Auf den ersten Blick sei die Erhöhung des A-Richtpreises um zwei Rappen per 1. Januar 2021 gut umgesetzt worden, denn das Milchpreismonitoring der Schweizer Milchproduzenten SMP zeige einen Preisanstieg von 2,5 Rappen zwischen Dezember und Januar. Auch gegenüber dem Januar 2020 sei der A-Preis gemäss Monitoring um knapp zwei Rappen gestiegen. Der Teufel liegt aber im Detail, wie eine Mitteilung der Basisorganisation für einen fairen Milchmarkt Big-M in einer Mitteilung ausführt. 

Tiefer Preis trotz Milchmangel

Bei genauerer Betrachtung falle auf, dass der A-Milchpreis im letzten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr um rund einen Rappen tiefer lag – genau zu jener Zeit, als «akuter Milchmangel» herrschte und laufend neue Butterimportgesuche beschlossen wurden, schreibt Big-M. «Es ist offensichtlich, dass der Preis bewusst unten gehalten wurde», heisst es weiter. 

Vor der Erhöhung den Preis drücken

In der Milchbranche sei es leider üblich, dass dass vor einer Preiserhöhung der Milchpreis gedrückt werde. So könne man in grossen Buchstaben bekannt geben, dass die Erhöhung pünktlich umgesetzt worden sei. Laut Big-M zeigte sich dieses Muster auch vor der Einführung des grünen Teppichs. Der springende Punkt dabei: Mit diesem Trick müsse immer nur ein Teil des beschlossenen Aufpreises auch wirklich an die Produzenten ausbezahlt werden. 

Grössere Lücke zwischen Richt- und ausbezahltem Preis

«Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass die Milchhandelsorganisationen im letzten Jahr die knappe Situation im Markt genutzt haben, um die grosse Lücke zwischen Richtpreis und ausgezahltem Milchpreis etwas zu verkleinern. Durch die Senkung des ausgezahlten Milchpreises vor der Richtpreiserhöhung wurde diese Lücke nun wieder vergrössert», schreibt Big-M. Angesichts der nicht kostendeckenden Preise sei es für die Basisorganisation fraglich, wie lange die Milchbranche noch kurzfristige Gewinne auf Kosten der Produzentinnen und Produzenten machen könne.