Mit einer Marktentlastungs-Aktion wurden 1000 Tonnen Schweizer Kalbfleisch und Rindfleisch im Frühling 2020 eingefroren. Rund 50 Prozent des in der Schweiz produzierten Fleisches wird im Gastronomie-Kanal verbraucht. Weil während dem Corona-Lockdown alle Restaurants schliessen mussten und die Hotels praktisch keine Gäste mehr zu verpflegen hatten, sprach der Bund kurzfristig 3 Mio Franken für eine Marktentlastungs-Aktion.

«Insgesamt sind es sogar 6,1 Mio Franken, weil für die saisonale Marktentlastung alljährlich 3,1 Mio Franken zur Verfügung stehen», erklärt Regula Kennel, Leiterin Unternehmensentwicklung von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft. Diese Summe wurde in den letzten Jahren ausschliesslich für das Einlagern von Kalbfleisch verwendet.

Proviande beantragte beim Bund Marktentlastungs-Massnahmen

Gemäss Artikel 13 des Landwirtschaftsgesetzes kann sich der Bund in ausserordentlichen Lagen an den Kosten befristeter Massnahmen zur Marktentlastung beteiligen.

Im März 2020 beantragte Proviande beim Bund deshalb eine Kostenbeteiligung, um Preiszusammenbrüche zu vermeiden und Überschüsse auf dem Bankvieh-, Kuh- und Kälbermarkt durch Einfrieren des Fleisches vorübergehend vom Markt nehmen zu können. Eine Woche zuvor wurde dies schon für Gitzifleisch beantragt.

Der Bundesrat genehmigte am 1. April 2020 zusätzlich 3 Mio Franken als Notkredit zur Entlastung des Marktes und verlängerte parallel dazu die Einfuhrperioden der entsprechenden Produkte.

Insgesamt wurden wegen Corona 1000 Tonnen Fleisch eingelagert

Mit diesen Massnahmen sollte der Markt dort stabilisiert werden, wo der Absatz für den Gastronomie-Kanal eingebrochen ist. Insbesondere also beim Kalbfleisch, bei den Edelstücken vom Rind sowie beim Ziegenfleisch – die grösstenteils an Restaurants und Hotelküchen verkauft werden.

Bis am 1. Mai 2020 wurden 122 Tonnen Rindfleisch eingefroren. Diese Massnahme kostete 0,6 Mio Franken. Diese Lager wurden bereits am 8. Mai wieder freigegeben, weil die Nachfrage mit der Wiedereröffnung der Gastronomie-Betriebe am 11. Mai 2020 wieder zugenommen hat.

Zudem wurden im Rahmen dieser Marktentlastungs-Aktion 164 Tonnen Bindenfleisch für die Trockenfleisch-Fabrikation eingesalzen. Diese Massnahme kostete 0,8 Mio Franken.

Schon seit März 2020 wird Kalbfleisch eingefroren und damit vom Markt genommen. Bis am 12. Mai 2020 waren 690 Tonnen Kalbfleisch eingelagert. Diese Massnahme kostete 4 Mio Franken plus Lagerkosten von 10 bis 12 Rappen/kg und Monat, bis das Fleisch wieder ausgelagert wird.

Im Vergleich dazu ist die Einlagerung von 6,5 Tonnen Gitzifleisch mit 33'000 Franken ein kleiner Betrag.

Wer entscheidet, wann das Fleisch wieder auf den Markt kommt?

Die Kühllager für diese rund 1000 Tonnen Fleisch sind in der ganzen Schweiz verteilt. Geführt werden die Kühllager von Unternehmen oder Logistikfirmen, welche Lagerplätze an diverse Firmen vermieten.
«Wann das Fleisch wieder ausgelagert werden darf, bestimmt der Verwaltungsrat von Proviande», erklärt Regula Kennel von der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft.