bis Ende des Jahres wachsen können. Umso mehr sollte darauf geachtet werden, dass auch extensive Wiesen nicht zu hoch in den Winter gehen. Eine weitere Nutzung ist sinnvoll, wenn die Vegetation nach dem letzten Schnitt etwa 15 bis 20 cm nachgewachsen ist (Zwei-Faust-Regel). Entscheidend für die positiven Auswirkungen der Herbstweide sind jedoch trockene Bedingungen. Ist der Boden zu feucht, entstehen vor allem bei Rindern Trittschäden, die sich negativ auf den Bestand auswirken und Eintrittspforten für Unkraut darstellen. In diesem Fall wird besser auf das Weiden verzichtet und allenfalls ein späterer Schnitt der Wiese durchgeführt, welcher ähnliche Vorteile hat.

Biodiversität erhalten

Die Erhaltung der Artenvielfalt auf extensiv genutzten Wiesen ist eine wichtige Aufgabe der Landwirtschaft. Sie ist nicht nur für eine intakte Umwelt und den Erhalt seltener Arten von grosser Bedeutung, sondern auch wirtschaftlich interessant, zumal der Unterscheid zwischen QI- und QII-Beiträgen sehr gross ist. In den letzten Jahren wurde trotz Einhaltung der Bewirtschaftungsauflagen auf vielen Flächen eine Verarmung der Pflanzenvielfalt festgestellt. Einer der Gründe ist wohl die verlängerte Vegetationszeit im Herbst. Sie führt dazu, dass der Wiesenbestand eher zu hoch einwintert und dadurch Gräser einseitig begünstigt werden. Die Herbstweide verhindert, dass das Gras zu hoch wächst. Dadurch entsteht ein lockerer Bestand, der im Frühling mehr Licht und Raum für das Keimen von Kräutern und somit vielen erwünschten QII-Zeigerpflanzen bietet. Ausserdem mögen Mäuse die Beweidung nicht, was ein positiver Nebeneffekt ist.

Tierwohl durch Herbstweide

Die Herbstweide hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern tut auch den Weidetieren gut. Das Weiden im Herbst ermöglicht es den Tieren, das letzte Futter zu nutzen, bevor der Winter kommt. Allerdings gilt auch für das Tierwohl, dass nur unter geeigneten Witterungsbedingungen geweidet werden soll. Sind die Voraussetzungen gegeben, ist die Weidenutzung nicht nur effizienter als ein Schnitt, sondern gibt den Tieren auch noch Bewegung, Luft und Licht in der Herbstzeit. Somit ist eine angepasste Herbstweide ein Gewinn für Mensch, Tier und Natur.