Der Fahrer muss nicht mehr von Hand von einem Grenzstein zum nächsten fahren, um die Spur 0 aufzunehmen. Der Traktor lenkt von Anfang an automatisch und der Fahrer kann sich auf das Anbaugerät konzentrieren.

Christian Affolter vom Lohnunternehmen Landag in Wiler bei Seedorf BE fährt wie viele andere Kollegen GPS-gesteuert im Kreis hin und her, bis das Feld mit Mais fertig gesät ist. Affolter ist aber schneller als die meisten seiner Berufskollegen.

Die Parzellen werden vor der Saat mit GPS vermessen

Das liegt an der supermodernen sechsreihigen John Deere 1725NT Einzelkorn-Sämaschine, die umgebaut und nun von einem 56 Volt Zapfwellen-Generator angetrieben wird. Dank dieser Elektrik, den Bürsten-Bändern für den Saatgut-Transfer und der Optimierung auf Schweizer Verhältnisse legt die Sämaschine die Saatkörner bis 18 km/h exakt ab.

Die Leistungssteigerung verdankt die Landag aber auch dem Smart Farming, der Digitalisierung der Landwirtschaft. Denn das Lohnunternehmen von Hanspeter und Raphael Lauper vermisst die Parzellen vor der Saat auf einem Quad mit GPS.

Für die virtuellen Fahrspuren, die Christian Affolter am Traktor-Terminal erkennt, muss er deshalb nicht zuerst das Feld manuell umrunden. Das Feld ist in der Cloud gespeichert und über das Internet gelangen diese auf Traktor-Terminal.

Christian Affolter kann mit irgendeiner Spur mit Säen beginnen, er muss nicht zuerst einer March entlangfahren. Am Terminal hat er die Arbeitsbreite eingetragen – und die Grenz-linie, auf der die virtuellen Fahrspuren basieren sollen. Der Traktor folgt automatisch der gewählten Spur und der Fahrer kann sich auf die Überwachung der Sämaschine konzentrieren.

Die Ansicht der Spurführung am Traktor-Terminal ist beim digital vermessenen Feld die gleiche, wie wenn mit dem Traktor vor dem Säen eine 0-Linie oder A-B-Linie gezogen würde. Das System verteilt dann die Linien entsprechend der Maschinen-Arbeitsbreite auf das ganze Feld.

Mit der Vermessung ausserhalb der Saison Arbeitsspitzen brechen

Der Nutzen von Smart Farming besteht beim digital vermessenen Feld darin, dass die Feldgrenzen ausserhalb der Saison vermessen werden. Das bricht Arbeitsspitzen.

Hanspeter und Raphael Lauper setzen dafür in ihrem Lohnunternehmen Landag einen John Deere Gator ein. Der Quad ist mit einem Bodenprobe-Entnahmegerät ausgerüstet und mit dem Internet verbunden.

Wird der GPS-Empfänger auf einen Grenzstein gesetzt, wird seine Position über die Internet-Verbindung auf dem MyJohnDeere-Portal in der Cloud gespeichert. Zusätzlich werden die Entnahmepunkte der Bodenproben digital abgespeichert.

Der Sä-Traktor kann später über seine Internetverbindung auf die Feld-Daten zugreifen, die der Gator an die Cloud sendete (siehe «die grüne»,Heft 6/2019).

In der Cloud stehen alle digitalen Daten einer Parzelle zur Verfügung. Und es kommen immer neue Daten hinzu: Von der Maissaat wird die Saatstärke, die Düngermenge und die Sorte festgehalten. Kulturpflege-Massnahmen und die Ertragskarte kommen im Verlauf des Jahres hinzu.

Nach der Ernte kann alles ausgewertet werden. «Ein Landwirt erkennt auch ohne Smart Farming, welche Sorten und Saatstärken oder welche Düngung gut gelingen. Aber durch die Datenerfassung wird der Eindruck des Landwirtes mit Fakten gestärkt», sagt Hanspeter Lauper.

