Das gab zu reden unter den Berufskollegen, eine unerhörte Sache war das damals: Auf den Tag genau vor 20 Jahren nahmen die Aargauer Landwirte Max Bieri und Ernst Märki für ihre Tierhaltergemeinschaft in Untersiggenthal AG einen Melkroboter in Betrieb. Die beiden Landwirte waren zur Besichtigung nach Holland gefahren und hatten noch auf der Heimfahrt im Car den Vertrag unterzeichnet.

AMS hat nie schlechte Laune

Verklopfen und in den Mist drücken sollte man ihn, bekam Peter Boss zu hören, der damals für die Firma Lely die Einführung in der Schweiz machte. Grosse Vorfreude herrschte hingegen bei Urs Hartmann, der auf dem Betrieb von Max Bieri das Milchvieh betreute. Seine Begeisterung für das neue Melksystem musste in den ersten Jahren zwar manche schlaflose Nacht überdauern, doch sie blieb erhalten.

"Es war eine anspruchsvolle Zeit", schaut Bieri zurück, "aber diese Erfahrungen haben den Betrieb und die Firma Lely weitergebracht." Das automatische Melksystem sei einfach sehr tierfreundlich. "Es hat nie schlechte Laune und wird nie ungeduldig, und das dreimalige Melken ist für Hochleistungskühe eine Wohltat."

BTS, Raus und 10'000 kg Herdenschnitt

Zur Feier des 20-Jahr-Jubiläums trafen sich heute Samstag die wichtigsten Akteure auf dem Betrieb in Untersiggenthal. Dort ist mittlerweile die jüngere Generation auf dem Posten. Sandro Märki und Roman Bieri haben die elterlichen Betriebe übernommen und führen die Tierhaltergemeinschaft weiter. Bei Bieri stehen die rund 60 laktierenden Milchkühe und Kälber, bei Märki die Aufzuchttiere.

Die Kühe laufen unter BTS und Raus, aber sie würden auch ohne Bundesprogramm weiden, sagt Roman Bieri: "Ich weiss, dass wir dafür auf ein paar Kilo Milch verzichten, aber das sind mir Fitness und Wohlbefinden der Kühe wert." Der Herdenschnitt liegt bei rund 10 000 Kilo, die Tiere leisten durchschnittlich vier Laktationen.

Zu tiefer Preis für weitere Investitionen

Roman Bieri hatte den Einzug der neuen Technologie aus der Ferne verfolgt. Vor zwanzig Jahren machte er das Lehrjahr im Welschland. Der Schritt zum Melkroboter habe Mut und Pioniergeist gebraucht, kommentiert er den Entscheid der Väter. Heute sei die Technik akzeptiert und das Vertrauen da, schätzt er die Stimmung unter den Berufskollegen ein.

Der Stall wurde nach dem Einbau des Roboters relativ rasch auf die heutige Auslastung vergrössert. Der heutige Roboter des Typs A3 ist der zweite auf dem Betrieb. Damit sei ein grosser technologischer Fortschritt gemacht worden, sagen Märki und Bieri, mit dem A3 seien sie sehr zufrieden. Mit dem Milchmarkt aber nicht. "Wir könnten von den Strukturen her auf die doppelte Kuhzahl ausbauen", erklärt Roman Bieri, "aber bei diesem Milchpreis lohnt sich das einfach nicht".

In die Milchproduktion wird darum vorläufig nicht gross investiert. Allenfalls wird etwas für Tierwohl und Arbeitseffizienz gemacht, aber Wachstum sei sicher nicht geplant.

 

 

Lely geht in Richtung Hundert

1999 ging auf dem Betrieb der Tierhaltergemeinschaft Bieri und Märki in Untersiggenthal AG der erste Lely-Melkroboter in Betrieb. Offizielle startete die Firma in der Schweiz ein Jahr später mit gegen zehn verkauften Anlagen. Danach folgte eine Durststrecke; der Trockensommer 2003 bremste die Investitionsfreude der Schweizer Landwirte. Mit der neuen A3-Generation im Jahr 2006 nahmen die Verkaufszahlen dann kontinuierlich zu. Im vergangenen Jahr wurde die neue A5-Generation in der Schweiz präsentiert und in der Folge rund 80 Lely-Melkroboter in Betrieb genommen. Geschäftsleiter Franz Albisser vom Lely-Center Härkingen spricht von einem regelrechten Boom. „In diesem Jahr werden wir die Marke von 100 Stück schaffen“, prognostiziert Verkaufsleiter Marcel Schwager. Heute laufen gut 500 automatische Melksysteme der Marke Lely in der Schweiz. Nicht nur beim Melken ist Automatisation im Trend, auch bei Fütterungs-, Mistroboter und Futterzuschieber meldet die Firma steigende Verkaufszahlen.