In der Lebensmittelindustrie nutze man bevorzugt Trocknungsverfahren, die nur mit Ventilatoren aber ohne Wärme arbeiten, schreibt die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in einer Mitteilung. Denn auf diese Weise bleiben sowohl das Aroma als auch wertvolle Nährstoffe besser in Apfelringli und Birnenschnitzen erhalten. Das Problem dabei ist der hohe Energieverbrauch und die lange Dauer.

Gitter statt Platte macht den Unterschied

Eine Alternative zu grossen Ventilatoren ist der Ionenwind. Dabei wird ein Luftzug erzeugt, ohne dass bewegliche Teile zum Einsatz kommen. Diese Technologie ist nicht neu, bisher liess sie sich aber nur im kleinen Rahmen effizient einsetzen, nicht aber im Massstab der Industrie. An der Empa versuchten es die Forschenden nun mit einem Gitter statt einer Platte, auf das sie die Früchte legten – der Unterschied ist offenbar entscheidend.

Doppelt so schnell getrocknet

Auf dem Gitter komme der Ionenwind von allen Seiten an das Dörrgut, beschreibt die Empa. Die Trocknung geschieht einheitlicher und dauert nur halb so lange. Diese Methode lasse sich auch in der Lebensmittelindustrie einsetzen und sei sogar «äusserst interessant» für sie, so die Schlussfolgerung. 

Verbesserungen auch in der Praxis bestätigt

Ein in Kanada aufgebauter Prototyp bestätigt erhebliche Verbesserungen der neuen Anlage:

  • Deutlich schneller
  • Energieverbrauch mehr als halbiert
  • Gleichmässigeres Trocknen
  • Nährstoffe bleiben besser erhalten
  • Verfahren kann im industriellen Massstab eingesetzt werden

Weiteres Tüfteln «in silico»

Um das Konzept weiter zu verbessern, wollen die Forschenden weitere Anpassungen ausprobieren. Das soll «in silico», sprich virtuell am Computer geschehen. Damit spart man sich das ständige Neubauen der Trocknungsanlage. 

 

Ionen erzeugen einen Luftstrom

Beim Ionenwind handelt es sich um Luftteilchen, die durch positiv geladene Teilchen in Bewegung versetzt werden. Diese Ionen entstehen durch einem Metalldraht unter Hochspannung, dessen elektrostatischen Kräfte den Gasmolekülen der Luft ihre negativ geladenen Elektronen entziehen. Angezogen von einem geerdeten Kollektor wandern die Gas-Ionen nach unten und stossen auf dem Weg mit anderen Luftmolekülen zusammen. Sie bewegen sich, ein Luftstrom entsteht, den man als elektrohydrodynamisch bezeichnet.