«Zudem sind die Daten jahrelang gespeichert», erklärt Lohnunternehmer Lauper, «so kann bei späterer Unsicherheit jederzeit und schnell auf die absoluten Werte mehrerer Jahre zugegriffen werden. Es ist ein zusätzliches Instrument, um Anbaustrategien zu entwickeln.»

Mit Smart Farming werden Anbauversuche leicht gemacht

Bei unserem Besuch hat Christian Affolter das halbe Feld gesät und macht für einen Feldversuch einen Wechsel der Körnermais-Sorten.

Solche Versuche lassen sich mit Smart Farming einfach anlegen. Einige Fahrspuren werden übersprungen, in denen die zweite Sorte platziert wird. Die beiden Sorten wechseln sich über das Feld verteilt ab. So können Bodeneinflüsse auf die Ertragsbildung ausgeglichen werden und es braucht keine Jalons (Absteckpfähle), um die beiden Sorten zu bezeichnen.

Mit dem Smartphone kann das Feld angewählt werden, wo der Standort der jeweiligen Sorte angezeigt wird. Mit dem Smartphone hat man Zugriff auf alle Kulturmassnahmen. So lassen sich die Sorten während des Wachstums beobachten und vergleichen. Der Vergleich der Erträge der beiden Körnermais-Sorten ist nach der Ernte mit der Ertragskarte sofort möglich.

Ist ein Fahrzeug nicht mit dem Internet verbunden, können die Daten mit dem USB-Stick auf einen Computer und von dort in die Cloud hochgeladen werden. Hanspeter Lauper setzt aber auf das Internet. «Dadurch haben alle Maschinen jederzeit Zugriff zu allen Feld-Daten, neben den Traktoren auch die Mähdrescher. So kann der grösste Nutzen aus Smart Farming gewonnen werden.»

Der Nutzen zeigt sich nicht nur beim Säen, sondern auch beim Ernten. Mit dem Mähdrescher kann der Fahrer in irgendeine virtuelle Fahrspur ins Feld fahren, ohne dass am Schluss wegen einer schmalen Restbreite eine zusätzliche Überfahrt nötig ist.

«Weil von Anfang an nicht gelenkt werden muss, kann der Fahrer von Beginn an die Maschinen-Einstellungen überwachen und den Bedürfnissen anpassen.»

Daten exakt ablegen

Mit Smart Farming häufen sich auf einer Parzelle immer mehr Daten an. Und mit jedem neuen Arbeitsgang kommen mehr Daten hinzu (Düngermenge und Verteilung, Pflanzenschutz, Erntekarten, Bodenproben usw.). Es geht um viel mehr, als «nur» Fahrspuren zur automatischen Spurführung abzuspeichern.

Bei dieser Datenmenge ist es wichtig, die Parzellen von Anfang an genau zu beschriften, damit die anfallenden Arbeiten auch wirklich dieser Parzelle zugeteilt werden. Nachträgliches Auf-räumen von Daten am Computer ist zwar möglich, aber aufwändig.

Die Lohnunternehmung Landag bezeichnet die Feldgrenzen einer Parzelle zusätzlich mit Nord, Ost, Süd und West. Dies sei aussagekräftiger als nummerierte Grenzlinien.

Smart Farming-Daten werden auch im Feldkalender benötigt. Der Fahrer/Operator erledigt also gleichzeitig Büroarbeiten, die das Büro entlasten und nicht zusätzlich belasten soll!

Die Grenze zwischen Büro, Fahrer und Maschine wird immer fliessender und beidseits übergreifender. Es empfiehlt sich, eine Firmen-Strategie respektive Firmen-Kultur zu entwickeln und durchzusetzen.

Für den automatischen Austausch der erforderlichen Feldkalender-Daten gibt es eine neue Schnittstelle (siehe Artikel «Automatisch in den eFeld-kalender» auf S. 65).