Nützling: Güllefliegen im Flüssigmist-Bereich (2, 3)

Anders als Schlupfwespe und Raubmilben (siehe Reportage) eignet sich die räuberische Güllefliege zur Fliegenbekämpfung in den Güllekanälen. Eine Larve der Güllefliege saugt in diesem Stadium bis zu 20 Stallfliegen-Larven aus. Daher der Beiname «Killerfliege».

Güllefliegen sind flugträge, ortstreu und lichtscheu. Sie halten sich nur im Güllekanal auf und sind daher keine Plage für Tiere und Menschen.

In einem Kaltstall sollten die Güllefliegen-Larven möglichst früh (ab 15 Grad Celsius) ausgesetzt werden. Im Warmstall geht es das ganze Jahr. Wichtig ist, dass der Güllekanal wenig gespült, respektive die Gülle wenig gerührt wird. Denn für eine erfolgreiche Ansiedlung der Güllefliege braucht es eine intakte Schwimmschicht und möglichst keine Zugluft.

Einmal erfolgreich im Warmstall angesiedelt, bleiben die Güllefliegen dauerhaft und ihre Larven fressen im 3. Larvenstadium die Stallfliegen-Larven. 

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Natürliche Feinde (1)

Nützlinge wie die räuberischen Güllefliegen, Schlupfwespen und Raubmilben sind gute Möglichkeiten, gegen Stallfliegen vorzugehen.

Zu den natürlichen Feinden der Stallfliege gehören die Schwalben. Sie fressen grosse Mengen an Fliegen und sind nicht zuletzt deshalb gern gesehene Gäste im Stall.

In der Einstreu leben zahlreiche Insekten- und Milbenarten, die sich unter anderem von Fliegenlarven ernähren. Diese natürlichen Feinde spielen eine bedeutende Rolle bei der Regulierung der Fliegen-Population.

Vorsicht mit klebrigen Fliegenfallen (1, 4, 5)

Es ist wichtig, früh im Frühling Fliegen zu fangen und so deren Vermehrung einzudämmen.

Allerdings ist Vorsicht geboten mit klebrigen Fliegenfallen. Schwalben und Fledermäuse können sich darin verfangen und verenden. Setzt man Klebschnüre ein, sollten diese möglich dicht (1–2 cm) unter der Stalldecke montiert werden. Wo dies nicht möglich ist, erhöht ein parallel zur Klebschnur gespanntes Plastikband die Chance, dass die Vögel der Schnur ausweichen.

Klebebänder und Klebeflächen sind heimtückische Fallen und sollten deshalb in für Rauchschwalben und Fledermäuse zugänglichen Räumen nicht eingesetzt werden.

Versuche der Vogelwarte Sempach haben gezeigt, dass das Einpacken dieser Klebfallen in grobmaschige Drahtkäfige zwar Unfälle verhindert, aber auch die Wirkung gegenüber Fliegen auf 20 bis 33 Prozent reduziert!

Brutstätten sanieren (1)

Man kann gegen die Stallfliege auch vorbeugende Massnahmen treffen, indem man die Brutplätze in und um den Stall saniert. Denn bis zu 80 Prozent der der Fliegenpopulation befindet sich als Eier, Larven und Puppen im Mist oder im Güllekanal.

Mit einer gründlichen Stallreinigung im Frühjahr kann man die Fliegenplage massgebend eindämmen. Und Fliegen meiden Luftzug. In gut belüfteten Ställen werden Fliegen weniger zur Plage.

Typische Brutstätten sind:

  • Kälberboxen, da die Fliegenlarven dort gehaltreichen Mist und Milchresten vorfinden.
  • Schlecht zugängliche Ecken und Hohlräume mit sich zersetzenden Futterresten
  • Tiefstreu in Laufställen
  • Die Schwimmdecke auf der Gülle

Sofern keine Güllefliegen eingesetzt werden, sollte man die Schwimmschicht der Gülle durch regelmässiges Rühren oder Umpumpen zerstören, damit die Fliegenlarven absterben.

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Insektizide und Larvizide (7)

Insektizide, die gegen adulte Fliegen gerichtet sind, zeigen sofort Wirkung. Der Nachteil besteht darin, dass nur die adulten Fliegen vernichtet werden.

Zudem sind diese Mittel nicht insektenspezifisch und es können sich Resistenzen entwickeln. Insektizide sind meistens Nervengifte, die auch genauso gegen Nützlinge tödlich wirken.

Larvizide hingegen erfassen ca. 80 Prozent der Entwicklungsstadien und hemmen die Larvenentwicklung. Sie sind dadurch spezifischer und entwickeln nur sehr langsam Resistenzen.

Der Nachteil ist, dass die Brutstellen bekannt sein müssen und die Wirkung langsamer eintritt (ca. 2 Wochen). Sie zeigen keine Wirkung gegen Puppen und adulte Fliegen.

Stallfliegen vermehren sich 15 Mal pro Jahr (6)

Stallfliegen sind tagaktive Insekten mit der grössten Populations-Grösse in den Sommermonaten. Ihr Verhalten und ihre Lebensdauer sind sehr stark von den Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit abhängig. Die Optimal-Temperatur für Stallfliegen liegt zwischen 20 und 25 Grad.

Durch die «guten» Umgebungsbedingungen in Ställen sind bis zu 15 Generationen pro Jahr möglich. Jede weibliche Fliege kann bis zu 2000 Eier ablegen. Eine überwinternde Fliege schafft also bis zu 25 Mio Nachkommen im Jahr.

Quellen

(1) Veronika Maurer, FiBL www.dgrn.ch/stallfliegen-regulieren 
(2) Agrarheute, 4/2019: 11 Fakten zu Fliegen (3) CHbraunvieh, 3/2018 Silvio Guarneri, BioVet AG.
(4) KAG Magazin
(5) www.vogelwarte.ch 
(6) Katrin Erfurt, «die grüne», 3/2018 (7) Dr. Leopold Podstatzky, HBLFA Raumberg-Gumpenstein