Jedes Jahr bringt das Bundesamt für Statistik (BFS) die ersten wirtschaftlichen Schätzungen zum aktuellen Schweizer Landwirtschaftsjahr an die Öffentlichkeit. Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) ermittelt die Zahlen dafür. Aber warum undfür wen wir das eigentlich gerechnet?

Der Ursprung der LGR geht zurück bis zum Beginn des Getreideanbaus in Mesopotamien und Ägypten. Es ging um das Überleben von ganzen Zivilisationen, weshalb die Ernten und Vorräte richtig geschätzt und gemessen werden mussten. Ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Reichtum von Nationen wie Frankreich oder England aufgrund der landwirtschaftlichen Produktion gemessen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten internationalen Handelsabkommen, was den Schweizer Bauernverband motivierte, den Produktionswert des Agrarsektors zu berechnen, um deren Konsequenzen nachvollziehen zu können. Mit dem Wiederaufbau Europas nach 1945 wurde es notwendig, das starke Wachstum der Wirtschaft zu messen. Statistiken wurden dafür europa- und weltweit entwickelt, u. a. die LGR, die in der Schweiz seit 2003 unter der Verantwortung des BFS erstellt wird.

Bestandteil der Bruttoinlandproduktes 

Die LGR ist eine Kontenfolge, welche die wesentlichen wirtschaftlichen Kennzahlen für die gesamte Landwirtschaft eines Landes (die Schweiz) oder Region (die Kantone) darstellt. Die LGR informiert über den Produktionsprozess (Erzeugung der Bruttowertschöpfung, also Produktionswert minus Vorleistungen), die Transfers mit dem Staat (Steuern und Beiträge), das Entgelt der Arbeit und des Eigentums (Boden und Kapital) sowie die Investitionen, die Anlagen und den Arbeitseinsatz. Die LGR dient u. a. der Evaluation der Wirtschaftslage der Landwirtschaft und als Bestandteil der Berechnung des Bruttoinlandproduktes (BIP).

Das Fundament der LGR basiert auf der Bewertung des Produktionswertes. Von Aprikosen bis Zuckerrüben wird die ganze Palette der Produktion gezeigt. Umfasst wird praktisch alles, was produziert wird. Den Verkauf innerhalb und ausserhalb der Landwirtschaft, innerbetrieblicher Verbrauch (z.B. Futter), Selbstkonsum, Erneuerung der Anpflanzungen und Nutztierbestände, Verarbeitung auf dem Betrieb sowie Vorratsveränderungen. Wir rechnen grundsätzlich den Wert pro Produkt mit Mengen und Preisen und verwenden dafür rund 80 bereits bestehende Datenquellen, nach dem Motto: «eine Frage nur ein-mal stellen». Die Produktionskosten werden in einem zweiten Schritt berechnet und abgezogen, die Direktzahlungen dazu gezählt, so dass man schlussendlich unter dem Strich das Einkommen des gesamten Agrarsektors er-mitteln kann.

Was bringt die Rechnung den Landwirten?

Was bringt die LGR nun für Praktikerinnen und Praktiker? Dank international gesetzlich verankerten Methoden liegt die grosse Stärke der LGR in der Vergleichbarkeit der Zahlen. Sie ist Teil der Bundesstatistik und dadurch ein öffentliches Gut, ein gemeinsames Wissen und Gedächtnis, das allen Bürger-(innen) gehört. Zahlen zeigen Fakten und sie erlauben die sachliche Meinungsbildung.