Der Agrarbericht 2020 zeigt die aktuelle Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft. Wir analysieren 7 Punkte, die zeigen, wo die Risiken und Chancen für die Bauern der nächsten Generation liegen.

 

1. Einkommen in der Schweizer Landwirtschaft

Das landwirtschaftliche Einkommen stieg 2019 um 5 ,1 % oder 3600 Franken auf 70'605 Franken je Betrieb (ohne Gemeinschaftsbetriebe). Hauptgründe dafür sind die Erholung des Schweinemarktes und die höhere Bewertung der Rindvieh- und Schweine-Bestände in der Schlussbilanz.

Verdient wird ausserhalb der Landwirtschaft

Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen stieg um 1,7 % oder 532 Franken auf 32'322 Franken je Betrieb. Es macht im Durchschnitt 31 % des Gesamteinkommens aus – in der Hügel- und Bergregion mehr, in der Talregion weniger.
Das Gesamteinkommen stieg damit um 4,0 % oder 3946 Franken auf 102'927 Franken.

Landwirtschaftliches Gesamteinkommen nach Regionen

(in Klammern die Veränderung 2019)

  • 120'165 Fr. Talregion (+4,9 %)
  •   97'615 Fr. Hügelregion (+7,7 %)
  •   84'557 Fr. Bergregion (+2,4 %)

Der Einkommens-Zuwachs ist in der Bergregion deutlich tiefer, weil die Aufwände in der Bergregion stärker als die Erträge stiegen. Eine weitere Ursache ist, dass die Bergregion naturgemäss kaum von der Erholung des Schweinemarktes profitierte.

 

 

2. Strukturwandel in der Schweizer Landwirtschaft

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe von 70'537 Betrieben um 29 % auf 50'038 Betriebe gesunken.

2019 hat die Schweiz 1,6 % oder 814 Landwirtschaftsbetriebe verloren. Damit hat sich das «Bauernsterben» (beschöniend als Strukturwandel bezeichnet) leicht reduziert.

Betriebe nach Regionen

(in Klammern die Veränderung 2019)

  • 31'612 Betriebe Talregion (- 0,2 %)
  • 18'957 Betriebe Hügelregion (+2,0 %)
  • 19'968 Betriebe Bergregion (- 1,7 %)

Immer grössere Betriebe

Am häufigsten müssen Landwirtschafts-Betriebe von 10 ha bis 20 ha aufgegeben werden, während die Zahl der Betriebe über 30 ha steigt (siehe auch Punkt 3. Nutzfläche). Im Jahr 2000 lag diese Schwelle noch bei 25 ha. Im Durchschnitt bewirtschaftet ein Betrieb eine Fläche von 20,9 ha.

Immer weniger Beschäftige in der Landwirtschaft

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 203'793 um 26 % oder 53'700 Beschäftigte gesunken.

2019 sank die Zahl der Beschäftigten um 1,5 % oder 2309 Personen auf 150'133 Beschäftigte. Diese Abnahmerate liegt im langjährigen Durchschnitt.

In der Landwirtschaft Beschäftigte nach Regionen

(in Klammern die Veränderung 2019)

  • 102'950 Talregion (- 1,6 %)
  •   51'108 Hügelregion (- 1,5 %)
  •   49'735 Bergregion (- 1,8 %)

 

3. Nutzfläche der Schweizer Landwirtschaft

Seit dem Jahr 2000 ist die landwirtschaftliche Nutzfläche von 1'072'492 ha um 2,7 % auf 1'043'729 ha zurückgegangen. Das sind 28'763 ha oder 0,1 % pro Jahr.

Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Regionen

(in Klammern die Veränderung 2019)

  • 490'413 ha Talregion (-0,2 %)
  • 274'313 ha Hügelregion (+2,0 %)
  • 279'003 ha Bergregion (-1,7 %)

Immer weniger kleine Landwirtschaftsbetriebe

Seit dem Jahr 2000 hat sich die bewirtschaftete Fläche von Landwirtschafts-Betriebe mit weniger als 20 ha von 496'273 ha um 44 % auf 280'178 ha verkleinert.

