Der Klimawandel wird weltweit häufiger zu noch stärkeren, bis zu einem Jahr langen Trockenheitsperioden führen, heisst es in der Medienmitteilung der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Extreme Dürren, welche bisher statistisch gesehen nur einmal alle hundert Jahre vorgekommen sind, könnten künftig alle zwei bis fünf Jahre auftreten. 

Dramatische Auswirkungen der zunehmenden Trockenheit auf Graslandgebiete

Aufgrund der Seltenheit extremer Dürren sei nur wenig über den angerichteten Schaden im Grasland und in der Buschsteppe bekannt. Erstmals zeigt nun eine internationale Studie, wie gross dieser Schaden sein kann. Auch die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften beteiligte sich an der Studie. Die im Fachjournal «Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)» publizierten Erkenntnisse beunruhigen: Die zunehmende Trockenheit wird sich dramatischer auf Graslandgebiete auswirken als bisher angenommen. 

Simulation von Dürren auf sechs Kontinenten

Bislang sei der Effekt von Dürren auf die Vegetation und die Ökosysteme auf globaler Ebene aufgrund verschiedener Messansätze nicht genau bekannt gewesen, heisst es in der Mitteilung weiter. Nun wurden an insgesamt hundert Standorten auf sechs Kontinenten während eines Jahres mithilfe eines standardisierten Ansatzes Dürren simuliert.

Feldexperiment am Standort Thun

Am Standort Thun führten der Ökologe Andreas Stampfli und die Ökologin Michaela Zeiter von der HAFL ihre Feldexperimente durch. «Von zwölf gleich grossen Wiesenflächen wurden sechs mit Plexiglas-Lamellen überdacht, sodass rund 33 Prozent weniger Regen auf den Boden gelangen konnte als üblich», erklärt Andreas Stampfli den Versuchsaufbau. Damit sei exakt der Jahresniederschlag des trockensten Jahres der letzten hundert Jahre simuliert worden. Vor, während und nach der simulierten Trockenheit seien dabei die Artenzusammensetzung und die Funktion des Ökosystems erfasst worden. 

Die Aussichten sind düster

Das Ergebnis der internationalen Studie zeigte dabei, dass kurzfristige, extreme Dürren das Pflanzenwachstum um 60 Prozent senken. Dabei gilt das Pflanzenwachstum als grundlegende Funktion des Ökosystems. «Die Resultate übertreffen bei weitem die bisher berichteten Verluste für Graslandgebiete. Sie deuten darauf hin, dass die globalen Auswirkungen von Dürren bisher erheblich unterschätzt wurden», heisst es laut Studienautoren. 

Graslandgebiete und Buschsteppen anfällig für den Klimawandel

Das erlangte Wissen über Graslandgebiete und Buschsteppen sei wichtig, da sie mehr als 40 Prozent der eisfreien Landfläche der Erde bedecken. Weiter gelten diese als anfällig für den Klimawandel, da der Niederschlag in den Gebieten oft ausfallen könne.

Weiter meint Andreas Stampfli: «Da Grasländer und Buschsteppen mehr als 30 Prozent des globalen Kohlenstoffvorrats speichern, sind sie als Kohlenstoffsenken wichtig. Herrschen öfters Dürren, können diese Landschaften diese CO2-bindende Funktion nicht mehr erfüllen, was den Klimawandel verstärken würde».