Er sei lange eher skeptisch gegenüber PV-Anlagen auf dem Bauernhof gewesen, habe sich aber gleichwohl immer wieder damit befasst. Die massiv steigenden Stromkosten der letzten Jahre hätten ihn nun aber dazu bewogen, möglichst viel Strom selber zu produzieren und unabhängiger zu werden, erklärt Michael Durrer vom Bergbetrieb Schwandeli hoch über Kägiswil. «Die Schweiz legt ja grundsätzlich mehr Wert auf mehr Eigenversorgung und weniger Importe, bei Energie und Lebensmitteln.»

Arbeitsintensiver Betrieb

Michael Durrer konnte den Betrieb von seinen Eltern 2018 übernehmen. Milchwirtschaft, mit Ziegen und Kühen, ist der Haupterwerbszweig. Und die Viehzucht hat einen hohen Stellenwert, bei Ziegen und Rindvieh. Die 28 OB- und BS-Kühe werden meist mit eigenen Stieren im Natursprung besamt. Weiter werden einige Schweine, Kälber und Gitzi gemästet.

Die Bewirtschaftung mit mehreren Gebäuden und Land an verschiedenen Standorten ist anspruchsvoll und vor allem arbeitsintensiv. Seine Eltern und ein Onkel helfen täglich mit, die Geschwister und weitere Verwandte ebenfalls regelmässig. «Wir haben ein sehr gutes Familienverhältnis.»

Im Zweifamilienhaus auf Schwandeli leben seine Eltern sowie Michael Durrer mit seiner Frau Evelyne und den drei jungen Töchtern, ein viertes Kind ist unterwegs.

Stallneubau 2020

Weil er auf dem 20 ha grossen Betrieb in der Bergzone II auf 800 Metern über Meer auf viel Unterstützung zählen kann, arbeitet Michael Durrer sporadisch noch zeitweise auf dem Bau. Seine jahrelangen Erfahrungen auf dem Bau – der gelernte Landwirt arbeitete nach der Ausbildung noch mehrere Jahre Nachtschicht im Tunnelbau für ein grosses Speicherkraftwerk – ermöglichten viel Eigenleistungen bei den zahlreichen Bauten auf dem Betrieb.

Die Tiere sind in mehreren Ställen untergebracht. Am Standort in Sachseln wird das Jungvieh gehalten. Die meisten Tiere sind aber am Standort Heubüeli, einige Hundert Meter vom Wohnhaus Schwandeli entfernt. Bis vor wenigen Jahren dort in einem alten Anbindestall. Gleich daneben konnte 2020 aufgrund des Betriebswachstums ein neuer Laufstall gebaut werden, für das Milchvieh und die Ziegen, mit sehr viel Eigenleistung und mit der Hilfe von Kollegen und Verwandten. Gemolken werden die Kühe im neuen Stall in einem 5er-Tandem-Melkstand, die Ziegen in einem 12er-Stand. Der alte Stall ist ebenfalls noch mit Tieren belegt.

Grosse Stromverbraucher

Da Michael Durrer viel Strom im Sommer braucht, schien ihm im Frühjahr 2023 die Zeit reif für die Planung von PV-Anlagen. «Die stark gestiegenen Stromkosten gaben mir zu denken, die wollte ich runterbringen.» Melk- und Kühlanlagen für die Kühe und Ziegen, viel Heisswasser für die Reinigung, Tränkeautomat für Mastkälber und Mastgitzi, Heubelüftung, Güllepumpen, listet Durrer die grossen Stromverbraucher.

Motiviert für die eigene Stromproduktion habe ihn auch sein Schwager, der selber auf seinem Landwirtschaftsbetrieb auf PV setzte. Deshalb zog er für die Planung und die Elektroinstallationen die von diesem empfohlenen Firma Belevo aus Menznau bei, nach Prüfung mehrerer Offerten. Sehr viele Arbeiten erledigte Durrer aber in Eigenleistung, zusammen mit seinen Brüdern, vom Gerüstbau über die Montage der Solarmodule und Verkabelungen bis zu Grabarbeiten.

