Das landwirtschaftliche Einkommen ist letztes Jahr gegenüber 2019 um 6,7 Prozent gestiegen und lag bei durchschnittlich 79’200 Franken pro Betrieb. Das zeigen die neusten Zahlen der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten zum Jahr 2020 bei Agroscope. Zur Eruierung des landwirtschaftlichen Einkommens erhebt das Forschungsinstitut die Differenz zwischen den Erträgen und den Aufwänden sowohl von Einzelunternehmen wie auch von Betriebsgemeinschaften. Dabei werden landwirtschaftliche Tätigkeiten inklusive Hofläden und landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie etwa eine Biogasproduktion berücksichtigt.

Begünstigende Faktoren

Die gute Entwicklung des landwirtschaftlichen Einkommens letztes Jahr habe drei wichtige Faktoren, begründet Agroscope die Zahlen. Einerseits habe sich der Schweinemarkt weiter erholt, die Preise und Produktionsmengen für Schlachtschweine seien gestiegen und damit hätten die Verkaufserlöse zugenommen. Des Weiteren habe sich die Covid-19-Pandemie trotz der Turbulenzen, die sie in den Agrar- und Lebensmittelmärkten auslöste, grundsätzlich positiv auf die hiesige Nachfrage nach Lebensmitteln mit Schweizer Herkunft ausgewirkt und die Direktvermarktung habe einen Boom erlebt. Schliesslich sei das gute Wetter letztes Jahr dem Pflanzenbau zugutegekommen: Insbesondere bei Gemüse, Obst, Raps und Getreide seien grössere Ernten verzeichnet worden. Diese positiven Entwicklungen haben laut Agroscope dann auch die kleineren Ernten im Weinbau und bei Zuckerrüben, sowie die durch die Pandemie verschärften Absatzprobleme auf dem Weinmarkt und die gestiegenen Aufwände unter anderem bei der Tierhaltung, den Tierkäufen, beim Liegenschaftsunterhalt und Personal kompensieren können.

Einkommensunterschiede

Neben dem durchschnittlichen Betriebseinkommen hat letztes Jahr auch der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst pro Vollzeitfamilienarbeitskraft eine Steigerung erlebt. Die 1,35 familieneigene Vollzeitarbeitskräfte haben 2020 durchschnittlich 58’600 Franken verdient, was einer Steigerung von 7,5 Prozent entspricht. Allerdings nahm der Arbeitsverdienst je nach Region – ob Tal-, Hügel- oder Bergregion – nicht überall gleich zu. Zu beachten sei ausserdem, dass das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen immer noch deutlich tiefer sei als das Durchschnittseinkommen vergleichbarer Sektoren, relativiert der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) die Zahlen. Zudem steige der Anteil des externen Einkommens. Für die Ermittlung des Mittelflusses und der Liquidität der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sowie des Gesamteinkommens der Bauernfamilien werde weiterhin das ausserlandwirtschaftliche Einkommen, einschliesslich desjenigen der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners, einbezogen. Es stelle sich die Frage, ob diese Methode nicht zu einer Verzerrung der Darstellung der finanziellen Situation der Schweizer Landwirtschaft führe und ob sie noch zeitgemäss sei, so der SBLV weiter.

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Schwierige Aussichten für 2021

So oder so sehen die Finanzprognosen für das laufende Jahr für die Schweizer Landwirtschaft bereits wieder weniger gut aus: Gemäss ersten Schätzungen des BFS wird sich die Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft im Jahr 2021 auf 11,2 Milliarden Franken belaufen. Das sind 2,1 Prozent weniger als 2020. Ausserdem schätzt das BFS die Ausgaben für Vorleistungen wie Futtermittel, Energie, Dünger, Unterhalt oder Reparaturen mit 7 Milliarden Franken um 0,7 Prozent höher ein als im Vorjahr. Die Bruttowertschöpfung, die sich aus der Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen ergebe, erreiche somit 4,1 Milliarden Franken, womit die Schweizer Landwirtschaft gegenüber 2020 ein Minus von 6,6 Prozent generiert.

