Jeder kennt sie und will ihnen am liebsten den Garaus machen: Sobald die Frühjahrstemperaturen ansteigen, kleben die Stallfliegen wieder sprichwörtlich am Tier. Sie beeinträchtigen das Wohlbefinden, reduzieren die Leistung des Tieres und können sogar Krankheiten übertragen, weiss Veronika Maurer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Damit es nicht so weit kommt, sollten vorbeugende und direkte Massnahmen getroffen werden. 

Stallhygiene beachten

Vorbeugende Massnahmen wie u. a. die gründliche Reinigung, ein regelmässiges Ausmisten und eine gute Stallbelüftung sollten noch vor dem Auftreten der ersten Fliegen erfolgen.

Vorbeugende Massnahmen

Unter günstigen Bedingungen kann mit Hilfe von vorbeugenden Massnahmen die Fliegenplage ohne Einsatz von Insektiziden auf ein erträgliches Mass reduziert werden. Dafür müssen vorbeugende Massnahmen möglichst vor dem Erscheinen der ersten Fliegen ausgeführt werden:

Allgemeine Stallhygiene:

  • gründliche Reinigung im Frühjahr dämmt Fliegenplage massgebend ein.
  • Weisseln hemmt den Anfang der Vermehrung überwinternder Fliegen.
  • gute Stallbelüftung (Fliegen meiden Luftzug).

Brutstätten im Stall sanieren:

  • Kälberboxen: Schlecht zugängliche Ecken und Hohlräume von Futterresten reinigen.
  • Regelmässiges Ausmisten der Tiefstreu.
  • Schwimmschicht der Gülle durch Rühren oder Umpumpen zerstören (sofern keine Nützlinge eingesetzt werden).

Natürliche Feinde fördern:

  • Schwalben fressen grosse Mengen von Fliegen.

Fliegen fangen:

  • Mit Fliegenschnüren überwinternde Fliegen früh im Frühjahr abfangen (schonend für Schwalben).

Wenn die Fliegenplage trotz dessen zu gross wird, können direkte Massnahmen helfen. Dazu gehören Insektizide, sogenannte Adultizide und Larvizide. Sie müssen im Frühling vor der massenhaften Vermehrung der Fliegen ausgebracht und ihre Anwendung muss während des Sommers in regelmässigen Abständen wiederholt werden, um eine sichere Wirkung zu gewährleisten (eine Auflistung siehe unten).

Larvizide:

  • Bekämpfen Fliegenlarven.
  • Müssen auf möglichen Brutstätten ausgebracht werden.

Adultizide:

  • Bekämpfen adulte Fliegen.
  • Müssen dort eingesetzt werden, wo sich adulte Fliegen häufen.

Jedoch können Insektizide zur Entwicklung von Resistenzen bei den Stallfliegen führen. Auch ist der Einsatz keine nachhaltig wirksame Massnahme. Veronika Maurer empfiehlt deshalb, die natürlichen Gegenspieler einzusetzen: Schlupfwesen und Güllefliegen.  

Einsatz von Nützlingen

Die Nützlinge werden im Frühjahr bis Sommer auf die vorhandenen Fliegenbrutstätten ausgestreut und sind geeignet für den Einsatz in Ställen mit Tiefstreu (Schlupfwespen) und Flüssigmist (Güllefliegen). Während  die Schlupfwespen die Eier des Schädlings parasitieren, ernähren sich die Güllefliegen von den Larven. 

Wirkung der Nützlinge

Die kaum sichtbaren Schlupfwespen legen ihre Eier in Fliegenpuppen, in denen sich dann anstelle einer Fliege wiederum Schlupfwespen entwickeln. 

Die Güllefliegen können in Ställen mit Flüssigmist und fester Schwimmschicht eingesetzt werden. Die ausgewachsenen Güllefliegen halten sich vorwiegend im dunklen Güllekanal auf, weshalb sie Mensch und Tier nicht belästigen. Dort fressen ihre Larven die Larven der Stallfliegen.

Vor dem Einsatz der Nützlinge sollte laut Veronika Maurer aber eine gute Planung und Beratung erfolgen. Firmen wie Agroline Bioprotect oder Andermatt BioVet bieten neben dem Verkauf auch eine ausführliche Beratung an. 

Kostenübersicht Insektizide und Nützlinge

Zur Bekämpfung von Stallfliegen sind aktuell Insektizide wie auch Nützlinge erhältlich.

Insektizide

Neporex:

  • Larvizid gegen die Larven der Stallfliege.
  • Ausbringung mit der Giesskanne oder Rückenspritze an den Brutstätten der Stallfliege.
  • Wiederholung alle zwei bis vier Wochen.

Agita:

  • Adultizid gegen die adulten Stallfliegen.
  • Als Streugranular oder wasserlösliches Granulat zum Ausstreichen an stark besiedelten Flächen.
  • Wiederholung alle zwei bis vier Wochen.

Kosten:

  • 1 kg Neporex: etwa Fr. 35.80
  • 5 kg Neprorex: etwa Fr. 163.–

Es werden 25 g pro behandeltem m2 Stallfläche benötigt.

  • 400 g Agita pro 200 m2-Stallfläche: etwa Fr. 55.35

Neporex und Agita sind in den Verkaufsstellen der Landi erhältlich.

Pyrethrumpräparate:

Werden von verschiedenen Herstellern angeboten (siehe FiBL-Betriebsmittelliste). Beispiel: Fly-End Natur-Insektizid für Fr. 330.– pro 10 Liter (zur unverdünnten Ausbringung).

Nützlinge

Schlupfwespen:

  • Parasitieren die Puppen der Stallfliegen im Festmistbereich.
  • Wiederholung alle zwei Wochen.

Güllefliegen:

  • Larvenstadium frisst die Larven der Stallfliegen im Flüssigmistbereich.
  • Wiederholung alle zwei Wochen.

Kosten:

Agroline Bioprotect:

  • Schlupfwespen und Güllefliegen: ab Fr. 24.25 pro Ausbringung und pro 100 m2-Stallfläche oder  20 m Güllekanallänge
  • 12 Wiederholungen pro Saison empfohlen (Fr. 291.00).

Andermatt BioVet:

  • Schlupfwespen ab Fr. 42.00 pro 100 m2- Stallfläche
    • Abo mit acht Wiederholungen Fr. 414.40 
    • Abo mit zwölf Wiederholungen pro Saison Fr. 571.20
  • Güllefliegen ab Fr. 52.60 pro 100 m2
    • Abo mit vier Wiederholungen Fr. 245.20
    • Abo mit sechs Wiederholungen Fr. 336.30
  • Raubmilben ab Fr. 104.00 pro 100 m2- Stallfläche