Schweizer Landrasse

Die Schweizer Landrasse vererbt gute mütterliche Eigenschaften, die Aufzuchtrate bei den Ferkeln ist hoch. Die weissen Schweine mit den Hängeohren haben damit ihren festen Platz in der Schweinezucht.

Steckbrief

Gattung: Schweine (Sus)

Art: Wildschwein

Unterart: Hausschwein

lateinischer Name: Sus scrofa domesticus

Rasse: Schweizer Landrasse

Beginn der Züchtung: Herdebuch seit 1911

Masse

Grösse: 80 cm (Sau), 85 cm (Eber)

Gewicht: 260 bis 290 kg (Sau), 300 bis 340 kg (Eber)

 

Typische äusserliche Merkmale

Die Landrasse ist grosswüchsig und hat einen langen Körper. Weisse Borsten auf rosa-weisser Haut. Hängeohren, welche die Augen halb verdecken.

Leistungsdaten

Die Rasse zeichnet sich unter anderem durch eine hohe Aufzuchtleistung aus. Die Landrasse ist daher in der Schweiz eine wichtige Mutterlinie.

Reproduktionsleistung pro Sau und Jahr

Anzahl Würfe: 2,37

Anzahl lebend geborener Ferkel: 30,78

Anzahl abgesetzter Ferkel: 26,96

Das zeichnet diese Rasse aus

Die Schweizer Landrasse ist für ihre Fruchtbarkeit und ihre hohen Aufzuchtleistungen bekannt. Letzteres wird möglich durch die guten Muttereigenschaften, welche die Landrasse zu einer fürsorglichen Sau machen. Die Rasse ist ausserdem langlebig.

Während das Edelschwein reinerbig resistent gegen das Bakterium E. coli F18 ist, ist die Landrasse «nur» teilweise reinerbig resistent. Aktuell wird daran gearbeitet, dass die ganze Population genetische Resistenz erlangt.

Die Geschichte der Schweizer Landrasse

Als Mutterlinie gezüchtet

Die Schweizer Landrasse hat einen festen Platz in der Schweinezucht. Sie ist insbesondere beliebt, weil sie gute mütterliche Eigenschaften mit sich bringt: Die Ferkelaufzucht-Rate ist hoch, die Verluste gleichzeitig gering. Ausserdem sind die Muttersauen sehr fruchtbar und langlebig.

Die Rasse wird als Mutterlinie gezüchtet. Anschliessend wird sie mit dem Edelschwein, der zweiten Schweizer Mutterlinie, gekreuzt, um lang-lebige und fruchtbare F1-Kreuzungssauen zu erzeugen. Diese Hybridschweine bringen die Vorteile des Heterosis-Effekts mit sich: Sie zeigen die positiven Eigenschaften der Eltern in ausgeprägterer Form. Die Kreuzungssauen gebären zahlreiche Ferkel und legen damit den Grundstein für die Schweineproduktion.

Aus den regionalen Landschlägen entstanden

Natürlich waren die Schweizer Landrasse und deren Nachkommen nicht immer so produktiv. Im Mittelalter war das Schwein das Vieh der Kleinbauern und diente der Selbstversorgung. Züchterisch lief wenig. Die Tiere gaben schliesslich genügend Fleisch her für die Selbstversorgung. Da Nachbarn oft gemeinsam einen Eber hielten, wurden dessen Gene in der Region stark verteilt. Das führte zu vielen regionalen Landschlägen.

Von verschiedenen dieser Schläge stammt die Schweizer Landrasse ab. Nachdem Yorkshire-Schweine aus England eingekreuzt und die Rasse bereinigt wurde, sprach man ab dem Ende des 19. Jahrhunderts von der Landrasse. Seit 1911 wird ein Herdebuch geführt. Diese Aufgabe erfüllt heute die Suisag, Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für die Schweizer Schweineproduktion.

Seit dem ersten Herdebucheintrag hat sich die Rasse weiter entwickelt. Ab den 1950er-Jahren wurde sie vom ehemaligen «Fettschwein» zum langen «Fleischschwein» gewandelt, um den veränderten Konsumentenwünschen gerecht zu werden. Ähnlich wurde auch in anderen Ländern mit den alten Landschlägen weitergezüchtet, weshalb die Landrasse – mit kleineren, regionalen Unterschieden und unter unterschiedlichen Namen – weltweit verbreitet ist.

Das Erkennungszeichen: Die Hängeohren

Zum Schluss ein kleiner Exkurs zu den Hängeohren der Schweizer Landrasse. Die sehen unpraktisch aus, versperren sie doch die Sicht auf Futter, potenzielle Partner oder Gefahren. Weshalb hängen also diese Ohren?

Nach heutigem Wissen hat das mit dem sogenannten Domestikations-Syndrom zu tun. Darunter sind alle Eigenschaften zusammengefasst, die sich bei Haus- und Nutztieren von den Artgenossen in freier Wildbahn unterscheiden: Zahmer Charakter, hellere Haut oder eben Hängeohren. Konkret wurde bei den domestizierten Rassen die Anzahl einer bestimmten Zellart, den Neuralleisten-Zellen, reduziert. Diese Zellen beeinflussen unter anderem die Knorpelbildung, welche auch für die Ohren zentral ist.

Zuchtfortschritt beruht immer auf Selektion

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Ohren hängen, weil weniger Knorpel gebildet wird. Ursache davon ist die gezielte Züchtung unserer Haus- und Nutztiere. Man kann das gut oder schlecht finden. Tatsache ist, dass die Hängeohren die Schweine nicht allzu stark im Alltag behindern, weil sie nicht mehr in der freien Wildbahn überleben müssen.

Tatsache ist auch, dass Zuchtfortschritt immer auf Selektion beruht und dass diese wiederum dazu führt, dass sich Tiere über die Zeit verändern – auch bei Merkmalen, auf denen der Fokus nicht lag. Somit sind die Schweine der Schweizer Landrasse bloss ein Beispiel unter vielen.

Bestandesentwicklung

Die Schweizer Schweinezucht findet auf spezialisierten Betrieben statt, die mit der Suisag zusammenarbeiten:

Kernzuchtbetriebe stellen reinrassige Tiere bereit. Die besten Eber kauft die Suisag den Züchtern ab. Die Eber kommen in die KB-Station (künstliche Besamung) der Suisag. Die Eber werden zum Rassenerhalt genutzt. Für die Mastferkelproduktion werden hingegen Eber von Vaterlinien eingesetzt.

Die besten Jungsauen kommen auf den Vermehrungsbetrieb, wo sie gedeckt werden. Die dabei entstehenden Kreuzungssauen gehen in die Produktion.

Bei der Eigenremontierung geht es darum, Mastferkel mit selbst remontierten Jungsauen bereitzustellen.

In der Produktion werden die gezüchteten Sauen eingesetzt, um Mastferkel zu erzeugen. Die Produktion ist nicht mehr Teil des Herdebuches, weshalb keine genauen Tierzahlen bekannt sind.

Links & Quellen

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