Das landwirtschaftliche Einkommen 2021 leide vor allem aufgrund der schlechten Witterung, erläutert das BFS die Schätzungen und rechnet mit historischen Rückgängen im Pflanzenbau. Dessen Produktionswert verringere sich gegenüber 2020 um 9 Prozent auf geschätzte 3,8 Milliarden Franken. Der kalte Frühling, Frost nach dem Vegetationsstart, Hagel, ein verregneter Sommer mit durchnässten Böden, welche die Feldbearbeitung erschwerten, und wenig Sonne hätten dem Pflanzenbau dieses Jahr stark zugesetzt. Die ungünstigen Wetterbedingungen hätten dazu geführt, dass es zu Ausfällen und tieferen Erträgen bei pflanzlichen Kulturen gekommen sei, bestätigt der Schweizer Bauernverband (SBV) die Schätzungen des BFS. Auf pflanzliche Kulturen spezialisierte Bauernbetriebe müssten dieses Jahr darum empfindliche Ertragseinbussen hinnehmen.

Tiefe Ernten

Beim Steinobst, insbesondere bei den Aprikosen und Pflaumen, sei eine der schwächsten Ernten der vergangenen zwei Jahrzehnte verzeichnet worden, schreibt das BFS weiter. Auch die Heuernte habe sich schwierig gestaltet und die Getreideernte sich verzögert und fiel schliesslich durchzogen. Der Produktionswert des Getreides sinke dieses Jahr um 13 Prozent, rechnet das BFS. Daneben seien die Produktionswerte der Kartoffeln sowie der Zuckerrüben ebenfalls rückläufig – mit minus 15 respektive minus 14 Prozent.

Beim inländischen Gemüse ist die Nachfrage laut BFS zwar nach wie vor erfreulich gross, auch dort hat sich die diesjährige Produktion aber um 5 Prozent verringert. Und beim Weinbau gestalte sich die Lage bereits seit dem letzten Jahr angespannt, wobei sich die Situation dieses Jahr tendenziell noch verschlechtere: Der Schweizer Weinbau hat dieses Jahr nicht nur mit dem ungünstigen Wetter zu kämpfen, sondern auch mit einem starken Mehltaubefall. Es werde eine der schwächsten Ernten der letzten Jahrzehnte erwartet und als Folge davon dürfte der Produktionswert von Trauben und Wein im Vergleich zu 2020 um 17 Prozent einbrechen, prognostiziert das BFS.

Direktzahlungen stabilisieren

Dass die Schätzungen zur landwirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht schlechter ausfallen würden, sei der zunehmenden tierische Produktion zuzuschreiben. Diese nehme 2021 um 2,1 Prozent um geschätzte 5,9 Milliarden Franken zu. Sowohl die Milchproduktion wie auch die Fleischproduktion legen laut den Schätzungen des BFS dieses Jahr zu. Bei der Milchproduktion sei das vor allem dem Aufwärtstrend des Durchschnittspreises zu verdanken, bei der Fleischproduktion gestalteten sich die Schlachtviehpreise und die Nachfrage – die Schweineproduktion ausgenommen – weiter positiv. Dank mehrheitlich guten Produzentenpreisen helfe die Tierhaltung die Einkommen über die gesamte Landwirtschaft gesehen zu stabilisieren, kommentiert der SBV die BFS-Zahlen.

Unter dem Strich bleiben die ladwirtschaftlichen Einkommen 2021 aber tiefer als im Vorjahr und die Produktionskosten – insbesondere wegen erhöhter Futtermittelausgabe und infolge der gestiegenen Energiepreisen – steigen. Für ein mehr oder weniger stabiles Einkommen der Schweizer Landwirtschaft bleiben die Staatsbeiträge deshalb wichtiger Einkommensbestandteil: Diese dienten seit mehr als zwei Jahrzehnten dazu, Leistungen von allgemeinem Interesse zu vergüten, schreibt das BFS. Und mit 2,9 Milliarden Franken machten diese Beiträge 2021 rund 21 Prozent der Gesamtressourcen der Schweizer Landwirtschaft aus.