Eigentlich hatten die Vorbesitzer des Hofs Horgasse in Fankhaus BE nicht geplant, ihren Betrieb an Stephanie und Urs Furter zu verkaufen. «Es wurden Käufer ausserhalb der Landwirtschaft favorisiert», erzählt der gelernte Schreiner und Landwirt. Das war aber mit dem bäuerlichen Bodenrecht nicht vereinbar und so ging der 10-ha-Betrieb in der Bergzone III vor einem Jahr an Furterts.

Im Nebenerwerb Tieren helfen

Zum Hof gehören neben unebenem Grünland 34 ha Wald und er war bei der Übernahme auf die Kälbermast ausgerichtet. Das haben die Käufer bisher beibehalten, wollen aber per 2024 auf Bio und muttergebundene Kälberaufzucht umstellen. «Wir sammeln schon mit vier Milchkühen Erfahrungen mit diesem System, diese Kälber vermarkten wir direkt», schildert der 35-Jährige. Hinzukommen einige Freilandschweine, ebenfalls für die Direktvermarktung. Während Urs Furter sich zu 100 Prozent um die Belange des Betriebes kümmert, arbeitet Stephanie Furter im Nebenerwerb als selbstständige Tierkommunikatorin und Reiki-Therapeutin. Zwei Standbeine, die sich sehr gut miteinander kombinieren lassen.

«Tierkommunikation ist ein wunderbares Werkzeug, um mit den Tieren zusammen eine für beide Parteien passende Lösung zu finden»,

meint die Therapeutin. Kranke oder verletzte Tiere behandelt sie mit Reiki, einer sanften Heilmethode, die die Selbstheilungskräfte der Tiere aktiviert und das Immunsystem stärkt. So habe man die Tierarztbesuche auf dem Hof deutlich reduzieren können.

Am Arbeitsplatz verliebt

Sowohl Urs als auch Stephanie Furter sind nicht in der Landwirtschaft aufgewachsen, haben aber Praxiserfahrung. Der heutige Landwirt hat als Kind Bauern in der Nachbarschaft geholfen und war jahrelang auf verschiedenen Betrieben als Melker angestellt, seine Partnerin hat vor und nach dem Agronomiestudium auf unterschiedlichen Höfen gearbeitet. «Kennengelernt haben wir uns im Gefängnis», meint Urs Furter mit weicher Stimme, «als wir beide bei der Strafanstalt Witzwil angestellt waren, dem grössten Landwirtschaftsbetrieb der Schweiz». Seit damals hatte das Paar den Traum einer Hofübernahme, um «etwas Eigenes zu machen».

Häufig am Ende abgelehnt

Die Suche nach einem Betrieb gestaltete sich allerdings schwierig. «Wir haben uns auf Inserate gemeldet, wann immer wir etwas Passendes sahen», erinnert sich Urs Furter. Oft seien sie zwar in die Top-10 gekommen, am Ende aber abgelehnt worden. Die Gründe hätten sie selten erfahren. Einmal habe er aber mitbekommen, dass man ihm als Kantonsangestellten keine «richtige Arbeit» zutraute.

Ein kleiner Betrieb in der Bergzone III

Nach einem Jobwechsel arbeitete Urs Furter auf einem Betrieb, dessen Besitzer ihm die Übernahme zur Pacht in Aussicht stellte. Als sein Pensionsalter aber erreicht war, fanden sich die beiden bei der Preisgestaltung nicht. «Stephanie und ich hatten beide das Gefühl, jetzt kommt es nicht mehr gut», erinnert sich der Berner, «deshalb haben wir abgebrochen».

Dass Furters den Betrieb in Fankhaus auf 1000 m. ü. M. kaufen konnten, lag einerseits an dessen geringer Grösse, andererseits musste das Paar eine Finanzierungslösung finden.

«wir haben etwa den dreifachen Ertragswert bezahlt,

dafür ein Privatdarlehen eingesetzt und Gelder im Rahmen der Starthilfe sowie von einer Stiftung erhalten», erläutert der Landwirt.

Den Notar sorgfältig auswählen

Anderen, die auf der Suche nach einem eigenen Hof sind, würde Furter zu Geduld raten. «Man sollte sich genug Zeit nehmen für die Sache, im Stress geht man ungute Kompromisse ein», ist er überzeugt. Auch habe er die Erfahrung gemacht, dass die Auswahl des Notars nicht unwichtig sei: Er sollte am besten keine der beiden Parteien zuvor schon kennen. «Man muss sich über Rechte und Pflichten von Abgebenden und Übernehmenden im Klaren sein», fügt der Landwirt hinzu. Mit der Beratung der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe kamen Urs und Stephanie Furter nach drei Jahren Suche schliesslich zum Ziel.  

Mehr zum Angebot der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe für die ausserfamiliäre Hofnachfolge erfahren Sie hier. 

Auch die Kleinbauern-Vereinigung vermittelt zwischen Hofsuchenden und Betrieben auf der Suche nach einer ausserfamiliären Nachfolge. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.