Schweizerhuhn

Das Schweizerhuhn, eine ursprüngliche Zweinutzungsrasse, war einst wichtig für die Selbstversorgung. Heute sind die Hühner in erster Linie Haustiere, die durchaus mit Legeleistung und insbesondere Fleischleistung punkten.

Steckbrief

Gattung: Kammhühner (Gallus)

Art: Bankivahuhn

Unterart: Haushuhn

lateinischer Name: Gallus gallus domesticus

Rasse: Schweizerhuhn

Ursprung: Amriswil TG

Beginn der Züchtung: 1905 

Gefährdungsstatus gemäss FAO: aufgrund der Datenlage nicht möglich zu errechnen.

Masse

Gewicht Hahn: 2,8 bis 3,5 kg

Gewicht Henne: 2,4 bis 2,8 kg

 

Typische äusserliche Merkmale

Weisses Gefieder, roter Kamm und rote Kehllappen. Beim Kamm handelt es sich um einen geperlten Rosenkamm, der als Dorn nach hinten ausläuft. Gedrungener, schwerer Körper.

Leistungsdaten

Das Schweizerhuhn ist eine Zweinutzungsrasse. Die Hähne gelten als «frohwüchsig», die Hennen legen rund jeden zweiten Tag ein Ei. So genau ist das allerdings noch nicht erfasst, aktuell wird an der Erfassung der Leistungen gearbeitet.

Eier

Legeleistung: 170 bis 200 Eier/Jahr

Gewicht Ei: 55 g

Fleisch

Fleischleistung: nicht genau bekannt. Nach mündlicher Angabe hat ein Hahn rund 2 kg Schlachtgewicht

Futterverwertung: nicht bekannt

Das zeichnet das Schweizerhuhn aus

Das Schweizerhuhn ist robust, eine Eigenschaft, die bis in die Kammspitzen reicht, wortwörtlich: Der Rosenkamm, der sich auffällig vom geläufigeren Stehkamm unterscheidet, ist kompakt und daher frostsicher.

Vom Gemüt her sind die Schweizerhühner ruhige, zutrauliche Tiere. Sie sind behäbig, auch wegen ihres eher hohen Gewichts fliegen sie nicht sonderlich gut und oft.

Die Geschichte des Schweizerhuhns

Rasse in den Schweizer Nationalfarben

Dieses schöne Huhn trägt die Schweizer Nationalfarben und sogar den Namen unseres Landes. Richtig patriotisch.

Seine Eigenschaften wurden ebenfalls nach Schweizer Bedürfnissen ausgelesen und darauf gezüchtet: Robust und wetterfest, sowohl eine ansehnliche Legeleistung als auch eine gute Fleischigkeit – ideal für die Selbstversorgung, die damals (1905) eine wichtige Lebensgrundlage vieler Schweizer war.

Das Schweizerhuhn entstand durch Kreuzung von englischen Orpingtons und amerikanischen Wyandotten. Von Ersteren erbte das Schweizerhuhn den schweren Körper, von Letzteren unter anderem den charakteristischen Rosenkamm.

Die Anfänge

Verschiedene Quellen nennen Alfred Weiss aus Amriswil im Kanton Thurgau als den Züchter, der die Rasse erarbeitete. Über den Mann lassen sich kaum Informationen finden. Es scheint jedoch, als hätten gleichzeitig, aber unabhängig von Weiss, auch in Deutschland Kreuzungen stattgefunden, aus denen das Deutsche Reichshuhn entstand.

Dieses Huhn existiert ebenfalls bis heute und kommt in verschiedenen Farbschlägen vor.
Die weisse Variante ist dem Schweizerhuhn sehr ähnlich. Verwandt sind die beiden jedoch nicht. Spannend ist es trotzdem, dass zwei Länder zu gleicher Zeit ähnliche Bedürfnisse an ein Huhn stellten.

Spannend auch, kann der Ursprung der Züchtung auf eine Person zurückgeführt werden. Es blieb jedoch nicht lange bei dieser einen Person. Das Schweizerhuhn wurde gut aufgenommen. 1920 wurde der «Klub der Appenzeller- und Schweizerhuhn-Züchter» gegründet, der das Schweizerhuhn seither züchterisch begleitet.

Laut Pro Specie Rara erlangte das Schweizerhuhn Anfang des 20. Jahrhunderts grosse Bedeutung, «in einer Schweiz, in der Selbstversorgung der Normalfall war», wie es heisst.

Als nach den Weltkriegen die Landwirtschaft durch neue Technologien und effizientere Tiere an Produktivität zulegte, konnten die Schweizerhühner nicht mithalten.

Rückgang der Population

Die Anzahl Schweizerhühner und auch die Anzahl Züchter nahm stetig ab. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts sanken die Zahlen bis auf rund 50 Hühner. Dank der passionierten Züchter des Klubs blieben einige Tiere erhalten.

1991 entschieden sich ZüchterInnen gemeinsam mit Pro Specie Rara, diese Rasse vor dem Aussterben zu retten. Einige Jahre später wurde der Züchterverein für ursprüngliches Nutzgeflügel ZUN gegründet, der bis heute des Herdebuch führt.

2020 anerkannte das Bundesamt für Landwirtschaft BLW den ZUN als Zuchtorganisation – und mit ihm auch deren drei Hühnerrassen Schweizerhuhn, Appenzeller Barthuhn und Appenzeller Spitzhaubenhuhn. Für die drei Rassen bedeutet das auch finanzielle Unterstützung beim Projekt zur nachhaltigen Absicherung der Zucht.

Heute: Haustier mit Potenzial

Die Schweizerhühner sind heute in erster Linie beliebte Haustiere. Die HalterInnen freuen sich über die Tiere – ihre Leistungen sind dabei oft zweitrangig und werden daher auch nicht systematisch erhoben.

Die Erhebung soll nun genauer erfolgen. Das bedeutet nicht, dass die Rasse anschliessend auf mehr Lege- oder Fleischleistung gezüchtet werden soll. Schliesslich ist das Schweizerhuhn und ihre Zweinutzung etwas, das beibehalten werden soll. Es geht lediglich darum, diese ursprüngliche Schweizer Geflügelrasse besser kennenzulernen und zu beschreiben.

Bestandesentwicklung

In den letzten Jahren nahmen die Anzahl Zuchtgruppen und auch die Anzahl ZüchterInnen stetig zu. Eine Entwicklung der genauen Tierzahlen ist schwierig zu beziffern – zumal 2020 eine Umstellung der Erfassung auf ein neues Herdebuch erfolgte.

Was bekannt ist: In den 1990er-Jahren gab es kaum mehr 50 Tiere. Heute ist die Zahl auf rund 3000 Schweizerhühner gestiegen – Hennen und Hähne.

Links & Quellen

«die grüne»-Artikel:

  • Buchbesprechung: «Hühner – eine Liebeserklärung» von Moreno Monti und Matteo Tranchellini