Immer häufiger kann man hierzulande grössere Gruppen von Rotmilanen am Himmel beobachten. Da der Vogel mit seinem markanten gekerbten Schwanz und der rötlich-braunen Farbe eine auffällige Erscheinung ist, ist er auch für Laien einfach zu erkennen.

«Die kreisende Ansammlung von Rotmilanen hat nicht unbedingt mit dem Mäusevorkommen zu tun», erklärt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Viel eher seien eine gemähte Wiese oder ein frisch bearbeitetes Feld der Grund. Der Greifvogel sei hauptsächlich ein Aasfresser und auf der Suche nach toten oder verletzten Würmern, Insekten oder kleinen Säugetieren.

Der Bestand reguliert sich selber

Da der Rotmilan ein relativ grosses Revier hat, ist eine genaue Bestandsschätzung für eine Region schwierig. «Bis auf die Kantone Genf und Tessin brütet er in der ganzen Schweiz, insbesondere in Lagen unter 900 m ü. M. ist er ein häufiger Vogel.» Auf der Website der Vogelwarte Sempach findet man Verbreitungskarten. Diese geben Auskunft über Sichtungen und die Häufung der Sichtungen, jedoch nicht über die Anzahl Brutpaare, die in einer Region leben.

 

Zehn Prozent des Weltbestandes lebt in der Schweiz

Der Rotmilan ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste Greifvogel der Schweiz. In den 1950er-Jahren war er bis auf ein paar wenige Exemplare fast ausgestorben. Seit den 1970er-Jahren erholt sich der Bestand. Die sichtbare Ausbreitung hat damit zu tun, dass ihm das Landschaftsmosaik des Mittellandes zusagt und er bei uns nicht gejagt oder gewildert wird.

Immer mehr Altvögel überwintern in der Schweiz, statt die Reise auf die Iberische Halbinsel anzutreten, die gefährlich sein kann. Die schneearmen Winter erleichtern ihnen die Nahrungssuche.

Im Vergleich zu den Nachbarländern hat die Schweiz eine grosse Rotmilan-Population; gar zehn Prozent des Weltbestandes leben hier. Das tönt nach sehr viel, vergleicht man jedoch seinen Bestand von 2800–3500 Brutpaaren mit dem Bestand des Mäusebussards mit 15'000–20'000 Brutpaaren ist die Anzahl verhältnismässig immer noch gering.

Pro Paar werden ein bis zwei Eier ausgebrütet, davon überlebt meist nur einer der zwei Jungvögel.

Weitere Informationen und Verbreitungskarten zum Rotmilan: www.vogelwarte.ch

 

«Auch wenn sich der Bestand des Rotmilans merklich vergrössert hat, braucht man keine Angst zu haben, dass es zu viele Rotmilane in der Schweiz gibt», beruhigt Livio Rey. Denn, was geschehe, wenn der Bestand anwachse? – Richtig, er reguliere sich von alleine wieder:

  • Durch begrenzte Nahrung für Alt- und Jungvögel.
  • Weil die Anzahl Reviere begrenzt ist und Revierkämpfe zu Stress führen können.

Der Nutzen steht nicht an erster Stelle

Für die Landwirtschaft habe der Rotmilan keinen speziellen Nutzen, indem er zum Beispiel gezielt Schädlinge dezimiere, erklärt Livio Rey. Dies ganz im Gegenteil zu Turmfalke oder Schleiereule, die viele Mäuse jagen. «Das heisst aber nicht, dass es die Art nicht braucht», fährt Rey fort. Beispielsweise indem der Vogel tote Tiere wegräume.

Als Landwirt müsse man den Rotmilan aber auch nicht speziell fördern. Der Verzicht auf Rodentizide (Mäuse- und Rattengift) bewirke jedoch, dass sich weniger Rotmilane vergifteten, und das Anbringen von Sitzstangen kämen ihm ebenfalls zugute.