Der neue Präsident der Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten SMP heisst Boris Beuret (46). Der Landwirt aus Corban JU ist der erste SMP-Präsident aus der Romandie seit Gründung der Schweizer Milchproduzenten vor 116 Jahren.

Der ETH-Agronom und Bio-Landwirt Boris Beuret hat langjährige Erfahrung in Führungspositionen von Organisationen der Milchproduzenten. Unter anderem als Präsident des Nordwestschweizer Milchverbandes MIBA und Verwaltungsrat der Milchproduzenten-Genossenschaft Mooh.

2003 bis 2018 war Beuret Lehrer an der landwirtschaftlichen Schule Fondation rurale interjurassienne FRI in Courtemelon. Seit 2020 politisiert er für die Mitte-Partei im Kantonsrat.

Das Wahlresultat

Das Resultat vom 1. Wahlgang zum neuen Präsidenten der Schweizer Milchproduzenten SMP:

– 174 Stimmen abgegeben
–    88 absolutes Mehr

– 30 Stimmen Christophe Noël, Vuissens FR (FSFL)
– 50 Stimmen Urs Werder, Ganterschwil SG (VMMO)
– 94 Stimmen Boris Beuret, Corban JU (MIBA)

Im Exklusiv-Interview mit «die grüne» beantwortet Boris Beuret kritische Fragen zur Zukunft der Schweizer Milchproduktion, zum Verhältnis der SMP mit anderen Bauernverbänden und dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW sowie zur Rolle der Deutschschweiz und der Romandie in der SMP.

Die Zahl der Milchproduzenten in der Schweiz lag 1950 bei über 137'000, im Jahr 2000 waren es noch 38'000 und seither ist die Zahl auf 17'600 gesunken. Wird dieser Rückgang so weitergehen? Oder auf welchem Niveau wird sich die Zahl der Milchproduzenten stabilisieren?

Jeder Milchbetrieb, der verschwindet, ist ein grosser Verlust. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Zahl der Milchviehbetriebe in der Schweiz nicht weiter sinkt.

Umgekehrt haben die Schweizer Milchproduzenten 1950 1,8 Millionen Tonnen Milch produziert, im Jahr 2000 waren es 3,2 Millionen Tonnen und heute sind es 3,5 Millionen Tonnen. Steigt die Milchproduktion in den Himmel? Oder auf welchem Niveau wird sich die Milchproduktion stabilisieren?

Mein Ziel wird es sein, die derzeitige Produktionsmenge zu halten. Ein Rückgang wird die Schweizer Milchwirtschaft schwächen. Die Anzahl der Kühe hat sich seit 1950 fast halbiert, die Produktion hat sich verdoppelt. Die Effizienz der Produktion und die erzielten genetischen Fortschritte sind beachtlich.

Sie selbst halten auf Ihrem Betrieb 60 Montbéliarde Milchkühe. Welche Milchviehrasse wird in Zukunft in den Schweizer Ställen stehen?

Die Rasse ist nicht das wichtigste Kriterium. Die Kuh der Zukunft muss das Grundfutter immer effizienter verwerten, das ist das zentrale Element.  Wir können die zukünftigen Zuchtstrategien nicht auf ein Produktionsmodell stützen, das mehr Kraftfutter für die Milchkühe erfordert. Die Ressourcen müssen effizient genutzt werden, denn die Weltbevölkerung wächst täglich um 180'000 Menschen!

Der Schweizer Milchmarkt ist extrem vielschichtig und unübersichtlich, was den grossen Milchverarbeitern und dem Detailhandel zugute kommt – und nicht den Milchproduzenten. Wollen und können Sie das als neuer SMP-Präsident ändern?

Es ist wichtig, dass die Margen fair auf alle Akteure der Wertschöpfungskette verteilt werden. Wenn die Produzenten nicht in der Lage sind, Milch rentabel zu produzieren, wird die gesamte Branche langfristig darunter leiden. Ich bin überzeugt, dass der Verbraucher bereit ist, einen fairen Preis zu zahlen, solange der Erzeuger den ihm zustehenden Anteil erhält.

Der SMP wird vorgeworfen, dass sie ihre Führungsrolle im Schweizer Milchmarkt verloren hat. Die Dachorganisation arbeite zu wenig mit anderen Bauernverbänden zusammen und spiele auch im Schweizer Bauernverband sowie gegenüber Landwirtschaftsminister Guy Parmelin und dem Bundesamt für Landwirtschaft eine BLW eher schwache Rolle. Wie wollen Sie die Rolle der SMP wieder stärken?

Ich möchte offen, konstruktiv und effizient mit allen Akteuren des Agrarsektors und dem BLW zusammenarbeiten.

In den Niederlanden werden wegen den Emissionen des Milchviehs aktuell extrem strenge Gesetze beschlossen und durchgesetzt, die viele Milchproduzenten zum Aufhören zwingen könnten. Welche Aufgaben muss die SMP angehen, damit es in der Schweiz nicht soweit kommt?

Die Situation in der Schweiz ist nicht vergleichbar mit derjenigen in den Niederlanden, wo das Intensivsystem an seine Grenzen stösst. Ich denke, dass unser System bereits heute eine sehr gute Kontrolle über Stickstoff und Phosphor ermöglicht.

Sie gehören zu den Mooh-Mitbegründern. Wird der grösste Erstmilch-Käufer mit Ihnen als SMP-Präsident jetzt noch stärker?

Das Wichtigste für mich als Präsident der Schweizer Milchproduzenten ist es, für das Wohl aller Schweizer Milchproduzenten zu arbeiten. Die Zeit der Streitereien zwischen Organisationen und Regionen ist vorbei.

Ich möchte zusammenführen und damit die Kräfte bündeln, um die Herausforderungen von morgen geeint anzugehen.

Ich denke dabei an die wirtschaftlichen Herausforderungen, die klimatischen Herausforderungen, die Herausforderungen der Agrarpolitik und den Nachwuchs auf den Betrieben. Die Zeit für Spaltungen ist vorbei. Lassen Sie uns alle an einem Strang ziehen!

Betriebsspiegel der Familie Beuret

Boris und Floriane Beuret in Corban JU
LN: 40 ha, voralpine Hügelzone, Bio
Ackerbau: Kunstwiesen, Silomais, Weizen (je 5 ha)
Viehbestand: 60 Montbéliarde-Kühe, das Jungvieh wird auf dem Betrieb des Bruders aufgezogen, Milchabnehmer Mooh
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und zwei Angestellte; bei Arbeitsspitzen Vater, Bruder und Schwager