Als ich kürzlich morgens um 05.20 Uhr erwachte, überlegte ich, ob ich aufstehen oder weiterschlafen soll. Ich entschied mich, den Artikel zu schreiben, auf den eine Redaktion wartete. Während die Kaffeemaschine aufheizte, begab ich mich in den Keller, um durchzulüften. Ziemlich schlaftrunken bog ich auf der Kellerstiege um den Rank. Da schwamm mir ein junger Bernhardiner entgegen. Dabei haben wir gar keinen Hund! Überhaupt, wieso schwamm diese Teppichvorlage mit dem Bild eines Welpen im Vorraum zu Dusche und Waschküche und Rolands Klause herum?

Das Wasser vermehrt sich immer mehr

Als ich die unterste Stufe erreichte, wusste ich, warum: Ich stand knöcheltief im kalten Wasser. Jetzt war ich richtig wach. Roland und ich saugten mit dem Allzwecksauger Wasser auf und leerten es ins Ausgussbecken in der Waschküche. Arbeiteten schwer, schwitzten, waren bachnass und erschöpft. Statt zurückzugehen, vermehrte sich das Wasser und drang in die Nebenräume. Auf einmal meinte Roland, das wundere ihn nicht, denn sauberes, klares Wasser sprudle fröhlich aus dem Schacht der Hauptstromzuleitung ins Haus. Immer mehr, immer schneller.

Tatütata, die Feuerwehr ist da

Wir riefen die Feuerwehr, denn wir bekamen es mit der Angst zu tun. Und das Wasser stand nun knöcheltief in der Dusche, in der Waschküche und in Rolands «Atelier». Schnell standen fünf junge nette Männer bei uns im Keller, die dem Wasser rasch Herr wurden. Es kamen ein Monteur der Elektro Baselland, der Wassermeister von Thürnen und ein Techniker, der Wasserrohrleitungen analysiert. Er fand gegen neun Uhr, dass die Zuleitung zu unserem Haus defekt ist. Also hatte das viele Nass nichts mit dem regnerischen Wetter zu tun, sondern mit einem Leitungsbruch. Ausgerechnet für diesen Mittag hatten wir uns mit Rolands Verwandten im Elsass verabredet, die wir seit genau einem Jahr nicht mehr gesehen haben. Wir wollten das Treffen trotzdem wahrnehmen. Die Handwerker meinten, momentan so kurz vor dem Wochenende, könnten sie nichts mehr unternehmen. Und wir hatten vor der Abfahrt noch Zeit, die nassen Teppiche und weitere Dinge rauszuwerfen. Dann machten wir uns ans Ankleiden.

Die Haare unter dem Hut verstecken geht auch

Meine Schuhe waren alle nass, ausser einem Paar Sommerschühlein. Gut, besser als gar keine, auch wenn die hellen Söckchen an diesem dunklen Tag nicht unbedingt passten. Mehr störte uns beide, dass wir nicht duschen konnten nach dieser schweisstreibenden Arbeit. Man beachte: So viel Wasser im Haus, aber kein Tropfen, der zu einem Hahnen rauskommt. Wir «wuschen» uns mit Feuchtigkeitstüchlein. Auf einmal rief mein Mann: «Aber mit diesen Haaren kannst du nicht in ein Restaurant gehen!» Recht hatte er. Also, meine Hüte anprobiert, einen ausgewählt und dazu die passenden Kleider gesucht. Als wir gegen Abend zurückkamen, hatten wir wieder Wasser in Bad, WC, Küche. Es kam aus einem Schlauch, der durch unseren Garten führte. Über die definitive Zuleitung würden wir später entscheiden. An diesem Abend brauchte Roland mir kein Gutenachtlied zu singen. Mit Genugtuung stellten wir bei der Rückkehr fest, dass die Teppiche bereits gut angetrocknet waren. Vielleicht könnten wir sie schon am nächsten Tag verteilen. Daraus wurde allerdings nichts, weil es nachts und den nächsten halben Tag wieder regnete. Es galt, eine andere Trocknungsmethode zu finden.