Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) präsentierte vergangene Woche die ersten Resultate des vierjährigen Sortenversuchs in Bibern SO. Im Feld von Christoph Hauert und Eva Ulm wurden die vier festkochenden Sorten Montana, La Vie, Annalena und Darling mit der Sorte Erika verglichen.

Zusammen mit Agroscope beurteilte das FiBL die Sorten nach Ertrag, Feldaufgang, Kraut- und Knollenfäule, Rhizoctonia, Schorf, Präsentation, Geschmack und Lagerfähigkeit. Erste Ergebnisse zeigen, dass  die Sorten Darling und Montana gute Erträge erzielen und sich als robust erweisen. Als Bodenbearbeitung  wurde die Spatenmaschine verwendet. Speziell sind auch die Blühstreifen als Fahrgassen in der Kartoffelparzelle. Damit könne man den Boden früher befahren, sagt Hauert.

Presswasser, Gülle, Biorga

Das FiBL testete zudem vier verschiedene Düngungsverfahren im Bio-Kartoffelbau:

  • 25%  der empfohlenen Stickstoffgabe Gülle, 75% Stickstoffdünger Biorga
  • 100%  der empfohlenen Stickstoffgabe Gülle
  • Presswasser (Nährstoffreiche Biogasgülle)
  • Stickstoffdünger Biorga

Dieser Versuch wird ebenfalls  über vier Jahre hinweg betreut. Zurzeit liegen noch keine Resultate vor.

Hoher Käferdruck

Auch die  Kartoffelkäferbekämpfung  wurde am Flurgang thematisiert. Das Handelsmittel Novodor ist für dieses Jahr bereits ausverkauft und eine Registrierung wurde vom Hersteller aufgrund der kleinen Nachfrage abgelehnt. Das pflanzliche Mittel Neem könne stattdessen eingesetzt werden, sei aber weniger wirksam, betont Tobias Gelencsér vom FiBL. Auch die Bio-Produzentenorganisation Terra Viva legte in Bibern auf dem Land von Christoph Hauert und Eva Ulm einen Versuch mit 30 Sorten an.

Für den professionellen Anbau hängt die Schweiz ausschliesslich von Sorten aus dem Ausland ab. Daher prüft Terra Viva Sorten aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Holland und Dänemark. Nebst der Sortenprüfung im Feld konzentriere sich die Organisation auch auf die Vermarktung, denn ohne eine sichere Nachfrage bringt auch die resistenteste und schönste Kartoffel nichts. Sorten, die für den Biobauern und den Konsumenten interessant sein könnten, würden in Zusammenarbeit mit dem FiBL und anderen Partnern über mehrere Jahre weiter getestet und allenfalls in  den Schweizer Sortenkatalog aufgenommen, sagt Martin Lichtenhahn von Terra Viva.

Wild und resistent

Die Kartoffelzüchtung ist komplizierter und teurer als die Getreide- oder Maiszüchtung. Bis eine neue Sorte auf den Markt kommt, kann es bis zu 15 Jahre dauern und kostet über eine Million Franken, erklären Christine Heller, Geschäftsführerin von Swisspatat und Brice Dupuis  von der Agroscope auf Anfrage übereinstimmend. Das Resistenzgen stamme von Wildtypen, welche aber ungeeignete Form- oder Schaleneigenschaften haben. Auch der hohe Gehalt an teils giftigen Glykoalkaloiden in den Wildpflanzen müsse durch Rückkreuzungen und Selektionen entfernt werden, sagen die Experten. «Der Weg zu neuen Sorten  ist lang», so Heller.

Kartoffeln ohne Kupfer

Das FiBL stellte am Mittwoch einen weiteren Sortenversuch zum Thema Krautfäuleresistenz und Verwendungsmöglichkeiten auf dem Gut Rheinau im Kanton Zürich vor. Nach biologisch-dynamischen Grundsätzen wurden hier 15 Kartoffelsorten angebaut. Der Einsatz von Kupfer ist gemäss Demeter-Richtlinien nicht zugelassen. Anstelle dessen wird zum Teil ein Präparat aus Kamille, Baldrian, Eichenrinde, Schachtelhalm, Brennnessel und Kuhdung  eingesetzt.

Für die Direktvermarktung geeignete Sorten

Im Versuch repräsentiert waren die altbewährten Sorten Agria und Désirée sowie die Raritätensorten Vitelotte und Heiderot, welche in Sachen Farbe punkten.

Die Sorten Otolia und Alouette zeigten sich resistent gegen die Krautfäule. Festkochende Sorten, welche sich  auch für die Direktvermarktung eignen, sind gemäss FiBL: 

  • Coquine: Sehr gute Resistenz gegen die Krautfäule und Dürrfleckenkrankheit, gute Knollenqualität und Geschmack, aber das Ertragspotenzial ist rund 25  tiefer als bei handelsüblichen Sorten.
  • Blaue St. Galler:  Schwierig im Anbau, diverse Verwendungsmöglichkeiten, auffällige Farbe.
  • Soraya: Nicht resistent gegen
    die Krautfäule aber gute Knollenqualität, gut im Ertrag, Schorf-anfällig.