Immer mehr grosse Landwirtschaftsbetriebe

Umgekehrt hat sich die bewirtschaftete Fläche von Landwirtschafts-Betrieben mit mehr als 30 ha von 293'902 ha um 72 % auf 506'465 ha vergrössert. 21,9 % aller Betriebe bewirtschaften heute 48,5 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Landwirtschaftliche Nutzfläche 2019 nach Betriebsgrösse

48,5 % LN Betriebe > 30 ha
24,6 % LN Betriebe 20–30 ha
26,9 % LN Betriebe < 20 ha

Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Nutzungsart

(in Klammern die Veränderung seit 2000)

  • 629'416 ha Naturwiesen (-0,2 %)
  • 292'548 ha Ackerfläche (-0,4 %)
  • 115'490 ha Kunstwiesen (+0,5 %)
  •   23'750 ha Dauerkulturen (+0,1 %)
  •   11'287 ha Übrige LN (+1,6 %)

 

4. Wertschöpfung der Schweizer Landwirtschaft

2019 steigerte die Schweizer Wirtschaft ihre Bruttowertschöpfung «nur» um 1 % auf 707 Mrd. Franken.

Die Wertschöpfung der Schweizer Landwirtschaft steigt

Der Primärsektor (Forst- und Landwirtschaft) steigerte sich dagegen um 6 % auf 4,8 Mrd. Franken. Das sind 0,7 % der gesamten Bruttowertschöpfung.

Die Bruttowertschöpfung entspricht dem Bruttoinlandprodukt BIP minus Vorleistungen (Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel).

 

 

5. Die Milchwirtschaft

Die Milchwirtschaft hat einen Anteil von 20 % am gesamten landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich.
Weniger Betriebe, mehr Milch
Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Milch-Produktionsbetriebe um 50 % gesunken:
2000 38 082 Betriebe
2019 19 075 Betriebe
Und das mit weiterhin sinkender Tendenz – und doppelt so schnell wie in der übrigen Schweizer Landwirtschaft.
Umgekehrt ist die durchschnittliche Milchmenge pro Betrieb in der gleichen Zeit um 105 % gestiegen:
2000 83 953 kg
2019 172 043 kg
2019 betrug die Gesamt-Milchproduktion 3,8 Mio t, davon wurden 0,42 Mio t
an Jungtiere verfüttert.
Milchproduzenten nach Regionen
Alleine 2019 ist die Zahl der Milch-
Produktionsbetriebe um 3,1 % oder
618 Betriebe auf 19 075 Betriebe zurückgegangen.
(in Klammern die Veränderung 2019)
9881 Talgebiet (-3,8 %)
9194 Berggebiet (-2,5 %)
2033 Sömmerungsbetr. (-5,0 %)
Wachstum erst ab 300 000 kg Milch
Wie bei den Regionen, zeigen sich auch bei den Betriebsgrössen deutliche Unterschiede.
(in Klammern die Veränderung 2019)
6949 Betriebe > 100 000 kg (-4,6 %)
6775 Betriebe < 100 000 kg (-4,0 %)
2752 Betriebe < 200 000 kg (-2,3 %)
1210 Betriebe < 300 000 kg (+0,4%)
632 Betriebe < 400 000 kg (-0,3 %)
687 Betriebe < 500 000 kg (+4,2 %)
70 Betriebe < 1 000 000 kg (+3,0%)
Leichte Trendwende beim
Produzentenpreis
Der durchschnittliche Produzentenpreis für Verkehrsmilch ist seit 1990 im Sinkflug, wobei seit 2016 eine leichte Trendwende zu spüren ist.
(in Klammern die Veränderung 2019)
2000 79,17 Rp./kg
2010 63,14 Rp./kg
2019 68,00 Rp./kg (+0,6 %)
Dabei entwickelt sich der Produzentenpreis für Molkereimilch und Bio-Milch unterschiedlich.
(in Klammern die Veränderung 2019)
Molkereimilch 58,08 Rp./kg (+0,4 %)
Bio-Milch 81,57 Rp./kg (-1 %)
Leichte Trendwende beim
Konsumentenpreis
Der Konsumentenpreis sinkt seit 1990, wobei seit 2016 eine leichte Trendwende zu spüren ist:
1990 Fr. 1,83 / Liter Vollmilch Past
2000 Fr. 1,56 / Liter Vollmilch Past
2010 Fr. 1,41 / Liter Vollmilch Past
2019 Fr. 1,58 / Liter Vollmilch Past

 

 

