So wenig wie möglich, so viel wie nötig, geringe Mechanisierung, tiefer Energieverbrauch, Bodenbearbeitung minimieren, nur lockern, nicht wenden. Im System Permakultur ist der Input tief. Trotz dieser Einfachheit machte Referent Beat Rölli am Einführungskurs «Permakultur in der Landwirtschaft» am Plantahof bemerkenswerte Aussagen: «Die Permakultur hat das Potenzial, die Landwirtschaft zu revolutionieren». Dass der Kurs ausgebucht war, zeigt, wie aktuell das Thema ist. Gründe dafür ist auch die Popularität bekannter Permakulturhöfe wie der Krameterhof von Sepp Holzer in Österreich oder der französische Vorzeigehof Bec Hellouin. «Dort tummeln sich aktuell Berater und Wissenschaftler, um den Hof auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht auszuwerten», so der Luzerner Permakulturberater Beat Rölli. Die extrem hohen Erträge und die überdurchschnittliche Wirtschaftlichkeit sorgen in Frankreich für Aufsehen.

Möglichst wenige Eingriffe

Obwohl die Permakultur mit möglichst wenigen Eingriffen in die Natur funktioniert, erfordert sie sehr viel Wissen und Erfahrung. «In die Details des System zu gehen, ist an einem Tag nicht möglich», so Beat Rölli. Elemente der Landschaftsgestaltung wie Terrassierung und Teichlandschaften, Landschaften mit kleinstrukturierten, unterschiedlichen Biotopen, immer bedecken Böden, Bodenlebewesen füttern statt Pflanzen düngen, das sind nur einige wenige Schlüsselelemente. Als Gegenbewegung zur industrialisierten Landwirtschaft hat die Permakultur das Ziel, der Energie- und Bodenverschwendung Einhalt zu gebieten. «Die Schweizer Landwirtschaft benötigt pro Hektare und Jahr 1400 Liter Erdöläquivalente», betont Beat Rölli. In der Permakultur sei die Sonne der Motor. Eine aufbauende Landwirtschaft, also die Aktivierung der Böden und Lebewesen, steht im Mittelpunkt. «Durch das Permakultursystem konnten weltweit schon grossflächig zerstörte und wüstenähnliche Böden regeneriert und wieder fruchtbar gemacht werden», so Rölli weiter.

Vielfalt bei den Teilnehmern

So vielfältig die Permakultur ist, so farbig war auch die Teilnehmerschar am Plantahof. Stefan Kunz aus der Bündner Herrschaft stieg zwar erst vor rund einem Monat in den Rebbau ein, machte sich aber schon seit längerem Gedanken, wie er Permakultur-Elemente in seinen Rebberg integrieren könnte. «Ich möchte die Monokultur aufbrechen, dennoch soll die Weinproduktion den Betrieb weiterhin prägen», so der Jungwinzer. Abgehende Rebstöcke werden teilweise nicht mehr ausgetauscht, sondern durch heimische Sträucher ersetzt, welche Nützlinge fördern. Eventuell werde er einzelne Rebstockreihen durch eine hochwertige Hecke ersetzen. Auch Überlegungen zu möglichen Unterkulturen wie Wildkräuter oder Rettich stellte er ­bereits an. Durch überlegte ­Kulturmassnahmen möchte er einen Rebbau entwickeln, der mit möglichst wenig Spritzmitteln auskommt.

Erste Erfahrungen

Auch Margrit Streiff aus Braunwald ist begeistert von Reben und Obst. Doch im Glarner ­Bergdorf Braunwald auf rund 1300 Metern über Meer ist das Klima für die Obstproduktion zu rau. Die Bäuerin las in der Vergangenheit ein Buch von Permakultur-Pionier Sepp Holzer, der es auf seinem Krameterhof geschafft hat, bis auf 1500 Metern über Meer Obst gedeihen zu lassen.«Mit meiner Schwägerin Brigitte Herger diskutierte ich erstmals über die Permakultur und zusammen machen wir nun diesen Kurs».

Schon erste Erfahrungen mit der Permakultur auf einer Höhe von 1200 m ü. M. hat Dominic Pfluger aus dem bündnerischen Salouf. «Unseren 200 Quadratmeter grossen Garten bewirtschaften wir nach den Prinzipien der Permakultur», so der gebürtige Berner. Über die enorm hohen Erträge sei er positiv überrascht. «Dank dieser sind wir beim Gemüse schon fast Selbstversorger und konnten zudem noch einen Teil verkaufen». Durch die Weiterbildung am Plantahof erhofft er sich Inputs, wie er das System Permakultur auch auf seinem Futterbaubetrieb anwenden kann. Dazu wird er voraussichtlich mit einem Berater zusammenarbeiten.