Eringer

Eringer haben einen ausgeprägten Kampfgeist. Die Kühe kämpfen auf der Alpweide genauso wie in der Arena. Nebst dem Spektakel liefert die Walliser Dreinutzungsrasse Milch und Fleisch.

Steckbrief

Gattung: Rind (Bos)

Art: Hausrind

lateinischer Name: Bos taurus

Rasse: Eringer, (franz.: Race d’Hérens)

Ursprung: Wallis

Beginn der Züchtung: Ursprung 3000 vor Christus, eigenständige Rasse seit 1884

Gefährdungsstatus gemäss FAO: gefährdet (berücksichtigt werden u.a. Populationsgrösse und Anzahl männlicher/weiblicher Zuchttiere)

Masse

Widerristhöhe: 120 bis 130 cm (Kuh), 125 bis 135 cm (Stier)

Gewicht: 500 bis 650 kg (Kuh), 650 bis 900 kg (Stier)

 

Typische äusserliche Merkmale

Eringer sind nicht sonderlich gross, haben jedoch einen breiten und muskulösen Körper. Ihr Fell ist dunkelrot bis schwarz. Der Kopf ist breit, mit kräftigen Hörnern.

Leistungsdaten

Die Eringer sind eine fleischbetonte Zweinutzungsrasse. Oft wird eine dritte Nutzung hinzu gezählt: Die traditionellen Ringkuhkämpfe.

Milchleistung

Leistung: 3300 kg Milch / Laktation

Fett: 3,9 %

Protein: 3,5 %

Mastleistung

Geburtsgewicht: 34 bis 38 kg

Tageszunahme: rund 1100 g

Zwischenkalbezeit: 369 bis 377 Tage

Das zeichnet diese Rasse aus

Über die Schweiz hinaus bekannt sind die Eringer wegen ihres ausgeprägten Kampfgeistes. Die Kühe fechten untereinander Rangkämpfe aus, mit denen sie die Hierarchie innerhalb der Herde klären.

Die Eringer sind genügsame, anpassungsfähige und robuste Tiere. Sie sind geländegängig und daher gut angepasst an die Alpung, die sie traditionell im Sommer mitmachen.

Die Geschichte der Eringer

Die Rangordnung klären

In jeder Kuhherde herrscht eine klare Rangordnung. Es gibt eine Leitkuh und solche, die immer als Letzte fressen müssen. Es gibt beste Freundinnen und jene, die sich nicht ausstehen können. Um diese Hierarchie zu klären, wird geschubst und gerangelt und weggedrängt.

Bei den Eringern ist das nicht anders – ausser, dass es dabei zu wahren Kämpfen kommt. Mit gesenktem Kopf, Stirn an Stirn stossen die kleinen, aber muskulösen Kühe gegen ihre Kontrahentin. Solange, bis eine der beiden aufgibt.

«La reine des reines»

Dieses natürliche Verhalten zeigen die Eringer auf der Alp genauso wie in der Arena der Ringkuhkämpfe. Bei diesen Kämpfen führen die Züchter und Halterinnen ihre Tiere in die Arena und lassen sie dort gegen andere Kühe antreten.

Die Siegerin wird zur Königin gekürt, zur «reine des reines». Der Besitzer erhält eine Kuhglocke, Ruhm und Ehre. Seine Kuh gewinnt an Ansehen, womit ihr Marktwert steigt.
Diese Kämpfe werden von Tierorganisationen als Tierquälerei bezeichnet. Die Kuhkämpfe bedeuteten Stress für die Tiere zwecks Unterhaltung der Menschen. «Wir fordern von den Eringern in der Arena lediglich ein Verhalten, das ihrem Naturell entspricht», entgegnet Blaise Maître, Geschäftsführer vom Schweizerischen Eringerviehzuchtverband (siehe Interview mit Blaise Maître).

Ausserdem sind die Kämpfe ein wichtiger Grund, weshalb die Rasse gehalten und damit erhalten wird.

Mit den Römern ins Wallis gekommen

Die Kuhkämpfe werden seit den 1920er-Jahren im Wallis veranstaltet. Zur gleichen Zeit wurde der Schweizerische Eringerviehzuchtverband gegründet. Die Linie der Eringer reicht jedoch viel weiter zurück.

Ihre Vorfahren sind 3000 Jahre vor Christus mit den Römern ins Wallis gelangt, wo sie in der Folge insbesondere im Val d’Hérens vertreten waren. Dort waren sie Jahrhunderte lang ein wichtiger Grundstein für die Versorgung der Bevölkerung. Die Zucht einer reinen Rasse stand dabei nicht im Vordergrund.

Erst 1859 findet sich der Begriff der «Evolèner Rasse» in einem Bericht der Walliser Regierung. Zwei Jahre später änderte sich dies zur «Eringer Rasse». Ursprünglich war also mit Eringern (franz.: Hérens) und Evolèner (ein Dorf im Val d’Hérens) dieselbe Rasse gemeint.

1884 wurden die Eringer schliesslich als eigenständige Schweizer Rasse anerkannt, bei der auf unifarbenes Fell selektiert wird. Die Evolèner trennten sich zu diesem Zeitpunkt ab und werden seither als gefleckte Rasse gezüchtet.

Milch- und Fleischleistung kann nicht mithalten

Mit der Produktionssteigerung in der Landwirtschaft nach den Weltkriegen begann die Eringer-Population stetig zu schrumpfen. Zuwachs hatten stattdessen jene Rinderrassen, welche stärker auf Milch- oder Fleischleistung gezüchtet wurden.

Heute hat sich der Bestand eingependelt. Die Dreinutzungsrasse – mit Fleisch, Milch und Kampf – ist bei HalterInnen wegen ihrer Robustheit und ihrem Charakter beliebt. Die Tiere sind ausserdem gute Berggängerinnen, womit sie ideal an die Walliser Alpweiden angepasst sind.

Die Eringer sind bis heute tief im Wallis verwurzelt. Mittlerweile finden sich zwar auch LiebhaberInnen in anderen Kantonen. 88 Prozent aller ZüchterInnen kommen jedoch aus dem Wallis. Mitten in der Bergwelt, zwischen Tradition und moderner Landwirtschaft, sind sie wahrlich Königinnen, diese muskulösen, schwarzen Kühe.

Bestandesentwicklung

Im 20. Jahrhundert ging der Bestand der Eringer markant zurück, während Milch- und Fleisch-leistungsstarke Rassen zunahmen. Mittlerweile haben sich die Zahlen eingependelt und liegen heute bei rund 13'000 Tieren. Das mache 0,8 Prozent am gesamten Schweizer Viehbestand aus, heisst es in der Broschüre des Zuchtverbandes. Im Kanton Wallis gehören knapp 40 Prozent der Rinder zur Eringerrasse.

Die Zahlen der registrierten Züchter und ihrer Herden zeigen eine ähnliche Entwicklung: Die Herdebuchzahlen haben sich, nach einer stetigen Abnahme über die Jahre, nun bei rund 6000 Herdebuchtieren stabilisiert (siehe Grafik).

Links & Quellen

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