Den Unterschied machte am Ende nur eine Stimme: Im vierten Wahlgang erreichte Vogt mit 26 Stimmen just das absolute Mehr, wie SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi am Freitag in Hérémence im Unterwallis erklärte. Salzmann kam auf 25 Stimmen.

Aeschi sieht in Rösti und Vogt verlässliche Vertreter der Linie ihrer Partei. Sie seien die Richtigen, um die Schweiz aus der gegenwärtigen Krise zu führen, sagte er. Sie hätten sich klar zur Neutralität und gegen eine institutionelle Einbindung in die EU ausgesprochen - ebenso wie die anderen Kandidierenden.

Als weitere Kernthemen nannte Aeschi unter anderem die Steuerung der Zuwanderung, die Energieversorgung und die Stärkung der Armee. Die Schweiz stehe vor grossen Herausforderungen, betonte er.

Wilde Kandidatur unwahrscheinlich

Wie Salzmann fallen auch die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger und der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler aus dem Rennen. Eine wilde Kandidatur ist so gut wie ausgeschlossen.

Denn die Statuten der SVP sehen den automatischen Parteiausschluss für Mitglieder vor, die eine Wahl in die Landesregierung annehmen, ohne von der Fraktion nominiert worden zu sein. Eingeführt hatte die Partei die Bestimmung nach der Abwahl Christoph Blochers und der Wahl Eveline Widmer-Schlumpfs im Jahr 2007.

Rösti und Vogt betonten vor den Medien, das Auswahlverfahren sei fair gewesen. "Uns wird nichts auseinanderbringen", sagte Vogt.

Rösti in der Pole-Position

Nach dem Vorentscheid der Fraktion bleibt Rösti der Kronfavorit. Für ihn spricht insbesondere, dass er im Parlament bestens vernetzt ist. Er sitzt seit 2011 im Nationalrat.

Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater, 55 Jahre alt und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun. Von 2016 bis 2020 war er Präsident der SVP Schweiz. Unter seiner Führung musste die Partei allerdings bei den Wahlen vier Jahre später eine empfindliche Niederlage einstecken. Im Parlament machte sich Rösti einen Namen als Energie- und Gesundheitspolitiker.

Für Vogt wäre es ein Comeback

Aussenseiterchancen hat Hans-Ueli Vogt. Der 52-jährige Anwalt war 2015 bis 2021 Nationalrat. Ende des vergangenen Jahres trat er zurück - nach eigener Aussage, weil er sich auf seine Tätigkeit als Jurist und Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht konzentrieren wollte.

Seinen grössten Einsatz in der nationalen Politik hatte der Stadtzürcher als "Vater" der sogenannten Selbstbestimmungsinitiative. Die Vorlage scheiterte 2018 an der Urne. Der gebürtige Winterthurer sass zudem im Ja-Komitee zur Ehe für alle, welche die Mehrheit der SVP ablehnte.

Den Sitzungsort im Unterwallis hatte die SVP ursprünglich ausgewählt, um die kommende Wintersession vorzubereiten. Die Wahl hat angesichts des drohenden Strommangels Symbolkraft: Auf dem Gebiet der Gemeinde Hérémence liegt die Staumauer von Grande Dixence.