Die anmoorigen  Böden rund um den Betrieb von Helmuth und Anita Gstöhl in Eschen im Fürstentum Liechtenstein sind mit Wasser gesättigt und müssen entwässert werden. Trotzdem lassen die beiden ihre Kühe von Ende April bis Anfang November fast täglich auf die Weide.

Für eine feste Grasnarbe die ganze Weidefläche silieren

Damit das Gras nicht zu alt wird, muss früh mit dem Weiden begonnen werden. Die nassen Böden sind zu Beginn der Vegetation aber nicht genügend tragfähig.

Aus diesem Grunde siliert Helmuth Gstöhl Mitte bis Ende April die ganze Weidefläche, bevor er überhaupt mit dem Weiden beginnt.

«Es ist sozusagen der erste Pflegeschnitt», sagt der Landwirt. Ausserdem werde durch das frühe Mähen der Hahnenfuss geschwächt.

Nach dem Silieren beginnt der Landwirt gleich mit der Koppelweide, immer zwei Tage in derselben Koppel.

Da auf dem Biobetrieb eine ausreichende Nährstoffversorgung der Weide schwierig umzusetzen ist, brauchen die guten Futtergräser und der Klee etwas Zeit zur Erholung. Bei fünf Koppeln bedeutet das konkret acht Tage Ruhezeit und zwei Tage Weide.

«Die Kuh ist ein Gewohnheitstier und liebt die Routine»

Insgesamt hält Familie Gstöhl 60 Kühe. Diese können frei zwischen Stall und den anliegenden Weiden wechseln. Das funktioniert auch mit dem Melkroboter. Ziel ist es, dass die Kühe etwa einen Drittel der Trockensubstanz auf der Weide aufnehmen. Das heisst, sie bekommen das meiste Futter im Stall vorgelegt.

Wenn es trocken ist, dürfen die laktierenden Kühe den ganzen Tag auf die Weide. An nassen Tagen dürfen sie zwar auch auf die Weide, aber nur für ein paar Stunden. «Die Kuh ist ein Gewohnheitstier, das am liebsten immer die gleiche Routine hat», sagt die Agronomin Anita Gstöhl.

Sie und ihr Mann wollen deshalb das Weiden den ganzen Sommer über durchziehen. Das sorgt für Ruhe in der Herde. Nicht zuletzt bleibe damit die Futterzusammensetzung mehr oder weniger gleich. Das trägt zu einer stabilen Pansenflora bei.

Sobald jedoch an nassen Tagen die ersten Kühe von sich aus in den Stall kommen, legt der Landwirt Heu vor. So lockt er alle Kühe in den Stall und schliesst die Weide. Das Bedürfnis der Kühe, auf die Weide zu gehen, sei damit für diesen Tag gedeckt.

Die Weideausgänge entlasten, um Trittschäden zu mindern

Die Weideausgänge sind besonders dem Tritt der Kühe ausgesetzt, da sich dort Engpässe bilden. Vor allem, wenn es nass sei und die Kühe an den Weideausgängen warten müssten, komme es dort zu vermehrten Trittschäden.

«Kühe darf man nie aussperren», betonen Anita und Helmuth Gstöhl. Um den Druck zusätzlich zu mindern, ist es von Vorteil, mehrere Weideausgänge vorzusehen.

Es wird aber hauptsächlich der zentrale Ausgang am Ende des Stalls genutzt. Von dort haben sich strahlenförmig «Kuh-Wege» zu den verschiedenen Weideplätzen gebildet: Die Kühe gehen meistens hintereinander zur Weide.

Hungrig auf die Weide lassen, im Stall grosszügige Liegeboxen

Voraussetzung jedes guten Weidemanagements ist, dass die Kühe gerne auf die Weide gehen und auch wieder gerne in den Stall zurückkehren. Ersteres erreichen die Landwirte damit, dass die Kühe hungrig zur Weide gehen und dort gutes Futter vorfinden.

Kühe kommen gern in den Stall zurück, wenn sie auch im Stall gutes Futter vorfinden und es dort angenehm ist.

Gstöhls passen die Futtervorlage im Stall dem Grasbestand auf der Weide an. Bei Regen, aber auch an warmen und trockenen Tagen, kommen die Kühe gerne in den Stall zurück.

Die Tiere scheinen die offene Bauweise des Laufstalles, die wärmedämmenden Sandwichpaneele auf dem Dach, die Deckenventilatoren, aber auch die grosszügigen Liegeboxen mit weichem Strohbett zu schätzen. An den meisten Tagen liegen die Kühe lieber im Stall als auf der Weide, erzählen die Landwirte.

 

Anmoorige Böden

In anmoorigen Böden liegt der Humusgehalt im Oberbodenhorizont zwischen 15 und 30 Prozent. Grundwasserstände über das ganze Jahr bewirken insbesondere bei nährstoffreichen Mineralböden solch hohe Humusgehalte.

www.ahabc.de