Fabian Gut ist Präsident des Schweizerischen Raufutterverbandes. Er ist seit 2005 im Heuhandel tätig und liefert unter anderem Heu aus der Schweiz und aus Deutschland an Pferde- und Milchviehbetriebe.

Herr Gut, wie beurteilen Sie die Raufutter-Ernte 2020?

Fabian Gut: Die Ernte war durchschnittlich bis gut. Vor allem Emd gab es viel, die Heuernte war aufgrund des trockenen Aprils eher durchschnittlich. Neuansaaten haben im Frühling unter der Trockenheit am meisten gelitten.

Was heisst das für den Handel?

Der Heuhandel hat immer eine ausgleichende Funktion. Im Sommer hatten die Bauern oft keinen Platz mehr, weil ihre Stöcke bereits voll waren. Wir müssen diese Überhänge abbauen und geeignete Käufer finden.

Lohnt es sich für Landwirte, ihr Heu bei tiefen Preisen zurückzubehalten?

Das Heu muss verkauft werden, wenn ein Käufer da ist. Die Schwankungen beim Heupreis sind generell eher klein, der Richtpreis liegt meist zwischen 29 und 32 Franken pro hundert Kilo.

Eine Ausnahme war das Jahr 2018, als der Heupreis auf rund 40 Franken geklettert ist. Grund dafür war die Trockenheit. Generell würde ich aber sagen: Besser verkauft und bereut als behalten und bereut.

Wird der Richtpreis eingehalten?

Es kann schon kleinere Schwankungen geben, darum heisst es ja auch Richtpreis. Es gilt immer: Wenn sich Verkäufer und Käufer einig sind, kommt es zum Geschäft. Sonst nicht.

Müssten die Bauern nicht versuchen, das Futter für ihre Tiere selber zu produzieren?

Das muss jeder Bauer selber entscheiden. Manchmal ist man witterungsbedingt gezwungen, Raufutter zuzukaufen. Oder ein tierintensiver Betrieb muss Futter verkaufen, damit die Nährstoffbilanz stimmt.

Andere Landwirte entscheiden sich, extensiv zu produzieren, und kaufen qualitativ hochwertiges Futter zu. Wenn mit einem Heuzukauf die Tiere bedarfsgerecht gefüttert werden können und eine gute Leistung bringen, macht es auf jeden Fall Sinn.

Wie lange kann Heu gelagert werden?

Mindestens zwei Jahre. Ideal ist es, wenn Quaderballen von oben und unten trocken und lichtgeschützt gelagert werden können. Das Heu bleicht sonst rasch aus. Generell kann man sagen, dass in der Schweiz eine gute Infrastruktur für die Heulagerung besteht.

Wieso hat Ökoheu einen deutlich tieferen Richtpreis?

Ökoheu hat meist sehr tiefe Gehalte und eignet sich nur für die Fütterung extensiver Rassen. Die Nachfrage ist gering. Wichtig ist zudem, dass auch beim Ökoheu die Qualität stimmen muss. Äste, Blacken und Herbstzeitlosen haben darin nichts verloren.

Was ist die grösste Herausforderung beim Handeln mit Heu?

Heu ist ein Naturprodukt. Manche Kunden sagen mir: Ich hätte gerne genau das gleiche Heu wie letztes Jahr. Das gibt es aber nicht. Darum muss ein Heuhändler das Heu gut einschätzen können und die Bedürfnisse seiner Kunden genau kennen. So kann er das richtige Heu zum richtigen Kunden bringen.