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PV-Bau in Etappen

Im Frühling 2023 startete er die Planung, im Sommer wurde bereits ein alter Kleinvieh- und Pferdestall nahe des Wohngebäudes dreiseitig mit einer rund 30 kWp grossen PV-Anlage belegt. Die eigene Energie wird für den Stall und das Wohnhaus genutzt, im Sommer auch für Warmwasser, während im Winter die Stückholzheizung für Wärme sorgt. Der Überschuss wird ins Netz des Versorgers Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) eingespeist, dafür war keine Netzverstärkung nötig.

In den letzten Wochen wurde auch der alte Anbindestall im Heubüeli mit Panels belegt, und bald folgt das Dach der neuen Scheune. Auch einen Teil der Fassade will Michael Durrer dort mit Panels belegen.

Ziel null Stromkosten

AboUnterstützung für die BergrregionenMit Solarstrom Heu trocknen und Kühe melkenDonnerstag, 25. Januar 2024 Insgesamt gibt es nach der Vollendung dieses Jahr auf einer Fläche von knapp 1000 m2 auf drei Gebäuden PV-Module mit einer Leistung von rund 180 kWp. Trotz hohem Eigenverbrauch wird Michael Durrer aber einen Grossteil des Solarstroms abgeben müssen. Finanziell hofft Durrer, dass er künftig gar keine Stromkosten mehr hat. Am Standort Heubüeli sei derzeit aber nur eine beschränkte Einspeisung von Strom möglich, die Trafostation und Netzverstärkung sei gemäss EWO erst nächsten Herbst bereit. Ein Batteriespeicher sei für ihn vorläufig noch kein Thema, da warte er die technische Entwicklung und die sinkenden Kosten ab, meint Durrer.

Berghilfe unterstützte

Für alle PV-Anlagen auf dem Betrieb lag Michael Durrer ein hoher Kostenvoranschlag vor, dank sehr vielen Eigenleistungen musste er aber deutlich weniger Geld ausgeben. Und an die Investition leistete, neben Förderung durch die Einmalvergütung, auch die Berghilfe einen Beitrag. Er habe zufällig letzten Sommer im Radio von der neuen Förderaktion der Berghilfe gehört und gleich ein Gesuch eingereicht, da er mitten in der Planung steckte. Speditiv und unbürokratisch erhielt er die Zusage, nach dem Besuch eines Solarexperten und der Prüfung aller Unterlagen inklusive Buchhaltung.

Solarprogramm der Berghilfe nutzen

Im Frühjahr 2023 lancierte die Berghilfe das Solarprogramm. Das Echo sei gross, bereits seien 284 Projekte bewilligt worden, berichtete die Berghilfe kürzlich. Unterstützt werden in den Bergzonen Solaranlagen für Strom und Wärme für den Eigenbedarf, aber auch zusammenhängende Investitionen wie Netzanschluss. Übernommen werden bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, im Schnitt wurden bisher 30 000 Franken pro Gesuch geleistet. Berücksichtigt wird dabei aber die finanzielle Situation der Gesuchsteller. Bedingung ist auch, dass die Projekte noch nicht im Bau, sondern erst in Planung sind. Für das Gesuch werden Offerten der Solaranlage, Abklärung der öffentlichen Fördergelder, die Steuerveranlagung sowie Buchhaltung verlangt. Das Solarprogramm läuft bis Ende 2024. Es würden aber auch später noch Solaranlagen unterstützt, erklärt auf Anfrage Kilian Gasser von der Berghilfe. Allerdings dann im regulären Verfahren, und es müssten etwas mehr Unterlagen eingereicht werden.

Weitere Informationen: www.berghilfe.ch/gesuche/energie/solarprogramm