6. Nutztiere in der Schweizer Landwirtschaft

Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der Nutztierhalter massiv gesunken.
(in Klammern Veränderung seit 2000)
34 251 Rindviehhalter (- 30 %)
5 821 Schweinehalter (- 60 %)
13 9324 Geflügelhalter (- 35 %)
8 149 Schafhalter (- 32 %)
6 415 Ziegenhalter (- 8 %)
2019 ist die Anzahl der Nutztierhalter (ausser beim Geflügel) noch einmal gesunken.
(in Klammern die Veränderung 2019)
34 251 Rindviehhalter (- 1,8 %)
5 821 Schweinehalter (- 5,7 %)
13 9324 Geflügelhalter (+2,6 %)
8 149 Schafhalter (- 1,1 %)
6 415 Ziegenhalter (- 0,3 %)
Seit 2000 sinkt der Nutztierbestand
Über alle Tierarten hat sich die Anzahl Grossvieheinheiten GVE seit 2000 von 1,34 Mio um 3,4 % auf 1,291 Mio GVE verringert. Alle Tierbestände sinken, ausser jene von Geflügel und Ziegen. (in Klammern Veränderung seit 2000)
1,52 Mio Stück Rindvieh (- 3,8 %)
1,36 Mio Stück Schweine (- 8,3 %)
11,83 Mio Stück Geflügel (+67,1 %)
343 581 Stück Schafe (- 19,0 %)
80 469 Stück Ziegen (+24,9 %)
Weiter sinkender Nutztierbestand
2019 ist der Nutztierbestand noch ein-
mal gesunken, ausser jener von Geflügel und minimal bei den Schafen.
(in Klammern die Veränderung 2019)
1,52 Mio Stück Rindvieh (- 1,2 %)
1,36 Mio Stück Schweine (- 4,1 %)
11,83 Mio Stück Geflügel (+2,6 %)
343 581 Stück Schafe (+0,1 %)
80 469 Stück Ziegen (- 0,1 %)
Immer weniger Fleisch
auf der Schlachtbank
2019 ist die Fleischproduktion in der Schweiz von 478 192 t Schlachtgewicht um 2,3 % auf 478 192 t gesunken.
+/- 0,0 % Rindfleisch
- 4,4 % Schweinefleisch
+1,0 % Geflügelfleisch
+0,5 % Schaffleisch
+11,0 % Ziegenfleisch
Der Produktionswert von Fleisch lag 2019 bei 2,7 Mrd Franken, mehr als ein Viertel des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswertes.
Vegetarier-Trend auch in der Schweiz
2019 ist der Pro-Kopf-Fleischkonsum in der Schweiz von 52,06 kg um 1,5 % auf 51,25 kg gesunken.
Zum Vergleich: In den 37 OECD-
Mitgliedsstaaten (Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen) ist der Pro-
Kopf-Fleischkonsum mit 70,1 kg rund 37 % höher.

 

 

Pflanzenbau in der Schweizer Landwirtschaft

Der Pflanzenbau hat einen Anteil von 50 % Produktionswert am gesamten landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich.
Immer weniger offenes Ackerland
Das offene Ackerland nahm seit 2000
von 290 462 ha um 18406 ha ab:
(in Klammern Veränderung seit 2000)
2019 272 056 ha (-5,7 %)
Alleine 2019 ist die Fläche des offenen Ackerlandes um 3383 ha zurück-
gegangen:
(in Klammern die Veränderung 2019)
2019 272 056 ha (-1,3 %)
Interessanterweise gibt es trotz Vegi-
Trend immer weniger Flächen für Getreide, Hülsen- und Hackfrüchte. Dagegen werden die Flächen für Öl-
saaten, Blühstreifen, Hanf oder siliertes Getreide immer grösser.
Immer mehr Kunstwiesen
Der Rückgang der offenen Acker-
fläche führte seit dem Jahr 2000 zu einer Ausdehnung der Kunstwiesen-Fläche um 8577 ha.
(in Klammern Veränderung seit 2000)
2019 126 248 ha (+5,5 %)
Alleine 2019 ist die Fläche der Kunst-
wiesen um 4026 ha grösser geworden:
(in Klammern die Veränderung 2019)
2019 126 248 ha (+3,3 %)
Immer weniger Obstbaum-Kulturen
Auch die Obstbaum-Kulturen haben seit 2000 von 6913 ha um 673 ha stark abgenommen:
(in Klammern Veränderung seit 2000)
2019 6240 ha (-9,1 %)
Alleine 2019 ist sind die Obstbaum-
Kulturen um 64 ha weniger geworden:
(in Klammern die Veränderung 2019)
2019 6240 ha (-1,0 %)
Starker Rückgang beim Kernobst
Der Rückgang bei den Obstbaum-
Kulturen ist 2019 auf den Rückgang beim Kernobst um 68 ha (-1,5 %) auf 4513 ha zurückzuführen.
Staile Steinobst-Kulturen
Die Fläche der Steinobst-Kulturen blieb mit 1665 Hektaren gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert (+0,3 %).
Boomende Beeren
Die Fläche der mehrjährigen Beeren ist 2019 um 28 ha (+6,8 %) auf 442 ha gestiegen.