Kurz & bündig

  • Die Feldtage 2020 finden wegen der Corona-Pandemie nicht statt. Für 2021 sind sie geplant.
  • Die Versuche werden dennoch durchgezogen und ausgewertet.
  • Landwirte werden via Videos und Versuchsberichte über die Ergebnisse informiert.

In Kölliken AG erstreckt sich neben der Autobahn ein grosszügiges Versuchsgelände: Auf 14 Hektaren gedeihen Feldfrüchte und Kunstwiesen, dazwischen angelegt sind Wege für deren Besichtigung. Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher wurden voller Vorfreude erwartet, und nun das: Die Feldtage 2020 in Kölliken gehören ebenfalls zu den Opfern der Corona-Pandemie.

«Es war ein schmerzvoller Entscheid, den wir da fällen mussten» gibt OK-Präsident Hans Hirschi von der Landor Auskunft. Nicht zuletzt für ihn persönlich: «Ich habe viel Arbeit und Herzblut in den Anlass gesteckt, aber uns blieb leider keine andere Wahl», so Hirschi, der die Feldversuche unter seiner Obhut hat.

Die Arbeiten für die Feldtage 2020 haben bereits vor zwei Jahren begonnen. Ab Juni 2018 wurde geplant, und ab Ende August 2018 säten die Verantwortlichen die ersten Futterbauversuche. Als die Corona-Krise die Schweiz erreichte, waren bereits viele Arbeiten auf dem Feld erledigt.

Die Versuche der abgesagten Feldtage werden trotz Corona durchgezogen und ausgewertet

War nun die ganze Mühe für die Katz? «Nein», relativiert Hans Hirschi. Denn: «Wir haben unsere Versuche nach dem Lockdown ganz normal weitergepflegt. Wir werden den Anbau bis zum Ende seriös durchziehen, inklusive detaillierter Auswertung und Erstellung eines Versuchsberichtes.»

Nicht angelegt worden sind hingegen die Kartoffel-Versuche. «Da es sich um Sorten- und Bewässerungsversuche gehandelt hätte, wären diese sehr aufwändig und teuer geworden. Als sich im April abzeichnete, dass die Feldtage 2020 abgesagt werden müssen, haben wir uns daher gegen die Durchführung der Kartoffelversuche entschieden», so Hirschi. Stattdessen wächst auf den Parzellen nun Mais.

Finanziell hält sich der Schaden für die Veranstalter einigermassen in Grenzen, obwohl keine Versicherung vorhanden ist. «Wir haben bisher vor allem Arbeitskraft investiert. Hingegen entfallen der ganze Aufbau und die Installation von Strom und Wasser.» Zudem liefern die weitergeführten Versuche wertvolle Informationen für die Aussendienst-Mitarbeiter. Die Kulturen präsentierten sich beim Zeitpunkt der Besichtigung (11. Mai 2020) in einem guten, aber nicht hervorragenden Zustand.

Der Grund: «Die enorme Trockenheit hat uns zu schaffen gemacht» weiss Hans Hirschi. «Die Andüngung im Getreide erfolgte erst am 17. März und somit relativ spät. Am 3. April haben wir die zweite Düngergabe verabreicht. Durch den Tau konnte der Nitrat-Stickstoff zwar grösstenteils in den Oberboden eindiffundieren und gelöst werden, obwohl keine Niederschläge mehr kamen. Der Ammonium-Stickstoff war aber vermutlich trockenfixiert», so der Düngerberater.

Die besonderen Umstände erforderten Anpassungen in der Versuchsdurchführung. «Im intensiven Brot- und Futterweizen-Anbau planten wir drei Fungizide und zwei Halmverkürzungen. Effektiv gespritzt wurden zusammen mit dem Herbizid nur ein Stabilisator und im Fahnenblatt-Stadium ein Fungizid. Der Krankheitsdruck war sehr tief, und die ohnehin schon gestressten Bestände hätten wohl nicht gut auf eine zweite Halmverkürzung reagiert», erklärt Hans Hirschi.

Die Anzahl der Triebe sei ohnehin durch die eingeschränkte Stickstoffverfügbarkeit reduziert worden, weshalb die Bestände eher dünn dastehen.

Der milde Winter liess die Untersaat der Feldtage-Versuche weiter wachsen

Ebenfalls eine Herausforderung war der milde Winter, und zwar besonders im Rapsversuch mit Untersaat. «Die Sommerwicke ist nicht erfroren und hat den Raps ziemlich stark konkurriert», weiss Hans Hirschi.

Die Untersaat brachte ein weiteres Problem mit sich: Zum Zeitpunkt, als Stängelrüssler und Rapsglanzkäfer präsent waren und nach Bekämpfungsschwelle eigentlich hätten behandelt werden müssen, blühten in den herbizidlosen Parzellen mit Untersaat diverse Samenunkräuter.

Das Problem: Blühende Pflanzen ziehen Bienen und Hummeln an. Vorschriftsgetreu verzichtete man trotz Schädlingsbefall in diesen Parzellen auf eine Insektizidbehandlung. Hans Hirschi dazu: «Uns ist generell wichtig, dass wir praxisnahe Versuche durchführen und uns an den ÖLN halten. Alles andere nützt der Schweizer Landwirtschaft nichts», ist er überzeugt.

Die Pflanzenschutz-Initiativen beeinflussen auch die Feldtage

Die vor der Tür stehenden Pflanzenschutz-Initiativen beeinflussen auch die Versuchsanlage bei den Feldtagen. So ist etwa der herbizidlose Getreideanbau ein Thema in den Versuchen, und erstmals wurde in die Feldtage auch eine Bio-Parzelle integriert.

Im Bio-Verfahren wurde ein Sortenversuch mit Brotgetreide angelegt. Ebenfalls auf der langjährigen Bio-Parzelle stehen verschiedene Leguminosen: Luzerne, Lupinen, Ackerbohnen und Soja.

Ziel ist es, herauszufinden, mit welcher Kultur der höchste Rohproteinertrag pro Hektare geerntet werden kann. «Die betriebseigene Proteinproduktion dürfte im biologischen und konventionellen Landbau zunehmend an Bedeutung gewinnen», ist Hans Hirschi überzeugt. Dies insbesondere infolge strengerer Vorschriften bei der Fütterung.

In den ÖLN-Versuchen hinterlassen die Pflanzenschutzinitiativen aber ebenfalls ihre Spuren. So wurden in diversen Kulturen Hack- und Untersaatversuchen angelegt und im Brotgetreide eine breite Palette von Pflanzenstärkungsmitteln angewendet. Man darf diesbezüglich gespannt sein auf den abschliessenden Versuchsbericht.

Von Auge waren bis dato noch geringe Unterschiede ersichtlich.

2021 finden die Feldtage wegen dem Bio-Ackerbautag eine Woche früher statt als üblich

Die Feldtage sind ein Grossanlass mit vielen Partner und Ausstellern. Von diesen sei die Absage grösstenteils verständnisvoll aufgenommen worden, erklärt Michael Müller, Marketing-Leiter der Landor.

Die Feldtage 2020 werden nun auf das Jahr 2021 verschoben, die Planung dafür läuft bereits. «Die Landbesitzer und Lohnunternehmer haben sich glücklicherweise bereit erklärt, uns bei der Durchführung im nächsten Jahr wieder zu unterstützen», ist Michael Müller erleichtert.

Der Zeitpunkt im Jahr 2021 wird um eine Woche nach vorne geschoben: Wenn alles glatt läuft, gehen die Feldtage 2021 vom 2. bis 4. Juni über die Bühne. Der Grund für die Verschiebung des langjährigen Termins um den 10. Juni herum: Im Jahr 2021 findet ebenfalls der Bio-Ackerbautag statt. Hier wollte man eine Überschneidung unbedingt vermeiden und hat sich deshalb entschieden, den Termin um eine Woche vorzuverschieben.

Andüngung der Kulturen soll früher erfolgen

Die Planung für die Feldtage 2021 läuft nun parallel zu den laufenden Arbeiten in den bereits angesäten Versuchen. Die Versuche werden jenen, die für das Jahr 2020 angelegt worden sind, sehr ähnlich sein.

Bei den Kartoffeln sollen zudem neue Produkte für die Drahtwurm-Bekämpfung wie beispielsweise Attracap von Omya getestet werden. OK-Präsident Hans Hirschi ist zuversichtlich, dass die Feldtage 2021 als Folge der Verschiebung noch besser werden: «Wir haben einige Lehren aus dem Anbau 2020 gezogen. Die Andüngung unserer Kulturen werden wir – wenn es die Witterung zulässt – etwas nach vorne verschieben.»

Ebenfalls sollen Hofdünger mit einem Fass mit NIRS-Sensor ausgebracht werden, damit diese präzise gemäss den Bedürfnissen der Kulturen eingesetzt werden können.

Die schluffreichen Böden in Kölliken waren nach den starken Winterniederschlägen teilweise verschlämmt. «Tritt das wieder ein, wäre es denkbar, beispielsweise einen Rollstriegel einzusetzen, um die Kruste aufzubrechen und den Kulturen auf die Sprünge zu verhelfen», so Hans Hirschi.

 

Feldtage 2020 finden statt – digital statt analog

Die Landi Genossenschaften führen jährlich viele Flurbegehungen für ihre Landwirte durch. Durch die Corona-Pandemie war dies heuer nicht möglich. Weil die Flurbegehungen aber auf reges Interesse stossen, hat man neue Wege beschritten, um die Informationen zu den Produzenten zu bringen.

«Wir haben digitale Flurbegehungen mit Film- und Fotomaterial von den Feldern veranstaltet», berichtet Michael Müller, Marketingleiter bei Landor. Dabei habe man mit dem Tool Webex gearbeitet und den Landwirten den entsprechenden Link zukommen lassen.

«Der Anklang war ziemlich gut», ist Müller zufrieden. Für die Feldtage 2020 ist nun ähnliches geplant: «Wir möchten die Versuche der Feldtage 2020 den Landwirten präsentieren können. Dazu planen wir, Kurzfilme zu drehen und online zu stellen.»

«In Vorbereitung ist auch ein Livestream vom 10. bis 12. Juni, kurze Beiträge live vom Feldtage-Gelände, welche die Landwirte auf dem Internet mitverfolgen können», so Michael Müller. Das kommt zwar nicht ganz an das reale Erlebnis mit dem Griff ins Getreide und dem Biss in die Wurst heran. Es ermöglicht aber doch einen Wissenstransfer in diesem ackerbaulich besonderen Jahr mit dem trockenen Monat April.