Die nachhaltige Nutzung von biologischen Nebenströmen und Abwärme aus dem Lebensmittelsystem steht mittlerweile bei mancher Firma oben auf der To-Do-Liste. 

Im Industrieareal Lyss Nord arbeitet die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (HAFL) mit Betrieben wie der Centravo-Gruppe im Bereich der Lebensmittelverarbeitung und der Verwertung von Schlachtnebenprodukten. Auch die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Lyss Limpachtal und der Energieversorger Seelandgas AG sind beim Projekt des Vereins  Ecocircular Lyss Seeland an Bord.

Nebenströme sinnvoll nutzen

Die Gruppe hat zum Ziel, stoffliche Nebenströme und anfallende Abwärme sinnvoll zu nutzen. Im Zentrum davon stehen Produktionsabläufe der Lebensmittelindustrie, insbesondere von Ölen und Fetten und von tierischen Produkten. 

Der Verein wurde auch gegrüdnet, um Projekte für eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln und ein eigentliches Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft im Raum Lyss-Seeland aufzubauen. Die Gründungsmitglieder sind die Centravo, die ARA Lyss Limpachtal, die Gemeinde Lyss und die BFH-HAFL.

Den neusten Stand von neuartigen Biogaserzeugungsverfahren auf Platz

Innerhalb des Vereins ist die HAFL die Wissenschaftspartnerin. Die Fachhochschule wurde 2022 vom Verein beauftragt, über die kommenden drei Jahre eine Wissensplattform aufzubauen und zu betreiben. Im Bereich der Proteinextraktionsverfahren, der mikrobiellen und enzymatischen Veredelungsverfahren, aber auch im Gebiet der neuartigen Biogaserzeugungsverfahren und der Aquakultur beteiligt sich die HAFL mit Fachwissen am Projekt. 

Biologische Nebenströme und Abwärme für Insekten, Algen und Fische

Warum genau in Lyss? Bereits vor der Vereinsgründung hat die HAFL 2020 im Rahmen einer Vorstudie das Potenzial einer erweiterten Nutzung der im Industrieareal Lyss Nord anfallenden Nebenströme und der Abwärme eingeschätzt. Diese fallen im Rahmen der Raffination von Ölen und Fetten sowie der Verwertung von Schlachtnebenprodukten und Schlachtreststoffen an. Die Analyse hatte gezeigt, dass über die Integration zusätzlicher Elemente wie Insekten-, Algen- oder Fischzucht, die in den stofflichen Nebenströmen enthaltenen Nährstoffe weiter im Ernährungssystem gehalten werden könnten. Die Abwärme könnte für den Betrieb eines Gewächshauses oder einer Vertical Farming-Anlage genutzt werden. Aufbauend auf der Vorstudie wird bis 2025 mit den Industriepartnern eine Lösung für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft erarbeitet und erste Projekte initiiert.