Ich habe mir lange überlegt, ob ich wirklich Luzerne anbauen soll. Ich hatte Angst davor, dass ich für den idealen Schnittzeitpunkt bei jedem Wetter mähen muss», erklärt der Ackerbauer Beat Kaufmann. Diese Befürchtungen waren unbegründet.

«Die Luzerne behält den Eiweissgehalt, auch wenn sie erst ein bis zwei Wochen später gemäht werden kann. Somit ist sie flexibler nutzbar als eine mehrjährige Kunstwiese, welche mit dem Alter schnell verholzt und an Gehalt verliert», entgegnet Peter Bürli von der Bürli Trocknungsanlage.

Dieses Argument hat Beat Kaufmann überzeugt, auf seinem Ackerbaubetrieb jeweils eine Parzelle Luzerne anzubauen. Dies macht er bereits seit rund 10 Jahren. Mit der Luzerne kann er nicht nur grosse Mengen an einheimischem Eiweiss produzieren. Die Pflanze bietet ihm noch weitere vorteilhafte Eigenschaften. Und im Anbau ist sie relativ pflegeleicht.

Kurz & bündig

- Luzerne hat einen hohen Eiweissgehalt, bietet viel Ertrag ohne Düngung und ist trockenheitstolerant.
- Für eine verlustarme Ernte ist nicht zwingend ein Bandschwader nötig.
- Das schlimmste für die Luzerne ist Bodenverdichtung und ein zu tiefer Schnitt.

«Das Saatgut ist relativ teuer, aber lohnt sich»

Beat Kaufmann sät die Luzerne am liebsten Ende August nach Weizen – ähnlich wie Kunstwiese. Er hat die Mischung OH-Alfamix-Nitra von Otto Hauenstein Samen gesät, welche aus drei Luzerne-Sorten besteht. Bei der Luzerne ist wichtig, dass sie in einer Höhe von etwa 15 bis 20 cm überwintert. Säuberungsschnitt wird keiner gemacht. Höchstens, wenn sie im Herbst zu hoch wächst, kann sie mit dem Mähwerk auf diese Höhe zurückgeschnitten werden, damit der Schnee sie nicht zu Boden drückt.

Der erste Schnitt kann erst im Frühling genommen werden, kurz vor der Blüte. Anschliessend kann in einem Intervall von fünf bis sechs Wochen gemäht werden. Das gibt drei bis vier Schnitte pro Jahr.

Wichtig ist, die Luzerne bei einem Schnitt blühen zu lassen und erst in der Blüte zu mähen. Sonst geht sie irgendwann verloren. Pro Jahr kann ein Ertrag von 15 bis 18 Tonnen Trockenmasse generiert werden. Und das ohne Düngung.

«Ich fahre die extensive Strategie. Im Gegensatz zu einem Weizenfeld muss ich die Luzerne weder düngen noch spritzen und der Boden kann in dieser Zeit ruhen», erklärt Beat Kaufmann. Luzerne verträgt keine zu starke N-Düngung, da sie den Stickstoff in ausreichender Menge aus der Luft binden kann.

Beat Kaufmann hat die Luzerne nicht in der Fruchtfolge, sondern lässt sie je nachdem, wie sauber sie bleibt, drei bis vier Jahre stehen. So lohne sich auch erst der höhere Saatgutpreis, meint Beat Kaufmann. Die Pflanze ist im Anbau sehr genügsam, aber beim Ernten müssen einige Punkte beachtet werden.

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Luzerne darf man nicht zu tief mähen

Peter Bürli empfiehlt, für die Ernte ein Scheibenmähwerk ohne Knicker einzusetzen. Denn der Knicker würde die wertvollen eiweisshaltigen Blätter abschlagen. Weiter ist es wichtig, dass die Messer scharf sind. Die Luzerne muss sauber geschnitten und darf nicht abgeschlagen werden. Sonst franst die Halmbasis aus und Regenwasser kann in den Stängel gelangen, wodurch die Luzerne verfault.

Zudem ist es wichtig, die Luzerne auf mindestens 8 bis 9 cm Höhe zu mähen. Deshalb hat Beat Kaufmann an seinem Mähwerk Hochschnittkufen montiert. Diese Massnahme ist sowohl für den Erhalt der Luzerne wichtig, aber auch wegen der Reduktion der Futterverschmutzung.

Beat Kaufmann mäht die Luzerne, wenn der Boden gut abgetrocknet ist, damit Bodenverdichtungen möglichst reduziert werden. Denn das verträgt die Luzerne gar nicht. Anschliessend lässt er die Ware drei bis vier Stunden anwelken. Zum Erhalt des Eiweissgehaltes darf die Luzerne nicht gezettet werden, da sonst die wertvollen Blätter verloren gehen. Danach wird sie mit dem Kreiselschwader geschwadet.

Für die Luzerne-Ernte braucht es nicht unbedingt einen Bandschwader

Peter Bürli erklärt, dass für einen erfolgreichen Luzerne-Anbau mit wenig Bröckelverlusten nicht zwingend ein Bandschwader nötig sei. Wenn der Bestand hoch gemäht wird, kann der Kreiselschwader auch entsprechend hoch eingestellt werden. Somit wird die Futterverschmutzung stark reduziert und die noch feuchte Luzerne schonend geschwadet. Anschliessend wird die Luzerne mit dem Ladewagen von Peter Bürli in die Trocknungsanlage gebracht. Dort werden entweder Pellets oder Luzerneballen unter dem Namen «Swissluz» gemacht, die anschliessend im Handel verkauft werden. Die Trocknung ist die schonendste Konservierungsart für Luzerne. Denn der Bröckelverlust kann durch die kurze Anwelkzeit und den Verzicht auf den Zetter deutlich minimiert werden

Für Luzerne ab Schwad erhält Beat Kaufmann zwischen 10 und 14 Franken pro 100 kg Trockengut. Peter Bürli will die Luzerne mit einem gewissen Mehrpreis gegenüber Trockengras fördern. Er handelt schon lange nicht mehr mit ausländischer Luzerne. Damit will er die einheimische Eiweissproduktion ankurbeln. Denn mit heimischer Luzerne kann die Qualität des Futters selbst beeinflusst werden. Und nebst dem hohen Eiweissgehalt bietet die Luzerne noch weitere Vorteile.

«Luzerne ist so eine dankbare Pflanze»

«Gerade in diesem trockenen Sommer konnte man gut beobachten, wie die meisten Kunstwiese-Mischungen vertrocknet sind und im Gegenzug die Luzerne dunkelgrün wuchs und blau blühte», erzählt Beat Kaufmann. Die Pflanze ist nebst dem hohen Eiweissgehalt und Trockenheitstoleranz auch wertvoll für den Boden. Durch die langen Pfahlwurzeln wird der Boden tief durchwurzelt und gelockert.

Ausserdem muss sie kaum bis gar nicht gedüngt werden, da die Leguminose Stickstoff aus der Luft binden kann. Und dank der Blüten bietet sie Nektar für Bienen und andere Nützlinge. «Die Luzerne ist so eine dankbare Pflanze, sie würde wunderbar ins Grasland Schweiz passen. Gerade jetzt, wo die Stickstoff- und Biodiversitätsproblematik politisch so im Vordergrund steht, könnte die Luzerne ein wertvolles Element für diese Punkte sein», meint Peter Bürli.

Betriebsspiegel

Beat Kaufmann, Nottwil LU

LN: 25 ha
Kulturen: Weizen, Mais, Raps, Gerste, Luzerne
Tierbestand: 20 Morenplätze
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen