Das zum vierten Mal durchgeführte Diskussions- und Begegnungsforum hat sich dieses Jahr das Ziel gesetzt, «die Möglichkeit zu einem breiten Wissens- und Erfahrungsaustausch zu bieten». Anwesend war ein Saal voller Frauen - alle mit dem Blick nach vorne gerichtet und fleissig mitnotierend.

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Auf der Agenda der «Tagung Frauen in der Landwirtschaft» stand unter anderem:

  • Die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland – Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten.
  • Geschlechtergerechtigkeit und die Bedeutung der Bildung in der Landwirtschaft.
  • Hofnachfolgerin – warum nicht!
  • Migration und intersektoriale Ungleichheit in der Landwirtschaft.

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Zu letzten Punkt hielt Tina Bopp vom Gender Studies Zentrum der Universität Basel ein Referat. Über neun Jahre hinweg befasste sie sich mit der Forschung von migrierenden Arbeitskräften, insbesondere von Moldavierinnen, die unter anderem in der Schweiz arbeiten. Sie begleitete 22 migrierende Personen und zeichnete deren Lebensrealitäten auf. 

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Dabei stellte Tina Bopp fest, dass es sich grundsätzlich um sehr vulnerable Arbeitskräfte handelt: Die Personen hängen meistens stark von der Arbeit ab oder sie verdrängen zum Teil Verletzungen, um in der nächsten Saison wieder rekrutiert zu werden. Bopp zeigte auf, dass die Arbeit im Ausland auch eine psychologische Belastung sein kann, da beispielsweise pflegebedürftige Eltern oder Kinder zurückgelassen werden müssen. «Aufgrund der ausgeprägten Arbeitsmigration müssen Dörfer teils mit älteren Menschen und Kinder zurecht kommen», beobachtete Bopp. 

Die Sorgenkette zieht sich durch die Länder

Tina Bopp zeigte auch auf, wie die das Verlassen der eigenen Heimat, um im Ausland arbeiten zu können, eine sogenannte Sorgenkette auslösen kann. Wenn eine Frau aus Polen ihre Kinder zurücklässt, um die Kinder einer Schweizer Akademikerin zu betreuen, stellt die Polnische Frau eine Molavierin ein, damit ihre eigenen Kinder betreut werden.

Vor dem Hintergrund, dass es wenig ärmere europäsiche Länder gibt als Moldavien, liegt es auf der Hand, dass die Betreuung der Kinder der Moldavierin eine Herausforderung darstellt. «Dort endet die Sorgenkette», schilderte Tina Bopp. In der Landwirtschaft besteht ein ähnliches Phänomen der Sorgenkette, so Bopp. 

Deutscher Bauernverband wehrt sich gegen den Vorwurf, Saisoniers prinzipiell auszunützen

Nicole Spiess, die Juristin und Sozialreferentin des Deutschen Bauernverbandes wehrte sich am Forum allerdings gegen den Vorwurf, dass alle ausländischen Saisoniers ausgebeutet würden. Schwarze Schafe gebe es überall, aber grundsätzlich würden saisonal Angestellte in Deutschland gut abgesichert sein und behandelt werden, so Spiess. 

Diesem Referat folgte ein Podiumsgespräch zum aktuell brennenden Thema «Soziale Absicherung, Altersabsicherung von Frauen in der Landwirtschaft». Das Forum stellte dafür Rednerinnen aus vier Ländern auf:

Es äusserten sich:

Für die Schweiz: Anne Challande, Juristin, Bäuerin, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes und Vizepräsidentin des Schweizer Bauernverbandes

Für Deutschland: Nicole Speiss, Juristin und Sozialreferentin des Deutschen Bauernverbandes

Für Österreich: Heidemarie Rest-Hinterseer, Biobäuerin und Vorstandsmitglied einer Energiegenossenschaft

Für das Südtirol: Veronika Stampfer, Bezirksbäuerin Bozen, Südtiroler Bäuerinnenorganisation

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In diesem Sinne hält das Forum vorerst sein Versprechen, eine Plattform für einen fachlichen internationalen Austausch zu sein. Die Tagung läuft noch bis am 25. März 2022. Das Programm dazu finden Sie hier