«Der Aebi-Vertreter hat gesagt, die spinnen doch, mit solchen Lastwagen ins Bort zu fahren», erinnert sich Paul von Rickenbach an den Moment, als bei seinem Nachbarn vor rund 50 Jahren eine Testfahrt mit dem ersten Schilter-Ladewagen durchgeführt wurde. Seine Frau Birgit hat sogar extra die alte Fotografie hervorgesucht, die ihn als Dreijährigen auf dem «Senior» zeigt. Die ganze Familie wurde daraufhin von der Begeisterung gepackt: «Heute sind wir vier Brüder mit 16 Schilter.» 

Persönliche Erinnerungen

Den Inhalt des grossen grünen Schilter-Buches, das vor ihm liegt, kennt Paul von Rickenbach fast auswendig. Zu seinem grossen Stolz ist es gar persönlich signiert von Thomas Schilters Ehefrau Trudy. Er besitze noch immer das Original des Familienfotos, welches im Buch abgedruckt ist. Und die Autoren Manuel Gemperle und Hermann Wyss seien mehr als einmal mit ihm an ebendiesem Küchentisch gesessen. Die Verbundenheit mit dieser Familie kommt nicht von ungefähr, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Geburtshaus von Thomas Schilter. Paul von Rickenbachs Vater habe manche Geschichte erzählt von den ersten Konstruktionen, die in den steilen Hängen im Steinerberg getestet wurden. «Die Schilters waren hochintelligente Leute, die der übrigen Gesellschaft etwa 20 Jahre voraus waren», stellt von Rickenbach bewundernd fest. 

Die Frau und Töchter von Thomas Schilter kenne er persönlich, wie auch dessen Bruder Karl, berichtet der Bewunderer. Thomas selber habe er nur einmal getroffen, noch bevor die grosse Begeisterung für dessen Erfindungen einsetzte. 

Über die Jahre hat sich der Landwirt schliesslich ein immenses Wissen über das Stanser Unternehmen und dessen Erfindungen aufgebaut. Nun blättert schon die jüngste Tochter, die 6-jährige Sophia begeistert im Schilter-Buch. Mutter Birgit meint dazu: «Keiner zu klein, ein Schilter-Fan zu sein.»

Wirtschaftlichkeit bewiesen

Paul von Rickenbach bewirtschaftet seinen Bergbauernbetrieb gar ausschliesslich mit Maschinen dieser Marke, in regelmässigem Gebrauch befinden sich ein LT 1- Ladewagen und ein 1800er-Transporter aus dem Jahr 1974 sowie ein Universaltraktor (UT) 32 mit Baujahr 1977. Die teuerste Maschine auf dem Betrieb sei der Heukran, bemerkt der gelernte Landwirt. «Natürlich bin ich ein Spinner», lacht er, und trotzdem fahre er mit seinen alten Maschinen günstiger als mancher hochmaschinierter Betrieb. Die Versorgung mit Ersatzteilen sei durch die Firma Ducrey in Küssnacht am Rigi SZ bestens sichergestellt. 

Ein Glücksgriff

Durch den mechanischen Aufbau der Schilter-Gefährte kann von Rickenbach kleinere Servicearbeiten und Reparaturen selbst erledigen, gelegentlich hilft ihm ein benachbarter Landmaschinenmechaniker dabei. Diese Tatsache trägt auch wesentlich zur Senkung der Maschinenkosten bei. «Meine Arbeitszeit kann ich nicht immer voll rechnen, aber andere haben auch ihre Hobbys», ist sein Fazit. Und ein bisschen verrückt sein müsse man ja ab und zu.

Paul von Rickenbachs ganzer Stolz ist ein UT 5000 mit der Chassis-Nr. 1, der Prototyp. Mit diesem war er sogar schon im Verkehrshaus Luzern, «ein einmaliges Erlebnis!» Gekauft hatte er diesen Traktor eigentlich als Ersatzteillager und erst bei näherem Betrachten festgestellt, was er da für einen Schatz ergattert hatte. Eingelöst ist das Prachtstück als Veteranenfahrzeug, bei der Frage nach Angeboten zum Verkauf schmunzelt von Rickenbach. Einen Preis will er nicht nennen, aber «der ist fast unverkäuflich.» 

Ordnung muss sein

Etwas versteckt in einer Scheune zeigt er auf einen alten Ladewagen. Dieses Modell musste zum Heu laden mittels einem zweiten Steuerrad am Heck bedient werden. Laut von Rickenbach sei diese komplizierte Steuerung der Grund gewesen, weshalb von diesem Fahrzeug nur wenige Exemplare verkauft wurden. «Das ist mein Restaurationsprojekt, wenn ich mal pensioniert bin», scherzt der 53-jährige.

Der Schwyzer stemmt sich erfolgreich gegen eine zunehmende Wegwerfgesellschaft, ohne jedoch in eine Sammelwut zu verfallen. Davon zeugt sein Betrieb, wo ein neuer Stall-Anbau mit älteren, noch einwandfreien Dachziegeln gedeckt ist. Gleichzeitig betont Paul von Rickenbach: «Ordnung muss sein, ab und zu gibts  eine Ladung fürs Alteisen.» Zum Hab und Gut Sorge tragen, diese Einstellung zeigt sich auch auf der Weide, wo fast die Hälfte der 16 Milchkühe über zehn Jahre alt sind und vor Gesundheit  strotzen. Paul von Rickenbach pflegt also nicht nur die Maschinen sorgfältig. Seine Begeisterung gehört aber doch hauptsächlich seinen sechs Fahrzeugen mit dem weitherum bekannten Schilter-Logo. Mit ihnen nimmt er gerne an Ausfahrten oder Treffen teil. Oder stellt sie mal eben für Foto-Aufnahmen zur Verfügung, ob für Fachbücher oder Zeitungsberichte.Andrea Gysin 

Andrea Gysin