Herr Dettling, welches Mast-System haben Sie auf Ihrem Betrieb?

Marcel Dettling: Wir liefern die Milch ab und im Sommer machen wir einen Umtrieb mit Vollmilch – also Überschussverwertung, wenn man so will.

Verdienen die Schweizer Kälbermäster zu wenig?

Für den Aufwand und die Anforderungen welche an die Mäster gestellt werden – ja! Wir haben treibende Preisfaktoren. Seit ein paar Jahren verteuern die Tränker die Produktion massiv – das schenkt am meisten ein.

Diese Verteuerung der Tränker hat zwei Gründe: Seit Jahren stagniert die Anzahl Milchkühe, was zu weniger Kälbern führt. Der zweite Grund ist Spermasexing: Kühe werden heute vermehrt mit Mast-Rassen besamt. Diese Kälber sind teurer und eigentlich für die Munimast bestimmt. Sie verteuern den Kälbermästern die Produktion massiv.

Also kurz gesagt: Es fehlen uns die Milchrasse-Tränker.

Wird sich an dieser Situation etwas ändern?

Die Tränker-Preise sind seit jeher direkt von der Milchproduktion abhängig. Wenn es in der Milchproduktion gut läuft und gute Preise bezahlt werden, dann hat es auch mehr Milchkühe und damit mehr und günstigere Tränker auf dem Markt. Denn der Kampf um die einzelnen Tränker ist mit der steigenden Anzahl nicht mehr so gross.

Aber die Tränker-Preise sinken nicht, solange die Anzahl Milchkühe weiter abnimmt?

Auf dem Milchmarkt muss etwas passieren. Es kann nicht sein, dass Milch importiert werden soll, weil zu wenig im eigenen Land zu wenig produziert wird. Aber ich bin optimistisch. Es gibt durchaus Indikatoren, die zeigen, dass es auch wieder bessere Zeiten gibt.

Wer sind die Integratoren in der Kälbermast?

Rund ein Drittel aller Mastkälber läuft über die Integratoren, also etwa 70 000 Kälber jährlich. Die drei grössten Schweizer Integratoren sind die Gefu Swisskalb AG aus Rickenbach LU, die Univo SA aus Corminboeuf FR und die Micarna.

Wird die Mast über Integratoren in Zukunft mehr zum Thema?

Wir stellen fest, dass vor allem in den Bergregionen die Landwirte neben dem Betrieb noch einer anderen Tätigkeit nachgehen. Diese Doppelbelastung ist oft ein Grund, mit der Milchproduktion aufzuhören. Sie steigen auf andere Formen der Tierhaltung um und mästen beispielsweise Kälber im Lohn. Andere steigen auf Mutterkühe um.

Schlussendlich muss der Landwirt entscheiden, welches Mastsystem zu seinem Betrieb passt. Wenn jemand gerne züchtet, dann muss er melken. Und diese Milch vertränkt er auf dem Betrieb, wenn es keinen Abnehmer dafür gibt.

In Zukunft werden die Mäster bestehen, welche die Gesundheit ihrer Kälber im Griff haben – egal ob Lohnmäster oder bäuerlicher Mäster. Denn die Gesundheit der Kälber wird immer stärker ins Gewicht fallen, auch kostenmässig. Und letztendlich gewinnt derjenige, der seine Kosten im Griff hat.