Frau Caderas, was tun, wenn der Partner oder die Partnerin Anzeichen einer Überlastung zeigt?

Ricarda Caderas: Wichtig ist, anzusprechen, was einem auffällt. Nicht als Vorwurf, sondern mit Formulierungen wie: «Ich mache mir Sorgen …». Manchmal hilft es auch, dem Partner oder der Partnerin einen Artikel zu zeigen, der die Konsequenzen aufzeigt, wenn man die Überlastungssignale nicht ernst nimmt.

Das Ansprechen ist nicht immer einfach …

Nichts sagen und wegschauen ist keine Lösung, auch wenn man Angst vor der Reaktion hat. Wer den andern schont, viel übernimmt, um auszugleichen, überschreitet bald die eigenen Grenzen. Das Schwierigste ist wohl, wenn man merkt, dass es dem anderen nicht gut geht, und der will es nicht wahrhaben. Man kann nichts erzwingen. [IMG 2]

Was kann man als Angehöriger für sich selbst tun?

Ein Burn-out in der Landwirtschaft bedeutet eine extreme Belastung für die ganze Familie. Arbeit und Privates sind nicht getrennt und oft ist die Existenz des Hofs in Gefahr. Als Angehöriger ist es wichtig, seine eigenen Grenzen wahrzunehmen und diese zu halten und sich bei Bedarf Unterstützung holen. Etwa mit einem Freund reden oder für sich selbst einen Coach suchen.

Wie spricht man mit Kindern über ein Burn-out?

Es ist wichtig es anzusprechen, dass der Vater oder die Mutter überfordert sind. Gleichzeitig sollte man den Kindern klar sagen, dass es nicht ihre Schuld ist. Es geht darum, ihnen Sicherheit zu vermitteln und die belastende Situation immer wieder zu stabilisieren. Sie fühlen sich sonst verloren.

Was sollte man als Angehöriger vermeiden?

Man sollte keine Vorwürfe machen oder zu viel Druck ausüben. Man sollte auch nicht die Verantwortung für den anderen übernehmen, sondern ihn oder sie dabei unterstützen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Zu grosse innere Distanz im Sinne von «das ist dein Problem» ist ebenfalls nicht hilfreich. Wichtig ist, dran zu bleiben, das Gespräch immer wieder zu suchen, ohne zu viel Druck auszuüben. Ein Miteinander zu fördern und gleichzeitig sehr gut für sich selber Sorge tragen. 

Mehr Informationen zu Ricarda Caderas: www.potenzials.ch